Donnerstag, 31. Dezember 2009

Laos - Vientiane

14.10.2009 - 18.10.2009

Vang Vieng ist abgehackt. Auf gehts zur laotischen Hauptstadt. Immer noch angetrieben durch Daniels (Mongol Ralley) Tramper-Erzaehlungen, haben wir den Versuch nach Vientiene per Anhalter zu fahren gestartet. In der Mittagshitze gings ca. 4km mit vollen Gepaeck zur Haupstrasse. Kurz vor dem Erreichen, das erste Auto. Ein Limolaster aber nicht beladen mit frischer Limonade, sondern randvoll mit Bierkisten. David der sich die Fahrt schon so schoen ausgemalt hatte, stuerzte auf die Strasse und wurde kurzerhand enttaeuscht. Der Laster fuhr leider nur bis zu 200m entfernten Tankstelle. Also weiter und neuer Versuch! Diesmal waren es 2 Jungs die uns auf ihre Ladeflaeche einluden. Nach ca. 10km stoppten sie den Wagen mitten im Nirgendwo und wollten von uns einen nicht akzeptablen Betrag haben. Wir schlugen aus und wartenten im Dschungel erneut. Vielleicht ist das Fahren per Anhalter nicht unsere Sache oder was ich eher denke, ist Trampen seit China nicht ueblich. Fast uberall verkehren zwischen den Staedten Busse oder Taxis die jeden am Strassenrand Wartenden mitnehmen. Der Preis wird vorher abgemacht und los gehts. Das Verhandeln uebernehme wie immer ich und wir kommen immer noch billiger nach Vientiane als die Anderen.

So ruhig und gelasssen die Loaten das Leben angehen, ist auch ihre Hauptstadt. Noch nie habe so viel Gelassenheit in einer Stadt erlebt, die das politisches und wirtschaftliches Zentrum eines Landes darstellt. Die Nationalbibliothek wuerde man in Deutschland als Dorfbuecherei bezeichnen. Ein Anzeichen dafuer, dass Laos zu den aermsten Laendern Suedostasieans gezaehlt wird. Die Menschen auf den Strassen gehen ihr Leben mit Gelassenheit an und werden nicht hektisch von irgendwelchen Lichtern gesteuert. Eine grosse Diskothek, wo sich die Jungend am Wochenende trifft, unzaehlige Strassenstaende und alle folgen dem Lauf des Mekongs. Das die Laoten ihren eigenen Kopf haben, ist an der Geschichte von ihren Triumpfbogen zu erfahren. Als "gut" gemeinte Geste boten die USA ein wirtschlaftlichen Beitrag zum Bau eines Flughafen an. Der von amerikanischen Geld bezahlte Beton wurde aber nicht fuer den Flughafen, sondern kurzehand fuer den Uebergrossen Triumpfbogen verwendet.

Abgesehen, dass wir Vientiane mit herrlichen rosafarbenden Hello Ketty Fahrraedern erkundenten, mussten wir unseren Plan fuer Vietnam festsetzen. Vietnam ist das einzige Land auf unserer Reise, in das man kein Zeitfenster fuer die Einreise hat. Jeder Tag in dem man spaeter einreist ist sozusagen ein verlorener Tag. Wir wussten schon vorher, dass wir in Vietnam jeden Tag gebrauchen koennen. In Vang Vieng liessen wir uns von den Maedels ueberreden, dass Visum bereits im Netz anzumelden. Was wir bis zu unseren Abholung nicht wussten, ist dass diese Art der Visavergabe nur per Flug-Einreise gilt. So stehen wir ahnungslos in der Botschaft (in der uns die Maedels mit verzogener Miene entgegekommen) und aergern uns, weil wir nicht auf unsere eigenen Reiseerfahrungen vertraut haben. Nach der Mittagspause versuchen wir mit dem Botschafter die Situation zu regeln. Der bleibt aber vorerst hart. Doch wie schon gesagt. Begnuegt euch nie mit dem ersten Nein. David und ich legten alles in die Wagschale. Die unorganisierten Deutschen ernteten so viel Mitleid, dass der Botschafter nicht nur, den im Internet schon bezahlten Betrag gegengerechtnet hatte, sondern uns auch ein 35 anstatt 30 taegiges Visum ausgestellte. Die Freude stand uns regelrecht ins Gesicht geschrieben. Vietnam hatte einmal mehr an Sympathie dazu gewonnen. Ausserdem lernten wir Jessica (Amerikanerin) und Freya (Australierin) kennen. Mit diesen beiden werden wir im Laufe unserer Reise noch viele Gemeinsames erleben.

Am Tag darauf verliessen wir Vientiene erneut mit dem Versuch zu Trampen. Nach einer halben Stunde gaben wir auf und fuhren im Tuk Tuk zur Bushaltestelle. Die 12 stuendiger Fahrt nach Tha Khek, unser lezten Station in Laos, wurde fuer mich zur Hoelle. Meine Zahnschmerzen von Luang Prabang machten mir immer noch sehr zu schaffen.

Freitag, 25. Dezember 2009

Laos - Luang Prabang

08.10. 2009 - 10. 10 2009

Der Plan zunaechst nach Luang Prabang zu fahren, war in China entstanden. Dort hatte uns ein aus Laos eingereister Backpacker eine Karte mit den wichtigen Plaetzen seiner Zeit in Laos eingezeichnet. Generell war Laos von vielen Reisenden als Land empfohlen worden, in dem Reisende noch als Exoten und nicht als potenzielle Geldquelle empfangen werden. Tatsaechlich habe ich aber in wenigen Staedten der Reise mehr Touristen getroffen, als in Luang Prabang. Dies hat sicher seinen Grund, denn viele Tempel haben die Stadt sogar ganz offiziell Welterbe werden lassen. Maxx und ich haben keinen einzigen gesehen.

Statt dessen wagten wir ein nahezug waghalsiges Unterfangen. Nachdem die Ausruhtage in Kunming naemlich nicht wirklich neue Energie gebracht hatten, aenderten wir unsere Strategie. Getreu dem Motto "von nichts kommt nichts" beschlossen wir uns Fahrraeder zu mieten und zu einem 30 Kilometer entfernten Wasserfall zu fahren. Das war an sich schon ziemlich unvernuenftig, im Sinne von nicht rentabel, weil ein Kleinbus (TukTuk) deutlich billiger gewesen waere, als die Leihgebuer fuer die Fahrraeder. Und auch gesundheitlich bedenklich, weil wir beide deutliche Grippesymptome (oder gar Malaria) aufwiesen. Bei Maxx kamen auch noch Zahnschmerzen hinzu. Wenn ich die Zahnschmerzen im folgenden aber als Altersschwaeche deute, liest es sich viel lustiger. Unser kleiner Ausflug wurde naemlich die Hoelle...

Eigentlich sogar noch viel heisser, denn nach einem selbst zusammengestellten Fruehstueck (immer nur Nudelsuppe ist irgendwann dann doch nicht so toll) brachen wir genau in der Mittagshitze auf. Und recht schnell stellten wir fest, dass 30 Kilometer in Laos nicht gleich 30 Kilometer in Deutschland sind (diese verflixten kulturellen Unterschiede) denn Laos ist deutlich bergiger! (vielleicht also eher wie Bayern als Deutschland). Die ersten Steigungen nahmen wir noch tapfer, motiviert von beeindruckt winkenden Touristen, die uns im TukTuk ueberholten und die Aussicht genossen, waehrend es begann fuer uns schmerzhaft zu werden.

Wahrend ich aber die Zaehne zusammenbiss, musste Maxx wohl doch einsehen nicht mehr 20 zu sein und letztlich schon auf halber Strecke das letzte Stueck (eines wirklich ueberhohen) Berges schieben. Zum Glueck ging es danach bergab und nachdem wir uns ueber einige kleinere Berge gequaelt hatten, wohlverdiente Pause (noch 15 Kilometer verbleibend und beide bereits fix und alle- und lieber nicht darueber nachdenken: der Rueckweg!).

Mit wenig frischen Kraeften machten wir uns irgendwann weiter auf den Weg und schafften es auch irgendwie bis zwei Kilometer vor dem Wasserfall. Hier setzte ein letzter moerderischer Berg an, von dem just zwei munter (und viel schlimmer nicht erschoepft) wirkende Maedels auf ihren Raedern geschossen kamen und uns froehlich zuriefen: "you nearly reached".

Das fuehlte sich fuer uns aber ganz anders an. Wahrend ich es unter unsaeglichen Schmerzen (von denen ich mir ausser einem hoch roten Kopf, zittrigen Beinen und pitschenassem Shirt natuerlich nichts anmerken liess) auf den Berg schaffte, kam Maxx eine Weile spaeter angeschoeben. Genug Zeit fuer mich seine Kamera vorzubereiten und ein paar herrlich deprimierende Zielfotos zu schiessen. Das war wirklich schrecklich, fuer uns beide.

Und der Rueckweg stand ja noch an, aber wenn man gar nicht weiter kann (im wahrsten Sinne des Wortes), dann hilft meistens Einsicht, bzw. Demut. Unsere bestand darin weiteres Geld (aber diesmal vernuenftiges) zu investieren und im TukTuk (die Raeder auf dem Dach) zurueck in die Stadt zu fahren.

Urspruenglich wollten wir von Luang Prabang aus den Mekong mit einem Boot heunterfahren. Doch fehlende Information ueber diese auch unter den Backpackern Moeglichkeit des Reisen, brachte uns dazu die Idee zu verwerfen. Daniel (Mongolian Rally) erklaerte uns spaeter in Vietnam, wie wirs es haetten anstellen sollen.

Stattdessen fuhren wir mit einem Kleinbus, in dem doch noch 14 Leute hineinpassten in Richtung Vang Vieng. Die Fahrt war nicht nur wegen der schon eingespielten Reisegruppe erlebnisreich. Auch die herrliche Landschaft trug sein Teil dazu bei, dass die 10 Stunden wie im Fluge verflogen.

Dienstag, 17. November 2009

Maxx's - China Teil II

25.09.2009 - 07.10.2009

Wieder zurueck im Zug auf dem Weg nach Nanning wollte Gott mir keine Ruhe goennen. Als ich mein Platz gefunden hatte und doch nicht ganz sicher war, sprach mich Sonia mit den Worten "I have no idea" an! Hmm ich zeigte ihr mein Ticket und im Abgleich mit ihrem bestaetigte sich, dass wir beide nicht falsch lagen. Darueber froh, einen Gespraechspartner fuer die Fahrt zu haben, begann ich erstmal ueber mein naechstes Ziel zu gruebbeln. Typisch Frauen! Sonia unterbrach die wortlose Ruhe. Wir kamen ins Gespraech und sie erzaehlte mir, dass sie hauptsaechlich wegen eines 3D Kinofilms nach Nanning faehrt. Spaeter aber noch Freunde treffen wird, um mit ihnen auf alten Studentenzeiten anzustossen. Gluecklich ueber den perfekten Uebersetzer, versprach ich sie ins Kino zu begleiten, wenn sie mir bei meiner weiteren Reiseplanung zur Seite steht. Schnell war abgemacht, dass ich 2 Naechte in Nanning bleiben werde. Ich sollte es nicht bereuen. Sonia entpuppte sich als schoenster Teil meiner Reise. Gleich am naechsten Morgen holte sie mich im Hostel ab und wir fuhren in das besagte Kino. An der Kasse wurde mir die Vorfreude genommen, einen Film in Englisch sehen zu koennen. Im gleichen Atemzug machte mir die Kassiererin aber wieder Mut, dass ich nicht der erste Auslaender bin, der sich das antut. Sonia erwies sich als gute Uebersetzerin und mir blieb die Geschichte nicht ganz verborgen. Den Rueckweg zum Hostel nuzte ich fuer meine Lieblingsbeschaeftigung. FOTO's! Die Stadt wurde kurzerhand zum Studio umfunktioniert. Trotz extremer Hitze gelang es mir mit Sonia einige lustige Aufnahmen zu machen.

Der Abend gestaltete sich aehnlich wie in Yangshuo. Das Dach von Monkey Jane verwandelte sich in eine Studentenbar, wo es 5 Flaschen (630ml) Tschingdoa zum Spottpreis fuer 10 Yuan (ca. 1 Euro) gab. So wie ich es verstanden habe, wird diese Kneipe von der Brauerei gesponsert. Perfekte Marketingstrategie! Ein Appell von mir, an alle deutschen Braustuben.
Da nur Bier trinken fuer die Chinesen auf Dauer zu langweilig wurde, ging es nach der zweiten Runde auf eine Geburtstagsparty. Ahnungslos dachten die Jungs im Taxi noch ueber ein Geschenk nach. Keine Ahnung wie sie darauf gekommen sind aber sie waehlten mich als lebendes Mitbringsel? Jegliche Diskussion meinerseits wurde sofort abgewehrt und ich musste mich Zaehne knirschend meinem Schicksal hingeben. Etwas unwohl war mir schon zu Mute, doch Sonia stand mir immer tapfer zur Seite, so dass letztendlich meine Zweifel nicht von Noeten gewesen waeren. Den Tag bzw. die Nacht liessen wir dann irgendwo in einem der unzaehligen Strassenlokale mit einem chinesischen Trinkspiel (das sich dem Schwindel-Max aehnelt) ausklingen. Kopfrechnen und Luegen waren meinen Mitstreitern zu dieser Zeit schon zu viel. Ich wurde Zeuge wie sich alle nacheinander verabschiedten. Der Nachtzug durch Nanning war beendet und ich war froh das Ticket fuer meine naechste Station schon in der Tasche zu haben. Ohne diesen 'genialen' Schachzug waere ich wohl ein weiteres Mal haengen geblieben.

Der Auftritt von Carlo.

Mein Neffe keine 7 Monate alt, ueberhaupt der Star in China, diente mir als Lesezeichen im Lonley Planet. Ohne diesen Reisefuehrer verlaesst kein Backpacker seine Heimat. Es ist beeidruckend wichtig einem dieses Buch werden kann. Ich hatte meinen LP im Hostel liegen gelassen und sass schon im Zug, als ich die Katastrophe bemerkte.

Sonia bei der ich mich ein weiteres Mal bedanken moechte, holte den ab und brachte diesen am naechsten Tag zeitig frueh zur Busstation. Grandioses China! Man kann fuer stolze 10 cent Dinge mit dem Bus mitschicken so lang der noch Platz im Kofferraum hat. Ausgeruestet mit einer SMS in chinesisch, machte ich mich am naechsten Tag auf den Weg zur Busstation, um meinen kleinen Neffen wieder zu mir zu holen. Bemerkenswert wie hilfreich die Chinesen zu uns Auslaender sind. Ich zeigte die SMS einer Frau und schon scharrten sich ca. 10 Helfer/in um mich herum. Natuerlich sprach keiner von ihnen Englisch. An der Paeckchenausgabe angekommen, konnte ich meine Reiseerfahrungen einsetzen. Lasse dich nie mit dem ersten "NEIN" abspeisen. Bleibe hartnaeckig und draenge die Leute zum Handeln. Wegen der sprachlichen Probleme wollte mir die Frau an der Theke nicht so recht zu hoeren und verwies mich auf spaeter. Es haette bedeutet, dass ich noch einen weiteren Tag in Baise verbringen muesste. Ich war mir sicher, dass das Buch mit dem besagten Bus mitgeschickt wurde. Wie schon erwaehnt blieb ich hartnaeckig und siehe da die Dame setzte sich in Bewegung, um mein Paekchen zu holen.
Ueber Baise selbst ist wenig zu berichten. Ausser einem Denkmal und einem Museum, die den Helden des Kommunismus gewidmet sind, findet man dort nur die Betonetagen des schnell wachsenden China. So bekam ich endlich meine lang ersehnte Pause von den letzten stressvollen Tagen.

Tausche Elektro- gegen Dieselmotor!

Die Fahrt nach Funning fuehrt erstmals abseits jegelicher Touristenpfade mitten uebers Land. Kurz bevor ich die Stadt erreichte beschaeftigte sich ein Maedchen mit meinem Sprachfuehrer. Sie zeigte mir ein paar Phrasen und die stille pantominische Gespraechsrunde ist eroeffnet. "Wollen wir heute Abend etwas zusammen essen?" Hmm ja klar warum nicht. Das Hotel war, dank der Chinesin schnell gefunden. Mit dem Taxi gings dann zum Restaurant, wo ihre Freunde schon auf uns warteten. Es gibt Fisch, Huhn und nun ja (was ich erst spaeter in Erfahrung gebracht habe) Ratte. Um ehrlich zu sein war es das beste Fleisch auf dem Tisch. Seit meiner Abreise habe ich kein Filet oder Bruststueck von welchen Tier auch immer gegessen. Wahrscheinlich gehen die Delikatessen alle nach Deutschland? Ich schaetze mal, dass es nicht noetig ist das Fleisch dieses kleinen Tierchen zu trennen. Was soll man dann noch essen? Mein Sprachfuehrer erweist sich einmal mehr als bestes Unterhaltungsmittel und lenkt die Aufmerksamkeit von meiner Person zunaechst etwas ab. Nach dem Essen gings zurueck zum Hotel, wo sich die Maedels erstmal meiner Dusche bedienten. Meine Vorahnung hatte sich bewahrheitet. KARAOCKE! Erfahrung konnte ich aus der Mongolei und China schon vorweisen, doch konnte ich mir nicht vorstellen mit 4 Chinesinnen singen zu gehen. Der naechste Vorschlag war noch schlimmer TANZEN!!! Jeder der mich kennt, weiss das diese 2 Woerter in meinem Wortschatz nur selten vorkommen. Zumindest wenn es mich selber betrifft. Stattdessen ging ich ins Internet-Cafe. Bis heute eine super Entscheidung. Mein Couch-Nachbar machte sich mit einem Uebersetzungsprogram aufmerksam. Chinesisch-Englisch - Englisch-Chinesisch die Plauderstunde wurde eroeffnet. Er gab mir zu verstehen, dass ich der erste Europaeisch aussehende Mensch bin mit den er spricht und deswegen sehr aufgeregt sei. Eine feine Sache diese Seite. Ab sofort konnte ich mich, zumindest in den Internet-Cafe's mit den Chinesen unterhalten. Ein sicheres Reisen war nun vorprogrammiert.

Guangnan eine kleine Stadt irgendwo in nordoestlichen Teil der Provinz Yunnan.
Eine Strasse quer durch die Berge, mal rechts mal links immergruene Reisfelder, wo der Fahrer unseren Bus elegant am Abgrund entlang manovriet hatte. Vor jeder Kurve gabs ein Hupen, gebremst wurde aber nicht. Schliesslich kann der Gewarnte seine Fahrgeschwindigkeit reduzieren. Dennoch brachte mich diese Fahrweise, nach all dem schon Erlebten, nicht aus der Ruhe.

In Guangnan angekommen fuehle ich mich einmal mehr wie im offenen Zoo. Welche Kreatur steigt dort aus dem Bus und was in Gottes Namen sucht diese hier in unserer Stadt. Da mir die Hilfe der Leute vorerst verborgen bleibt, versuche ich mir das Schriftzeichen fuer Hotel einzupraegen und gehe damit auf die Suche durch die Strassen. Nach einer Weile erfolglosen umherirren, ist es Ami die mir ihre Hilfe anbietet. Ami 17 Jahre jung und mit einer Menge Selbstbewusstsein ausgeruestet. Ihr Englisch ist leider nicht so gut, so dass unsere Unterhaltung schon bei den ersten Saetzen ins Stocken geraet. Zu meinem Glueck! Ami hat einen tragbaren Ubersetzer. Ich brauche ein Hotel, aber vorher muss ich dringend anderes loswerden. Schnell geht es auf ihren Roller durch die Stadt zum stillen Oertchen. Die Beschreibung ueberlasse ich dem beigelegten Bild. Ungestoert konnte man dort nicht seinem Geschaeft nachgehen. Also doch erstmal Hotel. Nach dem Einchecken verabschiedet sich meine neue Bekanntschaft zur 'Performance'. Wie ich spaeter erfuhr, hatte Ami einen Tanzauftritt. Zu gern waere ich beim dem traditionen Fest dabei gewesen. Was ich bis dahin nicht wusste, ich wuerde spaeter noch Traditionelles zu hoeren bekommen.

Doch erst einmal musste ich meinen Hunger stillen. Eine Wassermelone, die ich mit ins Hotel nahm benutzte ich zur Kommunikation mit anderen Gaesten. Angetan von mir haben die mich auch gleich zum Essen eingeladen. Aehnlich wie bei einer "James Bond Entfuehrung" fuhr ein Mini-Van mit getoenten Scheiben vor und ich sollte einsteigen. Ja ein bisschen mulmig war mir schon zumute. Aber scheiss drauf ich stieg dennoch ein!
Im Restaurant angekommen ging es auch gleich los wie immer. Den Fuehrer raus und ich kann in Ruhe essen. Es gab Fisch! Bis auf dem Baikalsee konnte ich mich gekoehnt dem Fischgenuss entziehen. Aber nun gab es kein Entkommen mehr. Fisch und M. Grafe vertragen so ungefaehr so wie Peter Pan und Kapitain Hook. Als Gast erhalte ich natuerlich das beste Stueck. Den Kopf!!!! Tapfer arbeitete ich mich durch die Schuppen, um an das wenige Fleisch zu kommen. Natuerlich sind die Augen die Delikatesse. Gluecklich alles hinter mir zu haben, blicke ich mich kurz um und schon schauten mich 2 neue Fischaugen an. Puh was fuer ein Glueck, es gab genuegend Bier und Schnaps zum Hinterspuelen.

Zureuck im Hotel wartete Ami schon auf mich. Sie und Risk (ihr Banknachbar) zeigten mir stolz ihre Stadt mit der wuenderschoenen Parkanlage. Anders als in Deutschland widmen sich die Chinesen am Ende des Tages oft traditonellen Dingen wie Singen, Tanzen oder sportlichen Aktivitaeten. Wir kommen zu einer Gruppe von Rentnern, die mit einem mitgebrachten Mikrofon und selbstgespielter Musik den Abend ausklingen lassen. Meine beiden Begleiter liessen es sich nicht nehmen, mir ein Staendchen dieser traditionellen Gesaenge darzubieten. So kam ich doch noch den Genuss etwas ueber die chinesischen Kultur zu erfahren.

Vor etwa 3 Jahren hatte ich im WDR eine Dokumentation ueber China gesehen. Bamei ein Dorf in dem die Zeit still zu stehen scheint. Eintritt erhaelt man durch eine bzw. 2 Hoehlen, durch die ein Fluss fliesst. Abgeschnitten von der Aussenwelt stellte ich mich auf ein Leben, wie noch vor ein paar hundert Jahren ein. Eben so war es in der Doku und im Internet beschrieben. Ami die am 1.10 Schulfrei hatte bot sich als meine Fuehrerin an. So verbachte ich einen weiteren Tag in Guangnan mit Internet und wie immer mit Essen.

Fruehzeitig gings dann (nach einer Woche Anfahrt) endlich los. Leider wurde ich schon im Vorfeld durch Erzaehlungen enttaeuscht. Auch in Bamei sei der Tourismus mittlerweile angelangt. Da die Chinesen wenig vom Oekotourismus halten, wurde Bamei mit Strom versorgt und die ersten Gaesthaeuser im Dorf errichtet. Fuer auslaendische Touristen noch unbekannt, sind es hauptsaechlich die Chinesen selber, die das Dorf in Augenschein nehmen. Traurig auch, das jene Dorfbewohner sich nicht mehr dem traditionellen Leben widmen, sondern den ganzen Tag am neu geplasterten Wegesrand (quer durch das Dorf) sitzend, um ihre Souveniers zu verkaufen. Enttauescht nicht das vorgefunden zu haben was ich eigentlich gesucht hatte, konnte mich Bamei dennoch mit der beeindruckenden Landschaft begeistern. Mit einem guten Gefuehl alles so durchgezogen zu haben, verlasse ich Guangnan in Richtung zu den Reisfeldern Yuanyang. Mit dem Bummelbus ging es immer wieder an der Schnellstarsse vorbei die wir nie benutzten. In jedem kleinen Dorf und dazwischen hielten wir an, um neue Fahrgaeste aufzunehmen. Nach 13h ueber ein Piste die schlechter ist als jeder deutsche Waldweg, hatte ich die Nase so voll, so dass ich mich schon auf der Fahrt entschied nach Kunming zu fahren, wo ich mich spaeter mit David treffen wollte.

In Kunming wartete das wahrscheinlich coolste Internet-Cafe von ganz China. Kaffee und Tee kostenlos am Platz serviert, konnte man vom eigens angestellten Koch versorgt werden. Dort laesst es sich aushalten. Kein Wunder dass die Chinesen Weltmeister in Computerspielen sind. 2 Tage spaeter hole ich David am Bahnhof ab. Ab sofort geht es im Duett weiter, ...,

Freitag, 13. November 2009

In the mood for love - Iannis in Hong Kong

20. - 28. Oktober 2009

Diese Stadt ist nur aeusserst schwierig zu beschreiben, dass einzige, was ich vorher von ihr wusste ist, dass Wong Kar Wei den ein oder anderen meiner Lieblingsfilme hier gedreht hat. Und ich glaube in "In the mood for love", "Fallen Angels" oder "2083" findet man tatsaechlich ein wenig Hong Kong wieder.
Als ich am Abend hier ankam hat mich die Stadt ersmal erschlagen. Grosse Strassen, Leuchtreklamen und asiatisches Ambiente kannte ich schon. Nun kamen noch Strassenhaendler, die mir gefaelschte und echte Uhren, massgeschneiderte Anzuege, Hostels, Restaurants, Haschisch und alles was ich sonst so kaufen wollen koennte andrehen wollten, sowie Temperaturen von knapp 30 Grad und eine atemberaubende Luftfeuchtigkeit hinzu.
Um ehrlich zu sein, am ersten Abend war ich froh als ich in meinem Einzelzimmer lag und die Welt so gut es ging ausgesperrt hatte...
Mein Hostel lag in der Dschunking Manson, ein 15 stoeckiges Hochhaus, deren unterstes Geschoss voll mit kleinen Elektro-, Schmuck- und Ramschlaeden ist, die oberen Stockwerke beherbergen jeweils 2-4 Hostels und die eine oder andere indische Kueche. Es gibt jeweils einen Flur der Durchgang, Rezeption und Aufenthaltsraum in einem ist und von dort zweigen die einzelnen Raeume ab. In jeder anderen Stadt haette ich so eine Bleibe dankend abgelehnt, aber mein Reisefuehrer hatte mich schon darauf vorbereitet und mit den Worten "...you can take comfort in knowing it used to be much worse."
Doch schon am naechsten Tag sollte sich meine Sicht der Dinge aendern, ich erinnerte mich schnell wieder wie Strassenhaendler abzuwimmeln sind, das Beantragen meines Visums verlief erstaunlich unkompliziert und vor allem entdeckte ich den Hafen und seine Faehren. Hong Kong besteht im Wesentlichen aus Inseln und zwischen denen Pendelt man am Besten mit den Faehren. Preiswerter als Metro, schnell und immer mit huebscher Aussicht verbreiten sie ein nahezu hanseatischen Flair und wurden schnell zu meinem favourisierten Fortbewegungsmittel. Nach dem Wechsel meines Hostels und der Entscheidung in einen Dormroom zu ziehen, machte ich mich auf die Stadt zu erkunden. In den folgenden Tagen habe ich so oft es ging versucht ins Gruene zu fluechten. Besorgungen und abendliches Essengehen, komischerweise lediglich Indisch, reichten mir aus um die Stadt zu erkunden.
Ich erklomm den Victoria Peak, der Gipfel eines Berges auf Hong Kong Island im Sueden, um eine wunderbar versmogte Aussicht ueber Stadt und Meer zu geniessen und anschliessend durch den Victoria Peak Garden zu spazieren, in den sich komischerweise kein Tourist mehr verirrte, obwohl er nur knapp 1 km entfernt lag. Tagsdrauf stand ein Besuch auf Lama Island an, eine kleine Insel, keine Autos, nur Wandern, Natur, Strand und Baden. Leider ohne Handtuch und Sonnenmilch...
Ich wanderte noch mehr Teile der Umgebung ab, lernte nette Menschen in meinem Hostel kennen, besuchte einen wunderbaren, abgelegen Strand mit Korallenriff, schnorchelte dort und blieb mal wieder laenger als eigentlich geplant, einziger Wehmutstropfen, dieser sonst fantastischen Station, mein Iphone hat sich, hoffentlich voruebergehend, verabschiedet...

Bilder aus Hong Kong

Sonntag, 1. November 2009

David in China- zweiter Teil

26.09-07.10.2009


Neben Beijing war Guilin(zusammen mit Yangzhou) der zweite Ort an dem ich mich in China laengere Zeit aufhalten wollte, weil er von anderen Reisenden sowie von Chinesen als schoenste Gegend Chinas beschrieben wurde. Ich schliesse mich an...

Und bin bei meinerAnkunft so froh endlich da zu sein, dass ich bereits auf dem Weg ins Hotel mein woechentliches Budget verprasse: Auf der Strasse spricht mich ein Typ an und obgleich man sich irgendwie angewoehnt recht souveraen alles abzulehnen, gelingt es ihm mich in ein Teehaus zu komplimentieren. Mit der Versicherung ein guter Sohn (bzw Bruder) zu sein, kaufe ich den teuersten Tee des ganzen Ladens und das wahrscheinlich auch noch zum doppelten Preis.

Ausserdem dreht mir der Typ noch ziemlich teure Eintrittskarten fuer eine chinesische Oper an, was sich aber noch am selben Abend als lohnenswerte Investition erweisen soll (ich hoffe das selbe vom Tee). In der Oper sitze ich zusammen mit zwei chinesischen Reisegruppen, sowie einigen europaeischen Maennern samt deren chinesischen Begleiterinnen im Zuscheuerraum und verfolge gespannt die Show.


Es wird fast nichts Gesprochen, dafuer aber Gesungen, Getanzt, Gezaubert und immer wieder unnachahmliche Akrobatik dargeboten. Was mir aber am besten gefaellt sind die Kostueme, sowohl des Affenstammes im Urwald als auch der Tiere einer Unterwasserwelt. Unbeschreiblich, aber definitiv empfehlenswert.


Zwei weitere Tage in Guilin verbringe ich in dem Versuch moeglichst wenig Geld auszugeben und halte mich uebrwiegend in Parks und am Li River auf. Dabei schreibe ich ein bischen fuer mich, was der Seele auch mal ganz gut tut.

Beim Wohltun faellt mir ein, dass ich in Guilin aussderdem noch meine erste Massage hatte. Das guenstigste Angebot versprach eine einstuendige Massage fuer umgerechnet zwei Euro. Was kann man da schon verlieren, dachte ich und vertraute mich einer Chinesin an, die mir vom Koerperbau eindeutig unterlegen war. Selbiges galt nicht fuer ihre Finger, mit denen sie mich eine geschlagene Stunde (gefuehlt eher zwanzigstuendige Busfahrt) quaelte. Tatsaechlich war das einzig gute an der Massge, dass sie irgendwann zu Ende war. Und zwar nicht weil dann eine irgendwie erzielte Entspannung einsetzte, sondern schlicht und ergreifend weil der Schmerz aufhoerte. Massage-Dumping-Angebote kann ich definitiv nicht weiterempfehlen.

Wohl aber die Flussfahrt auf dem Li River von Guillin nach Yangshuo. Die Landschaft (die ich normalerweise nur zu wuerdigen weiss, wenn man in ihr schwimmen, auf ihr rennen oder sie erklettern kann) ist so unglaublich schoen, dass sogar ich es wahrgenommen habe und fuer zwei Stunden sprachlos bewunderte.

Yangshuo liegt inmitten dieser Landschaft, ist aber als Stadt ein Fall fuer sich. Im Planet wird sie weniger als China beschrieben, denn als Teil der Backpackerworld und tatsaechlich war diese Stadt absolut auf Tourismus eingestellt (was man gut heissen oder nicht moegen kann- je nachdme was man sucht). Ich persoenlich folgte dem Tip von Maxx, der in den Tagen vor mir in Yangshuo sein Unwesen getrieben hatte und quartierte mich im "Mokey Janes Guesthouse" ein.

Gleich nachdem ich den Doormroom bezogen hatte (also Sachen aufs Bett schmeissen) , begab ich mich auf das Dach des Hotels. Denn von dort hatte man nicht nur einen schoenen Ausblick ueber die Daecher der Stadt, sondern auf dem Dach befand sich zudem die Bar, in der ich eine wichtige (von Maxx gestellte Aufgabe) zu erledigen hatte:

In der Bar wird ein Spiel gespielt, dass sich "Beer Pong" nennt und bei dem man ein shirt des Gasthauses gewinnen kann, wenn man gegen einen der Mitarbeiter gewinnt (Maxx hatte eines, was natuerlich enormer Ansporn war). Dazu stellen sich die Kontrahenten an den gegenueberliegenden Seiten eines etwa drei Meter langen Tisches gegenueber. Jeder hat vor sich sechs Becher stehen, die pyramidenfoermig angeornet sind und auf die der Inhalt einer 0,6 Literflasche Bier (pro Spieler) verteilt ist. Die Spieler versuchen dann abwechselnd mit zwei Tischtennisbaellen in die Becher des jeweils anderen zu treffen. Gelingt es einen der Baelle im Glas des anderen unterzubringen, muss der Besitzer des Bechers ihn trinken. Dies bringt ihn nicht nur dem Verlieren des Spiels naeher (wer keine Becher mehr hat, hat verloren und muss zudem noch die Becher des anderen trinken), sondern erschwert in der Summe auch eindeutig die Zielsicherheit beim eigenen Wurfversuch...

Meinen ersten Versuch an diesem ersten Abend verlor ich gegen Daran, der als Backpacker angekommen, bereits seit geraumer Zeit in der Bar auf dem Dach arbeitete (und es dabei zu einiger Expertiese im Beer Pong gebracht hat). Ohne zu spielen trank ich einige weitere Bier und ohne es so wirklich zu merken, war ich letztlich ziemlich betrunken, was sich in Gesellschaft anderer Backpacker nur zu leicht ergibt.

In dem Versuch nicht in die getorkelten Fussstapfen von Maxx zu treten, der all seine Abende auf dem Dach verbracht hatte, organisierte ich gleich am naechsten Morgen ein eigenes Projekt. Daniel (unter anderem Mongol Rally) unterrichtete naemlich seit einiger Zeit Englisch an einer Schule in Yangshuo und ich bat ihn mich am Abend mit zu dieser Schule zu nehmen.

Zuvor lieh ich mir ein Fahrrad und startete eine ziemlich wilde Tour, auf der ich erstens meinen Alkohol verlieren, auf der ich zweitens einige didaktische Plaene fuer meinen abendlichen Unterricht schmieden und nicht zuletzt soviel als moeglich von der Landschaft sehen wollte.
Alle diese Ziele schienen in Anbetracht meiner Verfassung zwar etwas hochgegriffen, sollten sich auf unuebliche Weise aber erfuellen. So verlor ich naemlich, im Kopf noch ziemlich durcheinander, bereits nach wenigen Kilometern die Orientierung. Im tapferen Pantomimenspiel fragte ich von Siedlung zu Siedlung nach dem Weg (wurde spaeter im dunkelsten Hinterhof zum Essen eingeladen) und gelangete auf den verschlungensten Wegen letztlich wieder auf eine grosse Strasse, auf der ich einfach den Weg zurueck fand. Dabei machte ich dann noch einen recht guten Plan, wie ich das Thema meiner Examensarbeit (Strategievermittlung) am Abend fuer den Unterricht wuerde nutzen koennen.

Was aber letztlich nicht noetig gewesen waere. Es stellte sich naemlich heraus, dass von mir nicht erwartet wurde zu unterrichten, sondern dass ich mich fuer zwei Stunden in einer Gruppe von sechs chinesischen Studenten(die teilweise besseres Englisch sprachen als ich) unterhielt. Weil das Motiv der meisten Studenten war, sich durch verbesserte Sprachkenntnisse beruflich zu entwickeln, wurden jeweils Businessthemen vorgeschlagen (worin Backpacker ja ausgewiesene Experten sind). Mein erstes Thema hiess "my personal investment strategie" zu dem ich in ungefaehr sagen konnte, dass ich am Vorabend zu viel Geld in zu viel Bier investiert hatte. Was aber in Ordnung war, denn tatsaechlich waren auch die Studenten mehr an meinem Leben in Deutschland und an meiner Reise interessiert. Und auch ich bekam viele Fragen beantwortet und so vergingen zwei Stunden, als haette man sich gemeinsam in einer Bar getroffen.

In eine solche (natuerlich die auf dem Dach) eilte ich im Anschluss, da ich im naechtlichen Beer Pong Tournier eine gute Chance fuer mein shirt sah, dass weiterhin den Sieg ueber einen Mitarbeiter oder aber mit besonderem Aufdruck (beerpongchampion) den Gewinn des Turniers honorierte. Insgesamt hatte ich sechszehn Konkurrenten und ich fragte mich, wie viel Vorteil mir die etwa eine Millionen Steine, die ich im Zuge meiner inneren Kindheit weiterhin immer mal wieder auf ausgesuchte Ziele schmeisse, helfen wuerden?

Viel! Denn drei Siege brachten mich ins Halbfinale, wo ich auf die Besitzerin Jane traf. Waerend wir beide souveraen begannen und schnell einige Baelle in die Glaeser des jeweils anderen trafen, tat dies scheinbar seine Wirkung und es wollte keinem von uns beiden so richtig gelingen, in den jeweils letzten verbliebenen Becher des anderen zu treffen (spannend!). Trotzdem aber ohne jegliche Koerperspannung und auf ziemlich wackeligen Beinen gelang es mir im ungefaehr zwanzigsten Versuch ihren Becher zu treffen. Jihaa, shirt gewonnen und im Finale.

Das Finale war allerdings recht unspektakulaer, denn ich traf wieder auf Daran und waehrend das Bier meine Zielsicherheit ziemlich beeinflusste, schien es bei ihm als Zielwasser zu wirken. Ich traf nur einen seiner Becher und war unbeabsichtigt wieder betrunken (aber mit shirt!).

Den folgenen Tag verbrachte ich ausruhend auf dem Dach, bevor ich Abends wieder in die Schule ging. Wieder war das Businessthema schnell abgehakt und statt dessen freies Gespraech angesagt. Dabei gelangten wir auch zu zwei von drei Themen, von denen die Schulleitung den Backpackern abraet (nur mir hatte das keiner gesagt!).
Das erste Thema war Mao ueber dessen Schwierigkeit ich mich schon am Vorabend mit Daniel unterhalten hatte. Dabei war mein Standpunkt klar gewesen, dass man die Meinung der Studenten definitiv respektieren und die eigene Haltung mit respektvoller Zurueckhaltung vertreten sollte. Aber wie so oft ist die Theorie klarer hergeleitet, als sie ihren Weg in der Praxis nimmt, zumal weil sie dort so komische Umwege nimmt. Die Studenten fragten mich naemlich, was ich von Taetowierungen hielt. Nichts ahnend erzaehlte ich von der Jugendsuende auf meinem Ruecken (nein, nicht der russische Penis), waehrend die Studenten mir erzaehlten, dass viele der chinesischen Basketballspieler Tatoos haetten und dann kam es (mit zwoelf strahlenden Augen auf mich gerichtet): Von Mao.
Nicht im Stande ihre Begeisterung zu teilen und leider auch nicht wirklich im Stande einen Versuch zu unternehmen dies zu erklaeren, wurde dieses Thema schnell wieder fallengelassen.

Viel zufriedenstellender war das zweite unangeratene Thema Taiwan (das sich wohl auf das dritte Thema Tibet teilweise uebertragen laesst). Diesmal hatte ich aber auch Zeit gehabt zu ueberlegen, denn das Thema kuendigte sich an, als alle sechs sich einig waren, dass Taiwan unbedingt wieder chinesisch werden muesse ("zum Beispiel damit bei einem Krieg gegen Amerika dort keine Raketen positioniert werden koennen").
Ich sagte ihnen dass Taiwan naeher an ihrem China laege (Meinung anerkannt), dass ich aber auf ein Stueck Deutsche Geschichte verweisen koenne. Und zwar dass im ersten Weltkrieg Gebiete entgegen des Willens der dortigen Bevoelkerung abgetrennt wurden und dies nicht zuletzt Grund fuer folgenden (zweiten) Weltkrieg war.
Auch dieses Thema haben wir danach nicht weiter diskutiert aber es trat eine kurze Stille ein, in der deutlich wurde, dass sie meinen Punkt nachvollziehen konnten.

Dabei ist mir natuerlich klar, dass ich historisch grob vereinfachend argumentiert hatte. Was aber den Unmut des Geschichtswissenschaftlers erzeugen mag, bewaehrt sich in der Praxis. Nicht nur im politischen sondern auch im privaten habe ich gemerkt, wie viel besser man selbst versteht, wenn man versucht jemandem etwas zu erklaeren (bei dem man davon ausgehen muss) dass er davon noch nichts gehoert hat, bzw. dass anderes Grundverstaendnis vorliegt.
Und so erklaerte ich den Beruf Foerderschullehrer angefangen bei der sozialen Ungerechtigkeit bis hin zur Zielperspektive der Gleichheit. Dabei stellte ich nicht nur fest fuer welch wichtige Aufgabe ich mich entschieden habe sondern auch, dass es die gleichen Probleme natuerlich auch in China gibt (Anders wuerden meine geliebten Metaphern nicht funktionieren).

So erlebte ich die Gespraeche in der Schule als absolute Bereicherung, auch ohne dass ich das freie Zimmer (eigentlich als Entlohnung fuer den Unterricht) in Anspruch nehmen musste. Dabei war urspruenglich das Zimmer meine Hauptmotivation fuer den Unterricht gewesen, weil zwei Tage spaeter der Geburtstag Pekings zwar nicht in zu vielen Soldaten wohl aber in zu hohen Preisen auch Yangshuo erreichen sollte. Ich hatte an einem Freitag also schon meine Sachen gepackt und auch schon ausgecheckt, als ich es mir auf der Strasse anders ueberlegte und fuer einen Spezialpreis den ungewoehnlichsten Dormroom bezog, in dem ich (Afrika eingerechnet!) je geschlafen habe:

Es war nicht wie gewoehnlich das Zimmer mit Etagenbetten ueberfrachtet, sondern im Gegenteil gab es nur ein einziges Bett. Das war dafuer aber sechs Meter breit und dafuer gedacht, von fuenf Menschen geteilt zu werden. Vor dem Zimmer traf ich zwei Finnen, die gerade erst in Yangshuo angekommen, zwei meiner Bettgenossen werden sollten. Nach einigen Spaessen ueber das Bett versuchte ich den beiden zu erklaeren wie Yangshuo ist und was man hier so machen koenne. Mag es am Englisch oder an der vielen Feierei und dem wenigen schlaf gelegen haben, ich erklaerte so schlecht, dass ich nachdem ich mich bereits verabschiedet hatte noch einmal zurueck kam und den beiden sagte, dass ich nicht geistig verwirrt waere oder so. Viel mehr sei ich selbst in meiner Verwirrung die beste Anschauung dessen, wie Yangshuo sei (zu wenig schlaf, zu viel Feierei) und das sie das nach einer eigenen Woche hier aber selbst spueren wuerden.
Und ich moechte behaupte ich sollte recht bekommen, als ich in dieser Nacht in unser Bett kam, lagen die finnen bereits darin, einer in seinem erbrochenen...

Aber auch wenn solche Geschichten wie Ibiziaurlaub klingen moegen, hat (ohne dass ich dort gewesen waere) Yangshuo (und besonders das Monkey Janes) seine eigenen Atmosphaere. Denn auch wenn hier viel getrunken wird, geschieht dies nicht einhergehend mit Respektlosigkeit.
Uns so musste ich nach einer Woche feststellen, dass ich doch wie Maxx fast jeden Abend auf dem Dach gelandet war. Eine gute Investition!
Aber in der Summe auch eine teure (fuer chinesische Verhaeltnisse) und am Morgen vor dem letzten Abend stellte ich fest, dass ich recht viel Geld in der Bar gelassen hatte. So kam der Vorschlag von Jane gerade recht, dass ich frei Trinken duerfe, wenn ich dafuer das Barbecue machen wuerde. Im Zuge einer darauf folgenden Revanche im Beerpong unterbreitete sie dann den fast sogar zu verlockenden Vorschlag, meine Freigetraenke nicht am Barbecue sondern als professioneller Beer Pong Spieler (den Abend ueber) zu verdienen. Da ich das Barbecue aber mit Li (einem chinesischen Angestellten, mit dem ich fast jede Nacht zum Streetfood gegangen war) machen wuerde entschied ich mich lieber dafuer. Zumal wie haette das andere enden sollen...

Und so versuchten Li und ich uns am Abend daran das Feuer zu machen, Li auf seiner Seite im chinesischen, ich auf meiner Seite im deutschen Feuerentzuendungsversuch (beide natuerlich ohne Grillanzuender oder andere in Europa gebraeuchliche Hilfsmittel). Dabei gelang es mir letztlich nicht meine afrikanischen Erfahrungen auf chinesische Verhaeltnisse zu uebertragen und letztlich musste Li mir sogar was von seinem Feuer abgeben. So dauerte alles etwas laenger (und wegen der Freigetraenke in Effizienz auch nicht steigernd), was aber egal war. ehrlich gesagt war das ganze Barbecue ne ziemliche Katastrophe, weil ich selbst aber solchen Spass dabei hatte und auch alle Gaeste darin einbezog ("David, du laechelst die ganze Zeit"), war Jane trotzdem mit meiner "Arbeit" zufrieden. Und natuerlich war ihr Vorschlag laenger fuer sie zu arbeiten verlockend, aber so funktioniert reisen nicht, denn bleiben ist ihr Gegenteil. So hiess es nach einer Woche Abschied nehmen. Halb schweren Herzens, mehr aber Vorfreudig auf alles Neue.

PS Wegen des Geburtstages bin ich nur zweimal an der Schule gewesen, was ich wirklich schade fand. dafuer war ich an meinem einzigen Nicht-Dach-Abend von den Studenten zu einer Feier anlaessliche des chinesischen Geburtstags zu einem Feuer an den secret beach eingeladen. Was sich dort abspielte war wirklich unglaublich, denn waehrend ich die Chinesen in ihrer Ausgehkultur (wenn es denn ueberhaupt eine gibt) eher als zurueckhaltend erlebt habe (wenn Tanzflaechen, dann leere) , fand ich mich am Strand in einer Gruppe von sechzig absolut ausgelassenen Chinesen. Leider waren meine Kraefte zu erschoepft, um wirklich Teil des ganzen werden zu koennen. Aber wenigstens habe ich ihnen Limbodance beigebracht, den sie in der Folge fuer ueber eine Stunde mit groesster Freude vollzogen. Ein schoener Gedanke, etwas so gutes Importiert zu haben- denn das ist eben auch wie reisen funktioniert.

Und so verabschiede ich mich aus China auf die chinesiche Weise, mit einem Laechen, und freue mich schon auf Maxx. Tatsaechlich gelingt es mir im Zug mal keine neuen Leute kennenzulernen, sondern 24 Stunden nach Kunming fast durchzuschlafen, wo Maxx mich vom Bahnhof abholt. Gemeinsam kann die reise weitergehen...

Sonntag, 25. Oktober 2009

I got Seoul - Iannis in Suedkorea

06. - 20. Oktober 2009

Nachdem ich es tatsaechlich geschafft hatte Beijing zu verlassen, stand meine erstes Reiseziel, dass ich alleine erreichen wuerde vor der Tuer, Suedkorea.
Der Flug nach Incheon verlief entspannt ereignisslos und am Flughafen wartete auch schon Hong, ein alter Freund mit dem ich meine Ausbildung beim NDR gemacht habe, auf mich. Obwohl wir uns seit knapp 3 Jahren nicht gesehen haben, war es weder ein Problem, uns gegenseitig zu erkennen, noch da wieder anzuknuepfen wo wir das latzte mal aufgehoert haben, bei einem Bier.
Am naechsten Tag lernte ich Hongs Eltern kennen. Beide haben sich ruehrend um mich gekuemmert. Waehrend seine Mutter mir jeden Tag aufs neue koreanisches Fruehstueck servierte, fuer die ganze Familie Spaghettie kochte, als Sie spuerte, dass ich nach 10 Tagen Lust auf etwas anderes als Kimchi bekam, und es die kompletten 2 Wochen tapfer ertrug einen Vegetarier zu bewirten, obwohl 95% der koreanischen Kueche aus dem Meer kommen, begleite sein Vater mich zum Sightseeing und unterhielt sich mit mir ueber seine Zeit in Deutschland und meine in Korea. Beiden gemein war, dass Sie in Sorge gerieten, wenn ich nicht spaetestens um acht zu Hause war oder mich telefonisch bei Hong gemeldet hatte, etwas gewoehnungsbeduerftig, fuehle ich mich doch in juengster Zeit nahezu erwachsen...
Die Wochentage verbrachte ich damit Seoul zu erkunden. Die Stadt ist riesig, egal wohin ich wollte, ich sass fast immer eine Stunde in der Metro um mein Ziel zu erreichen. Ausserdem uebertraf die Stadt in Sachen Wolkenkratzer alles was ich bis dato erleben durfte, riesig, modern extravagant und protzig und vor allem so zahlreich, dass die Riesen das Stadtbild fast alleine praegen. Versteckt in den Hochhausschluchten, fand ich dann neben Einkaufsstaedten, die man ansonsten wohl nur in den Staaten findet, die ein oder andere traditionelle oder zumindest touristisch aufbereitete Strasse durch die ich schlendern und Strassenhaendler bestaunen konnte. Ansonsten zog es mich vornehmlich in die Palaeste und vor allem die buddhistischen Tempel der Stadt, ruhig und im Gruenen gelegen, erwiesen sie sich stets als interessant und entspannend zu gleich.
Sobald Hong Feierabend hatte trafen wir uns zum Essen und Trinken, in Korea scheint beides eng miteinander verknuepft, und Ich lernte einige seiner Freunde und Arbeitskollegen kennen.
Ein Highlight war auf jedenfall der Trip an die Ostkueste, wandern im Odaesan Nationalpark, um total erschlagen aber gluecklich eine phaenomenale Aussicht zu geniessen und am naechsten Tag an der Ostkueste in der tosenden Brandung zu baden.
Am naechsten Wochenende fuehren wir zur Westkueste, leider zu spaet um noch zu baden, dafuer gab es ein kleines Feuerwerk, ueberall an Koreas Kuesten kaeuflich zu erwerben und zwar das ganze Jahr ueber. Und haette es mich nicht weiter gezogen, haetten wir bestimmt auch noch die Suedkueste besucht...
Abschliessend kann ich nur sagen, dass ein Teil von mir wohl fuer immer in Korea bleiben wird...um genau zu sein meine kurze Hose, die Ich naemlich bei Hong vergessen habe.

Photos aus Korea


Maxx's - China Teil I

16.09.2009 - 25.09.2009

"Ich bin dabei, du bist dabei, wir sind dabei uns zu verlieren" Clueso

Fuer mich war schon das Ankommen in dieser scheinbar unendlichen Stadt so beeindruckend, dass ich aus dem Staunen nicht mehr herauskam. Auf einer Flaeche halb so gross wie Belgien, tummeln sich so viele Menschen wie in ganz Ostdeutschland leben. London, Berlin, Moskau, Paris, Singapor oder Kuala Lumpur viele Hauptstaedte habe ich schon gesehen. Aber Peking uebertrifft alles bisher dagewesene. 6 Ringe (Autobahnen) grenzen die Stadt ein. Als wir diese einzeln passieren dauert es mit Tempo 80 von Ring 6 zu Ring 2 eine geschlagene halbe Stunde.

Ausgestattet mit einer Karte in der 4 spurige Strassen als Wege eingezeichnet sind, machte ich mich allein mit dem Fahrrad zur Nationalbibliothek. Als Bibliothekar ist es fuer mich ein Muss und eine fortgefuehrte Tradition die Hallen des Wissens in den Hauptstaedten zu besuchen. Nach einer 1h bin ich auch fuendig geworden, doch weiterhin zu muede, um das Innere zu bestaunen. Den Rueckweg wollte ich auf einer anderen Route radeln. Bloedsinnige Idee! Noch 2 weitere Stunden sollten vergehen, bis ich die Jungs wiedertraf. Eigentlich ist es einfach sich in Grosssatedten zu orientieren. Immer an irgendwelchen Fixpunkten wie Hochhaeusern festhalten und drauf zusteuern. Mit einkalkulierten Umwegen klappte das bisher auch immer. Doch in Peking war das nicht mehr der Fall. Die ganze Zeit in der ich umherirrte, waren immer wieder neue imposante Bauten aufgetaucht. Keines konnte ich als Anhaltspunkt fuer meine Standortbestimmung benutzen. Spaet Abends, es war schon dunkel, hatte mich ein Polizist auf den richtigen Weg gebracht. Unglaublich aber diese Stadt sollte jeder mal gesehen haben.

Die 'Pekinger-Zeit' verging so schnell, dass ich von den Attraktionen nicht viel gesehen habe. Die verbotene Stadt, die in meinen Gedanken und mit ihrer Geschichte schon ein Bild aufkommen lies, blieb hinter den Erwartungen zureuck. Vielleicht lag es auch einfach an den uebertriebenen Vorstellungen ('dank' Hollywood ) die ich als Europaeer von diesem Gelaende hatte. Oder es war der Audiofuehrer, der mehr ueber die Lebensweise in der Stadt berichtete und nicht ueber das Geschehene mit deren Folgen fuer dieses riesigen Land. Vorher besichtigte ich mit Stephan (our mongol rally), den wir wiedergetroffen hatten, noch den Tempel des Himmels. Im Vergleich zur verbotenen Stadt bot dieser mit dem dazugehoerigen Audioguide mehr Beeindruckendes. Die Tempelanlagen sind wissenschaftliche Meisterwerke. Besonders beeindruckt hatte mich der Himmelsaltar. Ein ausgefeiltes System in dem die Schallwellen fuer Reden oder Gottesanbetungen so miteinander verknuepft werden, dass der Sprecher von jeder Stelle aus gehoert werden kann. Dabei steht die Zahl 9 als heilige Zahl der Chinesen immer wieder im Mittelpunkt. Der erste Kreis besteht aus 9 Steinen, der zweite zaehlt 18, der dritte 27 und so weiter. Dies fuehrt sich auf 3 Platformen (9 Stufen in der Hoehe) fort und am Ende sind es 27 Kreise. Als dritte Touristenaktion stand die Mauer auf dem Programm. Ich will behaupten, dass es wenige Menschen gibt, die diese nicht in ihren Bann zieht. Das steinerde Gebilde durchschneidet die gruene Landschaft wie ein weisses Tau, das man einfach ins frischgemaehte Gras wirft. Wer fuer diesen Bau verantwortlich ist, muss von der Angst vor den Mongolen nur so besessen gewesen sein.

Martin, unser Gastgeber, hatte sich als perfekter Peking- und Chinaeinstiegsguide erwiesen. Die Spuren der Backpacker zu verlassen und das Leben auf eine andere Art und Weise kennenzulernen, waere ohne ihm nicht moeglich gewesen. Hier auf diesem Wege noch einmal mehr ein grosses Dankeschoen von mir, fuer Deine Muehe mit uns und die Gastfreundlichkeit, die du uns entgegen gebracht hast.

Am 16. Oktober ziemlich genau 2 Monate nach unserem gemeinsamen Start in Berlin , habe ich wegen unterschiedlicher Interessen in Sachen China die Reisegruppe als Erster verlassen. Nach der 13 stuendigen Zugfahrt ueber Nacht im Softseat (vergleichbar mit unseren ICE-Sitzen) erreichte ich Xi'an. Die Hauptstadt der alten Kaiser. Wie bestimmt fast jeder hatte ich von dieser Stadt vorher nicht viel gehoert. Doch immerhin leben zur Information da noch mehr Menschen als in Belin. Beruehmt geworden ist Xi'an hauptsaechlich durch die Terra Cotta Armee, welche ich unbedinmgt sehen wollte. Dort angekommen erkundigte ich mich gleich, wie ich am preiswertesten in Richtung Sueden komme. Das Glueck heftete weiterhin an mir und ich bekam als letzter ein billiges Ticket fuer einen Flug nach Guilin. Es erparte mir nicht nur die 27h Zugfahrt, sondern auch (was viel wichtiger war) viel Zeit die ich in Peking verloren hatte.

Die Stadt Xi'an ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Das alte Zentrum ist umgeben von einer komplett erhaltenen Stadtmauer. Leider blieb es mir verwehrt diese mit dem Fahrrad abzufahren. Die Chinesen wollten mich aus Sicherheitsgruenden nicht bei Regen fahren lassen. Die muessen wohl denken, dass nur sie Fahrrad fahren koennen. So blieben mir "nur" der Trommel- und Glockenturm und, wie schon erwaehnt, die steinerne Armee von Soldaten. Vor ca. 2000 Jahren, als wir noch in den Waeldern gehaust haben, hatte sich ein Kaiser aus Angst vor dem Tode diese Beschuetzer mit ins Grab stellen lassen. Beeindruckend ist, das keine Figur der anderen gleicht. Natuerlich weisen die Chinesen mit gutem Recht so oft sie koennen darauf hin, wie entwickelt ihre Kultur in dieser Zeit gewesen ist. Ein Schild beschrieb, dass das Volk schon vor 2000 Jahren die Veredelung des Stahls durch Chrome entwickelt hatten und erst in der Mitte des letzten Jahrhunderts die Amerikaner und wir Deutschen darauf gekommen sind. Der Text endet mit dem Satz "How amazing is that". In Diskusionslaune fragte ich unseren Tourguide was sie aus diesen Vorteil gemacht haben und warum wir es wieder neu erfinden mussten? Aus einem Buch erfuhr ich, dass es einige Kaiser gab, die ganze Bibliotheken mit deren Aufzeichnung vernichtet hatten. Und sich somit immer wieder in das Reich des Nichtswissen zurueckkatapultierten. Glueck fuer uns oder wir wuerden heute alle chinesisch pauken.

Die ersten Flugstunden auf dieser Reise waren abgesehehn von einem nervenden, schmatzenden, dicken Chinesen neben mir noch recht angenehm. Fuer 38 Euro einen 2 stuendigen Flug inklusive Essen und Trinken, daruber kann man nicht meckern. In Guilin angekommen nahm ich nach der Touristeninformation den Bus in Richtung Stadt. 2 Tage inklusive einem Parkaufenthalt mit 2 Deutschen, wovon einer perfekt Chinesisch sprach, reichten mir dann auch aus. Der Hoehepunkt war der letzte Abend, als wir 3 Deutschen und ein Englaender halb betrunken vor ca. 100 Chinesen Karaoke gesungen haben. Bei der Songauswahl taten wir uns schwer. Andre und ich waren mit den Liedern, nicht so vertraut wie die anderen beiden Mitstreiter. Die Einigung fiel auf George Michael "Last Christmas! I gave you my heart". Ich moechte hinzufuegen, dass wir einige Biers intus hatten und es zudem ca. 35 Grad heiss war. Zum Glueck werde ich Guilin so schnell nicht wieder besuchen.

Schon vorher war klar, dass Guilin nur als Startpunkt fuer die Bootsfahrt nach Yangshuo genutzt werden wuerde. Daniel den ich durch Zufall wieder getroffen hatte, schloss sich mit seiner Angetrauten auch gleich an. Die Fahrt geht durch die schoensten und am meisten fotografiertesten Landschaften von ganz China . Fast jeder Chinese ist voller Neid, wenn man ihm vom "Li Fluss" erzaehlt. Leider war Annika beim Anblick des Bambusbootes nicht von der Sicherheit ueberzeugt und so musste ich mir fast die ganze Fahrt ihre Diskussion mit Daniel ueber mich ergehen lassen. Ich selbst war des Gespraeches leid und genoss mit meinem I-Pod die Schoenheit der Natur fuer mich. Am Ende der Fahrt war ich um 2 Erfahrungen reicher. Einmal wie geduldig wir Maenner doch mit den Frauen sein koennen und zum zweiten, wie schoen es doch ist allein zu reisen. Diese Unabhaengigkeit sollte mich in den naechsten Tagen noch mehr beeindrucken.

Der Plan war Yangshuo nach einer oder 2 Naechten, wegen meines eigentlichen Ziel's (Bamei) wieder zu verlassen. Am Ende wurden es 5 Tage eh ich mich von diesen wunderschoenen Ort trennen konnte. Ich traff gleich bei der Ankunft im Zimmer auf 2 Norweger (Nick und Alex angehende Aerzte), die ich wohl so schnell nicht mehr vergessen werde. Spaeter kamen noch 2 Englaender hinzu, die in der hauseigenen Bar arbeiteten. Mit diesen 4 verbrachte ich 5 immer wiederkehrende aber wunderschoen Tage. Frueh 'aehm' mittags aufgestanden ging es erstmal zu Anni, in das beste Lokal der Stadt. Gleich danach mit den Fahrraedern zum geheimen Strand , wo ich den Kater vom Vorabend mit Klettern, Schwimmen und in der Sonne liegend immer auf ein Neues besiegen konnte. Zum Glueck waren Nick und Alex mit ihrer Reise kurz angebunden und ich konnte mich mit ihnen von Yangshou gemeinsam trennen.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

28 Days later... - Iannis in Beijing

08. September - 06. Oktober 2009

In der Tat, irgendwie habe ich es geschafft nahezu mein gesamtes chinesisches Visum fuer Beijing auf den Kopf zu hauen, es hat gerade noch gereicht um rechtzeitig das Land zu verlassen. Und, tut mir leid, doch ich bereue es nicht.
Es wurde schon so viel ueber die Stadt geschrieben, dass auch ich nur von meinen persoenlichen Highlights berichten werde.
Mehr als alles andere habe ich zwei Dinge genossen, das Fahrradfahren und Martins Gesellschaft. Besonders letztere hat mir den Start in mein Soloreiseprojekt enorm erleichert. Selbiges sollte aber dann doch noch nicht in Beijing beginnen. Kaum waren die anderen beiden aufgebrochen, habe ich eine alte Bekannte wiedergetroffen. Tamara aus Oesterreich, der wir Unterwegs schon mehrmals begegnet sind. Ihr hat es in ihrem Hostel nicht gefallen, in dem Couchsurfingprojekt "Hostel Red Star" gab es auf einmal wieder freie Zimmer, also wurde sie kurzerhand aufgenommen. Zusammen mit ihr habe ich einige Tage verbracht, "Strong Island Icetea" im Ballroom, Danke fuer diesen Tipp Martin, super Cocktail, super Kicker, um anschließend, trotz Protest des Einlassers in den Park gegenueber der verbotenen Stadt zu schleichen und einen Sonnenaufgang in Beijing zu genießen. Auf dem Rueckweg kamen uns dann die anderen Besucher entgegen...
Am 60. Jahrestag ergriffen wir gemeinsam die Flucht vor geballter Polizeipraesenz und eingeschraenkter Bewegungsfreiheit und besuchten ein winziges Dorf im Westen Beijings.
Ein zwei Dinge habe ich dann aber doch alleine geschafft, zum Beispiel den Besuch im Sommerpalast. Im Norden der Stadt gelegen und wunderschoen. Mindestens soviel Kultur und Historie wie die verbotene Stadt aber bei weitem weitlaeufiger und idylisch zwischen See und Berg gelegen, habe ich dort einen Tag verbracht und oftmals beinahe vergessen, dass ich nicht der einzige Tourist dort bin...
Gegen Ende meines Aufenthaltes wurde es noch einmal spannend, die von mir favorisierte Faehrverbindung war fuer mich leider nicht zu buchen, mangelnde sprachkenntnisse und zu wenig Zeit um es einfach auf gut Glueck zu probieren, ließen mich dann ein wirkliches Last-Minute Flugticket nach Korea buchen.
Es war wirklich eine besondere Zeit und nicht zuletzt die wunderbaren Fruehstuecke auf dem Balkon, 08 - 18 Uhr, werden mich noch oft (in Gedanken) nach Beijing zurueckkehren lasse.

P.S. Keine Fotos von mir aus Beijing, da ich keine digitale Kamera habe. Ab dem naechsten Post wird das anderes...



Sonntag, 18. Oktober 2009

David in China- erster Teil

08.09-26.09.2009

Nach einer recht abendteuerlichen Taxifahrt erreichen wir Beijing, vorerst das letzte Stueck gemeinsamer Reise. Weil ich Sehnsucht nach Lia habe fuehle ich das Beduerfnis meiner Reise zwar kein sofortiges, wohl aber ein greifbares Ende zu setzen und will nur 30 Tage in China bleiben. Max waere wohl gerne laenger geblieben, will aber auch zusammen mit mir durch Vietnam. So beschliessen wir uns fuer China zu trennen (weil er mehr sehen will, waehrend ich laenger sehen will) und uns in Lao wiederzutreffen (was inzwischen geschehen ist- soweit kann ich wohl schon vorweggreifen).
Iannis, der fuer China einige Plaene hat, beschliesst laenger zu bleiben. So trennen wir uns nach ueber zwei Monaten gemeinsamen Reisens in gegenseitigem Einverstaendnis und mit vielen gemeinsamen Erlebnissen. Zuvor jedoch noch Peking...

In Beijing haben wir die Moeglichkeit bei Martin zu wohnen, den Iannis von seiner Ausbildung kennt und der dort fuer die ARD arbeitet. MaDing liebt es einem die Worte im Mund zu verdrehen, wie es den ungeuebten Staebchen mit Nudeln auf dem Weg in selbigen ergeht. Aber wenn man sich erst einmal daran gewoehnt hat (an beides) lernt man es lieben. Denn wer mich ein wenig kennt, weiss dass ich kulinarisch nirgens besser aufgehoben bin als im Herkunftsland der Nudeln. Und MaDing war ohnehin das beste was uns passieren konnte, um Beijing zu erleben...

Neben seiner Taetigkeit fuer den ARD legt MaDing naemlich als DJ auf und erwies sich als kompetenter Tourguide im Beijinger Nacht- und Partyleben. Tatsaechlich scheint es mir angebrachter meine Zeit dort nicht in zwoelf Tagen, sondern eher in Naechten zu zaehlen. Naechte, die ein ums andere Mal ihren Abschluss auf Madings Balkon fanden, wo wir China dann tatsaechlich als Land der aufgehenden Sonne erlebten...

Da unsere Tage (anders als die von MaDing, im wackeren Kampf fuer die Pressefreiheit) in der Konsequenz eher zeitverschoben begannen (also ungefaehr gemeinsames Aufstehen mit euch;) gestaltete sich das sight-seeing etwas schwieriger:
An einem "Morgen" sind wir zusammen zur Mauer gefahren, was sich lohnen sollte. Denn auch wenn keiner wirklich Anstalten machte wenigstens ein paar Kilometer des scheinbar unendlichen Bauwerks (beeindruckend!) abzuwandern, war es schoen zusammen auf der Mauer zu sitzen und Strategien zur Abwehr der Mongolen zu diskutieren.
Auch die "Verbotene Stadt" haben wir gesehen, was mich persoenlich aber weniger beeindruckt hat. Schoener war die anschliessende Besteigung eines nahen Berges und der Blick ueber die Verbotene Stadt, gerahmt vom modernen Hoch(haus)aufstrebenden China.

Wenn ich Beijing ueberhaupt verstanden habe, dann auf dem Fahrrad. Schnell gelingt es einem auf den achtspurigen Strassen (aus dem Westen kommend) sich gen Osten zu orientieren (und auch wieder zurueck), um sich dann doch immer wieder in den dazwischenliegenden verwinkelten Virteln (Hutons) zu verlieren. Besonderer Reiz dabei die Verkehrsregeln, die sich recht einfach im Gesetz des Staerkeren (also Vorfahrt wer groesser ist) zusammenfassen lassen. Da mir diese Fahrweise (weniger auf Schilder, mehr auf die anderen achten) deutlich entsprach, habe ich auf den Strassen Beijings wohl meine freiesten Momente erlebt. Ganz gleich ob am Abend in wilder Jagd zusammen mit den Jungs oder am naechsten Morgen, um allein ein wenig klar zu kommen.

Bis nach acht Tagen Maxx als erster unser Gespann verliess. Eigentlich schon viel frueher (aber Beijing klaut Zeit) hatte Maxx nach Xian aufbrechen wollen, um dort die 6000 Mann starke Terrakottaarmee zu besichtigen. In den Tagen die ich laenger in Beijing blieb als er zeigte sich, dass er dort deutlich mehr Soldaten haette bewundern koennen. Denn anlaesslich des nahenden 60sten Geburtstags von China verwandelten Unmengen von Soldaten und Panzern meine so geliebten Fahrradwege in abgesperrte Paradestrecken.

Doch auch wenn das nervte und den eigenen Abschied nahelegte, brachte es eine gewisse Komik mit sich. Zum Beispiel in Form eines dramatischen Schauspiels militaerischer Praesenz. Schauplatz war die Simbabwische Botschaft, auf die wir von MaDings gegenueberliegendem Balkon quasi Logenplaetze hatten. Im ersten Akt stellten sich die simbabwischen Demonstranten vor, die allesamt Chinesen, weder in Kostum noch Unmut wirklich ueberzeugen konnten. Erst als im zweiten Akt eine Spezialeinheit chinesischer Soldaten anmarschiert kommt, verspricht das Schauspiel von Komik in Dramatik umzuschlagen. Und tatsaechlich stehen sich auf dem Klimax die maessig entruesteten "Simbabwer" mit den straffen Soldaten in zwei Fronten Gegenueber.Es kommt jedoch wie es im (militaerischen) Drehbuch steht und die Soldaten loesen den Protest souveraen auf.
Einzig retardierender Moment vielleicht, dass die militaerischen Strategen das Absperrband bereits gezogen hatten, bevor sie die Demonstranten dahinter trieben (was zu einigen Umstaenden fuehrte). So war letztlich Ruhe und Ordung wiederhergestellt und dem Zuschauer drueckte sich die (Militaer) Moral in diesen Tagen fast ein wenig zu deutlich auf.

Da aber trotzdem das gemeine Volk (und das sind die alleremeisten!) weiterhin freundlich blieb, war weniger der Belagerungszustand der Grund fuer meinen Aufbruch, sondern tatsaechlich das gemeine Volk. Denn so sicher ich mich bald in Beijing bewegte, so sehr verpasste ich dabei den Kontakt zur Bevoelkerung, wie mir fast peinlich bewusst wurde, als ich mein Fahrrad von der Reperatur abholte. Als ich naemlich zum Abholen kam, gelang es mir nicht wie ueblich die Preisverhandlungen mit den Fingern durchzufuehren, weil der alte Chinese irgendwie nicht verstand welches Angebot ich ihm machte und ich nicht lesen konnte, welchen Preis er in chinesischen Schriftzeichen notierte.
Erst als ein vorbeikommender Passant uebersetzte verstand ich, dass mir der Mann erst einmal seinen Namen aufschrieb. Und so wurde klar, dass es sich in Beijing mit den gaengigen Vokabeln "Hallo, Danke, Prost" und vor allem vielen Laecheln durchaus gut leben laesst, dass sich in China aber noch mehr entdecken laesst...

So fand ich schliesslich die Motivation mich von Beijing, MaDing und Iannis zu trennen, um mich allein auf die Reise zu machen. Nachdem ich die letzte NAcht noch einmal mit MaDing und Shen Shen in einen Tag verwandelt hatte, brachte Iannis mich am naechsten Morgen zum Zug. Der haette mich eigentlich schon recht weit in den Sueden bringen sollen (denn das einzig fixe Ziel ja die Grenze nach Lao), kurzentschlossen und recht muehsam umgesetzt (noch einmal danke fuer die Geduld Iannis;) hatte ich aber mein Zugticket getauscht und so sollte es fuer mich nach Quingdao ans chinesische Meer gehen.

Fuer die Zugfahrt nach Quingdao hatte ich mir eigentlich vorgenommen einerseits zu schlafen und falls daraus ein wenig Energie resultieren sollte, noch ein bischen im Kopf zu sortieren, was in Beijing und auf der Reise ueberhaupt passiert war. Natuerlich kam es anders.

Ich kam naemlich neben einer Chinesin meines Alters zu sitzen, die mir recht bald sympathisch wurde, weil sie staendig anfangen musste ueber eine Serie zu lachen, die sie auf ihrem Laptop sah. So wenig ich auch von der Serie selbst verstand, so sehr hatte ich doch meine Freude an der Situation. Und tatsaechlich ist es mir mit dem Maedchen Yiang (und auch den meisten anderen Reisebekanntschaften) so ergangen, dass die Verstaendigung weniger durch die Worte, denn durch die Situation getragen wurde.

Wobei Worte absolut nuetzlich sind, und so erweiterte Yiang meinen chinesischen Zwoelfnaechtewortschatz auf einer einzigen Zugfahrt um ungefaehr 400 Prozent (ohne uebrigens selbst wirklich englisch koennen). Letztlich resultierte daraus dann auch eine Verabredung fuer den naechsten Tag, da auch Yiang nach Quingdao fuhr.Wir erreichten Quingdao am fruehen Abend und zum erstaunen aller Hostelbewohner verzichtete der Deutsche gaenzlich auf Bier (Quingdao ist deutsche Kolonie gewesen, hat aus dieser Zeit noch eine Brauerei, die das bis Europa exportierte Tsingtao braut und in der Stadt einkaufstuetenabgefuellt verkauft) und geht sofort schlafen.

Am naechsten Morgen weckt mich die Rezeptionistin, Yiang habe angerufen. Anscheinend waren wir fuer das 10 Uhr Morgens verabredet, nicht Abends. Mit einem musternden Blick empfiehlt mir die Rezeptionistin unter die Dusche zu gehen, dann setzt sie mich in den Bus zum Ort meiner Verabredung. Dort wartet Yiang seit einer Stunde, aber ich trumpfe mit einem chinesischen Satz auf, den mir die Rezeptionistin aufgeschrieben hat und den ich im Bus auswendig gelernt hatte: Sehr, viel, viel, viel entschuldigung fuer meine Verspaetung. Anscheinend betone ich so unmoeglich, dass sofort glaubwuerdig wird, dass ich sie aus Orientierungslosigkeit habe warten lassen und sie laechelt wieder. Eine Situation mehr als tausend Worte...

Tatsaechlich bietet sich wenig spaeter die rechte Situation, um Yiang endgueltig von meinem Edelmut zu ueberzeugen. Wir wandern naemlich an der Promenade entlang und in einem der Baeume hat sich der Drache zweier Kinder verfangen. Es versuchen bereits mehrere Chinesen den Drachen mit Hilfe eines Besenstiels aus den Aesten des Baumes zu befreien, aber alle Arme greifen zu kurz. Auch meine europaeischen Arme reichen nicht weit genug, kurz entschlossen greife ich aber einen der Aeste und hangle mich hoch, um den Drachen zu befreien, was mir letztlich auch gelingt.
Dabi ist mir natuerlich klar das der klassische Held den Drachen besiegt und nicht befreit, trotzdem sind sich fuer eine Situation alle einig, dass etwas gutes passiert ist.

Yiang und ich setzen das fort, essen noch zusammen und versuchen uns mit Haenden, Fuessen und Worten zu sagen, was uns einfaellt. Nachdem wir uns verabschiedet haben, hole ich im Hotel meine Laufschuhe und erkunde die Stadt laufend. Dabei hoere ich Musik, fantastisch energetisch.
Auf dem Rueckweg laufe ich ein Stueck am Strand lang und pausiere fuer ein Quingdao mit zwei Deutschen.

Spaeter setze ich leicht angetueddelt und absolut froehlich meinen Rueckweg fort. Dabei ueberholt mich ein Bus voller Koreaner, die Fotos von mir machen. Natuerlich motiviert das und ich sprinte von Ampel zu Ampel neben dem Bus her- bis der abbiegt und ich nicht mehr weiss wo ich bin und weder eine Karte oder Geld mit mir habe, noch weiss wie mein Hotel heisst. Hilfe!

Im wahrsten Sinne ernuechtert brauche ich ueber eine Stunde, um mein Hotel zu finden. Wieder trinkt der Deutsche kein Bier, komischer Typ.

Am naechsten Morgen gehe ich wieder Laufen, diesmal gleich zum Meer um zu baden. Anschliessend bewundere ich die chinesische Bademode. Besonders Frauen tragen Ganzkoerpergummianzuege und sogar Masken (ein wenig wie Powerrangers), um nicht braun zu werden, was von Armut zeugen wuerde (denn die Armen arbeiten auf den Feldern und werden braun).
Natuerlich ist es viel gesuender sich vor der Sonne zu schuetzen, als wie bei uns fuer Muenzmallorca zu bezahlen und trotzdem ist es ungewohnt- und somit irgendwie lustig.

Bevor ich Abends noch einmal mit Yinag verabredet bin, bleibt mir noch Zeit eine Kirche zu besuchen, die ebenfalls aus deutscher Zeit stammt. Sie steht auf einem Berg oberhalb der Stadt und schuetzt vor der Sonne mit ihrer in Kirchen ueblichen Kuehle. So sitze ich eine Weile still fuer mich und bin mit Gott und der Welt zufrieden.

Abends treffe ich dann Yiang, diesmal puenktlich. Bei einem gemeinsamen Abendessen der allerfantastischsten und in Deutschland niemals finanzierbaren Meeresfruechte nehme ich Abschied von ihr und Quingdao, denn am naechsten Tag geht es weiter nach Nanjing.

Wieder einmal ist der Weg ein kleines Ziel und ich bereue es nicht die Moeglichkeit fuer den gleichen Preis zu Fliegen ausgeschlagen zu haben und statt dessen den ganzen Tag im Zug zu sitzen. Meine erste Reisebekanntschaft ist ein Dreigenerationengespann, Oma, Mama, Sohn. Anknuepfungspunkt ist natuerlich der Junge, etwa zwei Jahre alt, der mich mit seinen Spidermanhosen sofort fuer sich gewinnt (die uebrigens wie alle Hosen der Kleinkinder hier einen Schlitz im Schritt haben, anstatt Windeln zu benutzen...) Durch diesen Schlitz blitzt immer mal wieder ein kleinen Kinderhintern auf, was durchaus froehlich stimmt.
Jetzt ist es allerdings an mir, auch seine zwar neugierig und doch unsicher blickenden Augen fuer mich zu gewinnen. Klare Sache, ich ziehe einen Luftballon aus der Tasche und beginne ihn aufzupusten- bis er mit einem lauten Knall explodiert (merke, wenn du Kinderherzen gewinnen willst, kaufe deine Luftballons besser nicht auf dem mongolischen Schwarzmarkt;).
Doch trotz dieses Fehlschlags gelingt ein zweiter Luftballonversuch und bald bin ich nicht nur mit ihm, sondern eigentlich allen benachbarten Reisenden im wilden Fussballspiel vertieft.

Mein neuer Freund steigt aber irgendwann mit seinem neuen Luftballon aus und ich bekomme einen neuen Sitznachbarn. Dieser entpuppt sich als der introvertierteste Chinese, den ich bis dahin getroffen hatte und bringt nicht einmal meinem motivierten "nihao" ein Laecheln entgegen. Nachdem zwei weitere Kommunikationsversuche meinerseits gescheitert sind (und das obwohl ich inzwischen ein fast perfekter Pantomime bin) sitzen wir ziemlich lange schweigend nebeneinander. Das Schweigen, ja unsere ganze unterkuehlte Beziehung, aendert sich erst als ich im lonely planet eine Karte von Nanjing aufschlage. Ploetzlich ist sowas wie Interesse geweckt und nachdem wir festgestellt haben das gleiche Ziel zu haben, stellt er sich mir sogar mit Namen vor. Trotzdem bleibt die Kommunikation zwischen Mr. Ja und mir schwierig, weil er sich nicht so ganz auf meine Gesten einlassen mag und ich trotz groesstem Willen einfach nicht verstehe, was er mir auf chinesich erzaehlt. Aber immerhin verstaendigen wir uns darin, dass er mir am Bahnhof helfen wird, mein Zugticket in die naechste Stadt zu kaufen. Dort angekommen stehen wir dann in einer ziemlich langen Schlange, wieder schweigend...

Bis der grosse Blonde das Interesse sowohl der Dame hinter, als auch vor uns erregt. Weil ich nicht verstehe was sie mich fragen, springt Mr. Ja ein und bis dahin habe ich ihn nicht so erlebt: Wortreich scheint er den beiden Damen alles ueber mich zu erklaeren und bringt dabei beide sehr viel zum Lachen. Stille Wasser sind tief und ploetzlich ist er wie ausgewechselt. Als das Vorruecken in der Schlange seinen Flirt beendet, bestellt er ebenso froehlich wie gegenueber den Damen beim Schalterbeamten mein Ticket und als wir das haben, beschliesst er mich noch zum Hotel zu bringen. Dabei hat er selbst keine Ahnung wo das ist, und fast mag ich behaupten ich haette es mit Hilfe des Planets schneller gefunden, aber Mr. Ja springt von Passant zu Passant und irgendwann liefert er mich im Hotel ab- natuerlich nicht ohne auch dort dem Rezeptionisten noch einiges zu erklaeren.

Auch wenn ich mit Mr. Ja die Freundlichkeit der Chinesen ein wenig karrikiere, traegt dieses Land den Titel "des Laechelns" eindeutig verdient. In Gegenseitigkeit fand auch ich viele Anlaesse zum Laecheln. Natuerlich in der Begegnung mit den Menschen und den vielen kleinen Geschehnissen und immer wieder im street food. Von den Nudeln hatte ich ja bereits Eingangs geschwaermt, auch das Essen mit Staebchen hat durchaus seinen Reiz, verliebt habe ich mich aber in das street food. Und zwar tauchen so gegen 23 uhr auf den Strassen Chinas lauter kleine Handwagen auf, die vollbeladen mit Nudeln oder Reis, sowie den verschiedensten Fleisch und Gemuesespiessen sind. Was immer das Herz begehrt wird gegrillt oder gebraten und als absolute Mitternachtskoestlichleit auf dem Rueckweg vom Feiern oder einfach einem naechtlichen Spaziergang serviert.

Aber zurueck nach Nanjing, dessen Namen ich zuvor noch nie gehoert hatte, obwohl hier mehr Menschen leben als in Berlin und Hamburg zusammen (ist in China staendig so). Um mich in dieser 6 Millionen Einwohnerstadt zu orientieren, hatte ich eine Din A 5 grosse Karte im lonely planet, auf der etwa 15 Strassen namentlich erwaehnt waren (zum Vergleich sich in Hamburg mit 5 Strassennamen orientieren, klar Reeperbahn, aber dann finde mal den Elbtunnel...). Trotzdem schaffte ich es, im Laufe eines Fahrradtages, zwei erwaehlte Sehenswuerigkeiten zu finden.

Das lag vor allem daran dass ich tatsaechlich einfach viel (e Umwege) gefahren bin, ein wenig Glueck dabei war und nicht zuletzt waren meine Sehenswuerigkeiten in sich recht deutlich. Die erste war ein Berg:) Der aber zwischen anderen Bergen nicht absolut leicht zu unterscheiden war und den es sich aber letztlich zu besteigen lohnen sollte, weil man im Verhaeltnis zum sonst absolut smogigen China, eine recht gute Sicht ueber die Stadt hatte.Um zu verdeutlichen wie gross die Stadt aber doch war sei darauf verwiesen, dass ich meine zweite Sehenswuerigkeit, eine gigantische Bruecke, vom Berg aus nicht sehen konnte. Einfach alles zu gross hier.

Aber irgendwie habe ich es mit meinem Fahrrad doch auf die Bruecke ueber den Yangtze River geschafft und in ihrer Mitte eine ganze Weile auf die gewaltigen Schiffe geblickt. Ich glaube haette eines die deutsche Fahne gehisst, haette ich den Sprung gewagt...

Anstelle blieb ich aber noch einen weiteren Tag in Nanjing, was sich eindrucksvoll lohnen sollte. Und zwar bin ich in einer Gedenkstaette fuer die Opfer eines Massakers der Japaner gewesen, bei dem ueber 300.000 Chinesen brutal ermordet wurden. Alles sehr ergreifend installiert. Ohne persoenlichen Bezug ist mir das sehr nahe gegangen, was man mir wohl angesehen haben muss, denn mich sprach ein alter Chinese an, der ueber neunzigjaehrig, selbst Opfer des Massakers geworden war. Keine Ahnung wie er diesen Ort ertragen konnte.

An dieser Stelle faellt mir der Uebergang schwer. Im Museum haben sie versucht mit dem Geschichtsgedanken an die Gegenwart anzuknuepfen, dass Geschichte ein sich immer wiederholender Prozess ist und Frieden deshalb dringend starke Fuersprecher braucht.

Vielleicht gelingt mir der Uebergang mit einer Geschichte, die ich ebenfalls im Memorial erfahren habe. Ein japanischer Kommandant, der im Zuge der Besetzung in China war, hat von dort eine bestimmte Blumensorte mit nach Japan gebracht. Er hat sie dort gezuechtet und nachdem der Krieg beendet war, zusammen mit seiner ganzen Familie begonnen diese Blume als Friedensblume ueberall in Japan zu pflanzen.

Der Uebergang bleibt schwierig und tatsaechlich bin ich aber auch noch leicht angeschlagen von dem gesehenen, als ich Abends den Zug nach Guillin besteige. Meine Retterin, die mich zurueck ins Leben holt, ist 8 Jahre alt. Eifrig malt sie diese Zahl in ein kleines Schreibheft, prima diese Kinder.Zusammen mit ihr, sowie fuenf weiteren Chinesen teile ich mir eine Art Abteil, mit Betten, denn die Fahrt nach Guillin geht ueber Nacht.

Wieder beruht der Prozess des Kennenlernens in der Faehigkeit zu ertragen, dass man sich mit Worten nur begrenzt Verstaendigen kann. Kinder sind die Koenige dieser Disziplin und eine geschlagene Stunde Spielen wir das Papageispiel: Sie zeigt auf etwas, benennt und David sagt nach (was sie meistens zum lachen, in weniger Faellen aber auch zum Lob, veranlasst). So vergeht die Zugfahrt wieder in bester Gesellschaft und Guillin, Yangzhuo und Kunming warten- etwas spaeter beschrieben zuwerden;)

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Mit schweren Herzen verlassen wir die Mongolei

07.09.2009 - 09.09.2009

Der Transibteil war noch nicht ganz zu Ende? Noch befanden wir uns auf einem Teil der Strecke die als Transibirische Eisenbahn gilt. Der Unterschied besteht nur darin, dass wir uns nicht fuer die Transmongolische Eisenbahn entschieden haben, sondern fuer die lokale Variante. Fuer nur umgerechnet 5 Euro ging es auf der selben Zugstrecke in Richtung Grenze. Als wir unser Zugabteil betreten wurde schnell klar warum das Ticket nicht mehr kosten durfte. Fuer die 17 stuendige Fahrt wurden sogar die Gepaeckablagen als Schlafmoeglichkeiten verkauft. Keiner der Mongolen kam aber auf die Idee diese auch zu gebrauchen. Bis "unser" David kam!!! Er machte es sich auf der nichtgepolsterten Pritsche wenige Zentimeter unter der Decke gemuehtlich. Ich lag direkt unter ihm und machte mir schon im Halbschlaf einige Sorgen, dass ich spaeter unfreiwillig geweckt werde. Es knirschte, es knackte und es knarte aber zum Glueck blieb die Ablage in den Angeln. Lustig war eher die Diskussion mit dem Begleitpersonal. Wir brauchten nicht mongolisch zu vertsehen, um zu wissen welchen Grund die Auseinandersetzung hatte. David der schon vor sich hin daemmerte, bekam von dieser Unterhaltung wenig mit. Kurze Zeit spaeter taten es die anderen Fahrgaeste ihm nach. Gluecklich das jetzt jeder einen Schlafplatz hatte, ging es langsam zur chinesischen Grenze.

Schon vorher wussten wir das der Zug diese nicht passieren wuerde und wir einen Jeep anheuern muessen. Zunaechst wunderten wir uns, warum es auf dem Bahnsteig alle so eilig hatten und in Richtung Bahnhofsparkplatz flitzten. Dort wartete eine ganze Armada von Bussen und Jeeps. Es ist immer wieder erstaunlich anzusehen wie sich die unterschiedlichsten Buisnessmoeglichkeiten entwickeln. Nach zaehen Preisverhandlungen hatten wir unseren Fahrer gefunden und kurze Zeit spaeter bemerkten wir, warum die Mongolen so geschwindt auf die Grenze zu steuerten. Alle Fahrzeuge die vorher an der Haltestelle auf die ankommenden Fahrgaeste warteten, verwandelten sich nun in eine kilometerlange Schlange. Wir sind mit die Letzten und stellten uns auf eine lange Wartezeit ein.

Die Kontrollen auf der mongolische Seite sind im Vergleich zu den chinesischen eher harmlos. Neben einer Fiebermessung in der Iannis die meiste Waerme ausstrahlte, muessten wir noch eine private Gepaeckkontrolle ueber uns ergehen lassen. Zureuck wieder im Jeep fuhr unser Fahrer uebereifrig ueber die markierte Linie in Richtung chinesisches Hohheitsgebiet. Mit einem millitaerischen schroffen Ton werden wir zurueckgerufen. Der Soldat schaut uns verwundert in die Augen und sagt etwas geschockt kurz und buendig "Welcome to China".
Mit verschiedenen Informationen (aus dem Lonley Planet oder von anderen Backpackern) beginnen wir am Taxistand mit der Orientierung. Ca. 2h ging es dann zwischen Bahnhof - Busbahnhof und Taxistand hin und her. Am Ende entschieden wir uns fuer eine Taxifahrt nach Peking. Wir sollten es bereuen. Eine Russin hatte sich noch in unser Auto geschlichen und war fuer 9h nicht bereit ihren Beifahrenplatz mit uns zu tauschen. 9h Stunden zu dritt auf der Ruecksitzbank laesst selbst den bequemsten Sitz unbequem machen. Ganz ueberraschend kamen wir schon nach ca. 30 km in eine Polizeikontrolle. Neues Land, neue Sitten! Der Beamte bittete den Fahrer auszusteigen und fuhr mit uns im Wagen zur Polizeistation. Unsere Passe waren wohl in Ordnung und wir konnten die Fahrt kurze Zeit spaeter fortsetzen.

In Sachen Fahrweise haben wir in Russland und der Mongolei ja schon einiges erlebt. Doch die Chinesen setzten da noch eins drauf. Immer am Limit der Moeglichkeiten wurde der Fahrstil in der Dunkelheit keineswegs den Gegebenheiten angepasst. Als Beispiel moechte ich hier das Computerspiel GTA anbringen. Ueberholt wird da wo es moeglich ist. Nicht da wo wir es gewohnt sind, naemlich LINKS. Selbst der Not Streifen wurde genauso oft benutzt, wie die Linke-, Rechte- oder Mittel-Spur. Zwischen den LKW's gibt es noch mehr Moeglichkeiten? Der Unterschied zum Computerspiel bestand nur daran, dass wir unseren Wagen nicht wechseln konnten. Unglaublich auch, dass die Motorraeder auf den Landstrassen ohne Licht fahren und wir einen Unfall nur um haaresbreite entkommen sind. Mit dem voellig uebermuedeten Fahrer erreichten wir spaet, aber gesund Peking. Zum Glueck ist das Wort Taxi noch was wert und es laedt uns in der Naehe unserer naechsten Bleibe ab. Peking kann nun kommen!!!

Dienstag, 6. Oktober 2009

Ulaan-Baatar, die zweite

02.09. - 06.09.2009

Zurueck von einer spannenden aber auch anstrengenden Tour, widmeten wir uns voller Inbrust der Regeneration. Die letzten zehn Tage hatten hatten ihren Tribut von Fahrzeug und Ausruestung ebenso wie von uns gefordert. Waehrend der Jeep eine Spazierfahrt durch die Waschstrasse inklusive einer kompletten Innenraumreinigung spendiert bekam, genossen wir Dusche, zu kurze Betten und ein Ueberangebot an kulinarischer Vielfalt, von dem der ein oder andere in den letzten Tagen des Trips schon traeumte...Pizza, Indian Cuisine, Berlin Burger oder eine Buddhistische Fastenspeise in der Cafeteria des Meditaionszentrums, und all das zu beinahe jeder Tages- und Nachtzeit, OHNE selbst kochen zu muessen...
Unsere Aktivitaeten haben wir in alphabetischer Reihenfolge abgehackt, so dass auf kulinarische Sensation kulturelle Erfahrung folgten. In unserem Fall hiess das KINO...Oh du wunderbare Erfindung von wem auch immer. Krone der Schoepfung westlichen Ueberflusses. Wer auch immer den Bildern das Laufen lehrte muss ein Zauberer gewesen sein, oder zumindest ein herausragender Lehrer. Trunken vor Euphorie betraten wir den Palast des Lichtspiels, lediglich die bescheidene Auswahl an Filmen, einer weniger und man haette nicht mehr von einer Auswahl sprechen koennen, kratzte an der Oberflaeche unserer grenzenlosen Begeisterung. Unsere Wahl fiel auf...festhalten...
G.I. Joe
...der Hammer, es war laut, es war schnell, es war bunt, es war grell. Lediglich Maxx zeigte sich nicht komplett begeistert nach dem Film, fuer uns andere war es ein Highlight und liess Einen fuer kurze Zeit vergangene und zukuenftige Strapazen sowie die wachsende Entfernung nach Hause vergessen. Der groesste Kulturschock begegnete uns erst nach dem Kino, auf dem Weg hinaus durchquerten wir "Little Tokyo". Eine Automatenspielhalle die uns fuer einen kurzen Augenblick die Glaubwuerdigkeit der Realitaet in Frage stellen liess. Weniger die Groesse, vielleicht vergleichbar mit einem Tennisplatz, als die schiere Intensitaet in der es blinkte und piepte, in der gefahren und geschossen, getanzt und geboxt werden wollte, liess uns fuer einige Zeit orientierungslos zwischen den Spielkonsolen wandeln bis wir uns loesen und entkommen konnten.
Tags drauf Kontrastprogramm, historisches Museum Ulaan-Baatar. Nach unserer enttaeuschenden Erfahrungen in Moskau waren wir zuerst ein wenig vorsichtig, aber weit gefehlt. Von der Entstehung der Menschheit bis zur demokratie Bewegung in den 90ern findet man gut strukturierte und interessant Aufbereitete Exponate und Erklaerungen...und zwar auch auf Englisch. Definitiv ein Highlight Ulaan-Baatars.
Die letzten Tage verstrichen dann in fast schon routinierter Aufbruchvorbereitung. Zugverbindung recherchieren, Tickets beosrgen, Bekannte und Mitreisende verabschieden, Leon und Stefan brachen vor uns gen Beijing auf, waehrend Daniel und andere noch laenger in Ulaan-Baatar blieben und natuerlich Abschied nehmen, nicht nur von Ulaan-Baatar und der Mongolei, auch der Transsibteil unsere Reise ging mit dieser Etappe zu Ende und mit Asien wuerde nun ein neuer Abschnitt beginnen.

Dienstag, 29. September 2009

our mongol rally

24.08.- 03.09.2009

Waehrend der Zeit in Ulan Batar sind wir des oefteren auf ein recht eigenwillig (ueberwiegend englisches) Reisevoelkchen getroffen. Und zwar gibt es eine Rally von London nach Ulan Bator (Mongol Rally), bei der es weniger darum geht als erster anzukommen, denn vielmehr ueberhaupt anzukommen. Jene Autos die diese (Tor)Tour ueberstehen, werden in Ulan Bator fuer einen guten Zweck verkauft.

In Anlehnung an diese Tour, nannten wir unser vorhaben "Our Mongol Relly" und wie Iannis ja bereits angekuendigt hat, begann alles damit dass ich meine Pin Nummer vergessen hatte. Muessig zu ueberlegen welche der diversen Alkoholeskapaden genau dieses Hirnareal geloescht haben mag, viel wichtiger eine Loesung zu finden. Diese hiess (diesmal)Naraa und arbeitet als Bankangestellte in Ulan Batar. Vor allem aber spricht Naraa fliessend deutsch und nachdem sie sich von einem Karaokeabend mit uns nicht hat abschrecken lassen, hat sie uns viel geholfen (Danke noch einmal).

Sie hat uns dann auch ihren Cousin Mogi vorgestellt, der beruflich neben vielem anderen auch Jeeptouren anbietet. Also genau der richtige Mann fuer uns, denn wir hatten entschieden keine der vorgefertigten Touristentouren zu buchen, sondern moeglichst kostenguenstig etwas eigenes zu organisieren. Zu diesem Zweck (also zum Beispiel teilen der Benzinkosten) suchten wir drei weitere Reisende, die sich im Laufe der Reise nicht allein wirtschaftlich rentierten:

Bereits aus dem Bus in die Mongolei kannten wir Daniel, der wie Iannis bereits geschrieben hat, aus Hamburg bis nach Ulan Ude getrampt ist. Alles teil einer ziemlich ambitionierten Weltsicht ("no planes"), die in Form seiner Person spannende Geschichten mit sich brachte.
Hinzu kam Stefan, der im Zuge seines Geologiestudiums eine Weile am Baikalsee gearbeitet hatte und nun ueber die Mongolei, China und Kirgistan auf dem Weg war seinen Vater zu treffen. Mit seinen fast 40 Kilogramm Gepaeck ist er immer etwas hinter der Gruppe geblieben, was ihm wohl auch die liebste Position war, um dann aber immer wieder mit Ausruestung oder Wissen wichtiger Teil der Gruppe zu sein.
Sechster im Bunde war Leon, der vor Beginn seines Industriedesign-Studiums noch einmal seine Freiheit nutzte, um ein wenig von der Welt zu sehen. Dabei haben wir ihn zunaechst mit recht langen Haaren und unrasiert erlebt, bevor er bei unserem Wiedersehen in Pekin top gestylt erschien. So hat er wohl den ein oder anderen Spass mit uns getrieben, den noetigen Humor haette er.

Aber beginnen wir endlich unsere Tour und dazu treffen wir an einem Montag-Morgen unseren Fahrer Mogi auf dem Parkplatz eines grossen Einkaufszentrums. Zwei Dinge werden recht schnell deutlich. Erstens haben wir ziemlich viel Gepaeck und sind insgesamt zu siebt eine ziemliche Aus- eher sogar Ueberlastung fuer den Jeep und zweitens sprechen Mogi und wir relativ wenig Woerter der gleichen Sprachen (Mongolisch, Englisch, Russisch). Trotzdem verstaendigen wir uns ueber die Situationen, zum Beispiel als schon nach wenigen Kilometern aus der Stadt der erste Stossdaempfer seinen Geist aufgibt...

Von den sprachlichen Verstaendigungsschwierigkeiten abgesehen, ist Mogi ein echter Gluecksfall. Besonders weil er total aufmerksam ist und viel von uns versteht, ohne dass wir es ihm sagen koennen. So blieb als einzig wahres Problem der Sprachschwierigkeiten, dass man diesen interessanten Menschen nicht mehr Fragen konnte (denn waehrend wir alle Meisterschaft darin erlangen pantomimisch zu sprechen, bleibt dieser Disziplin die Philosophie und der Tiefsinn leider verschlossen).

Aber wir wollten ja eh erst einmal weiter und so ist es gut, dass Mogi in recht kurzer Zeit den Stossdaempfer wechselt. Die Fahrt geht also weiter und baut zugleich einen Spannungsbogen auf, den jetzt haben wir nur noch einen Ersatzdaempfer bei immernoch ziemlich voller Ladung und deutlich schlechter werdenden "Strassen"...

Tatsaechlich muessen wir auch den kurz vor Abend noch einbauen (jetzt kein Ersatzdaempfer mehr!), bevor wir beschliessen vor dem dunkelwerden unser Lager aufzuschlagen. Jetzt beginnt eine Dynamik, der ueber zehn Tage zu ingespielter Routine werden wird. WAehrend die haelfte der Gruppe die Zelte aufbaut, beginnen die uebrigen zu kochen. DAzu haben wir meist eine Stunde Zeit, bis um sieben die Sonne untergeht und der TAg wenig Energie uebrig gelassen haette, so dass alle frueh fest schlafen (abgesehen von dem mit dem Schlafplatz neben Mogi, da dieser im Schlaf redet- mongolisch). Am naechsten Morgen dann das ganze rueckwaerts. Ein Teil baut die Zelte ab, waehrend die anderen Fruehstueck bereiten. Danach so wenig wie moeglich auf die Stossdaempfer verteilen und weiter gehts...

Das erste Grossziel ist eine Schlucht in der Wueste Gobi. Waehrend die Landschaft immer trister wird, sind wir im Auto recht kreativ dabei uns die langen Strecken unterhaltsam zu gestalten. Wir raten black-stories, auch Fernsehmelodien und spielen eine ganze Menge Schwimmen (Karten- auch Knacks genannt). Hinzu kommen ungeplante Abwecheslungen, wie der Jeep einiger koreanischer Businessmaenner in einem Graben, den wir mit vereinten Kraeften befreien, was zurueck in Ulan Bator entsprechend entlohnt werden sollte...

Aber erst einmal die Schlucht und danach noch eine klassische Sandduehne. Alles in allem ziemlich viel trockener Sand und ich bin ziemlich froh, als nach fuenf Tagen die Landschaft wieder gruener wird und zur Belohnung fuer alle Entbehrungen die erste Dusche in einem oeffentlichen Badehaus einlaedt (die gibt es, weil die Normaden in ihren Zelten auch keine Duschen haben). Jetzt leider doch nicht mehr so schoen gebraeunt, duften wir dafuer wohl um einiges weniger schlimm. Und das mit recht, denn es ist MAx Geburtstag.

Bereits beim morgentlichen Fruehstueck hatte es einen luftballongeschmueckten Geburtstagstisch gegeben und zur Feier des Tages entgehen wir den naechtlichen Minusgraden im Zelt und schlafen statt dessen mit Ofen in der Jurte einger Einheimischer. Dazu gibt es neben der obligatorischen Flasche Vodka fuer unseren Fahrer eine Flasche Gin und die Pary steigt.

Am naechsten Tag fahren wir zum ersten Mal nicht und waehrend Stefan und Daniel wandern gehen, wagen wir anderen uns auf einen Reitausflug. Waehrend IAnnis Pferd aus unerfindlichen Gruenden mit einer Leine am Pferd des Fuehrers gehalten wird, setzt sich Maxx einige Male mit geschickten Reitmanoevern an die Spitze unserer Gruppe. Bekanntlich kommt aber der Hochmut vor dem Fall und so "steigt" er wenig spaeter "kontrolliert von seinem Pferd ab"

Obwohl bis auf Muskelkater alle den Reitausflug gut ueberstehen, bleibt das Auto bevorzugtes Fotbewegungsmittel. Wir kommen noch nach Karakorum, der Hauptstadt der Mongolei zu Ghinghis Khaan Zeiten. Dort verderben wir uns alle die Maegen, als wir zum ersten Mal nicht selbst kochen, sondern in einem Restaurant essen. So bevorzuge ich am naechsten Tag, als wir uns eine beruehmte buddhistische Klosteranlage angucken, eher die Naturreligion und bleibe im Schatten sitzen.

Und letztlich erreichen wir wieder Ulan Batar. Alle ziemlich geschwaecht und mit deutlich schmutzigem Gepaeck, dafuer aber mit vielen Eindruecken und der Freude auf die Menge an Moeglichkeiten staedtischen Lebens...

Ulaan-Baatar, der Rote Held

15.08. - 24.08.2009

Nachdem wir von anderen den Reisenden den Tip bekommen haben, dass der Zug nur laecherliche 6 Stunden fuer die Grenzformalitaeten brauchen wuerde, entschlossen wir uns dazu diesen Teil unserer Reise mit dem Bus anzutreten. Abgesehen davon, dass auch diesmal schon andere Gaeste auf unseren Plaetzen sassen, irgendeiner von uns muss in den letzten Jahren echt mieses Karma angesammelt haben, verlief die Reise recht entspannt. Auf der Fahrt lernten wir unsere ersten mongolischen Vokabeln um kurze Zeit spaeter festzustellen, dass wir so langsam in Regionen vordringen, in denen sehr viel von der Aussprache abhaengt und nur weil wir den Unterschied zwischen unserer Version und der der Einheimischen nicht bemerken, heisst dies noch lange nicht, dass uns auch jemand versteht...
Ausserdem lernten wir Daniel kennen, ein aus Hamburg stammender Vegetarier, eine echte Bereicherung, von solchen Menschen kann man nie genug kennen...Voller Faszination lauschten wir seinen bisherigen Reiseerfahrung, bis zu diesem Zeitpunkt ist er die komplette Strecke getrampt. Spannend und wen es interessiert sei sein Blog ans Herz gelegt.
no-planes
In Ulaan-Baatar angekommen sind wir im Golden Gobi untergekommen. Ein schoenes Backpacker Hostel in Familienhand, die gesamte Belegschaft ist zwar ziemlich verplant aber dafuer nett und irgendwie halten sie das Hostel dann doch am laufen.
Die Stadt entpuppte sich dann recht schnell als deutlicher Kontrast zu dem was wir bisher aus Russland gewohnt waren. Ein wenig lauter, deutlich unorganisierter und dreckiger. Dafuer aber deutlich internationaler, in der Hauptstrasse verkuenden Leutreklamen die Anwesenheit von diversen auslaendischen Restaurants, eine Wohltat nach der Zeit in den doch sehr einheitlichen russischen Kuechen, und Laendern fuer dies und das, und das ganze in den meisten Faellen sogar zweisprachig!!!
Auf unserem Staedtebesichtigungsprogramm standen, ein Berg mit zweitem Weltkriegsmonument ausserhalb der Stadt, der so genannte Schwarzmarkt, ein riesiger Markt, groesstenteils unter freiem Himmel, auf dem man wirklich alles kaufen kann, vorausgesetzt man bringt Geduld und Verhandlungsgeschick mit. Ausserdem ein Ausflug in den Terelj Nationalpark ungefaehr eine Stunde entfernt. Wunderbare Natur, wandern in den Bergen, schlafen in einer Jurte zusammen mit den Kindern der Gastgeber und typisch mongolische Kueche (Vielleicht auch ein Stueck Ziegenohr zum Fruehstueck?). Leider haben wir uns auf unser Wanderung am zweiten Tag wohl ein wenig uebernommen und jeder einen mehr oder weniger starken Sonnenstich abbekommen, so dass wir am dritten Tag stark geschwaecht zurueck in die Stadt trampten, in der Hoffnung, die sympathisch konfuse Hostelcrew habe unsere Reservierung nicht verschlampt und am Ende des Trips wuerde ein sauberes Bett auf uns warten.
Derart geschwaecht haben wir die naechsten Tage mit Regeneration und dem Planen unserer Jeeptour durch die Mongolei verbracht. Mitstreiter fanden sich schnell, bei einem gemeinsamen Abstecher in eine Karaokebar wurde klar das koennte funktionieren und durch eine Verkettung unguenstiger Umstaende, an deren Anfang Davids Ratlosigkeit bezueglich seiner PIN stand und an deren Ende die Bekanntschaft mit Naraa, organisierten wir uns tatsaechlich privat einen Jeep. Gut der Fahrer konnte nur Mongolisch und ein paar Brocken Russisch, aber dafuer schien er freundlich und wir waren auf der Suche nach einem Abenteuer...

Donnerstag, 24. September 2009

Ulan Ude- Ein Vorgeschmack auf die Mongolei

Im Reisefuehrer heisst es, dass man in Ulan Ude zum ersten Mal mit asiatischen Einfluessen konfrontiert wird. Das hat sich in Form der Architektur und auch der Menschen fuer uns bewahrheitet. Gleich am ersten Abend haben wir eine Gruppe junger Studenten kennengelernt, die selbstverstaendlich befreundet, zur Haelfte aus Leuten mit europaeischen- und zur anderen Haelfte aus Leuten mit asiatischen Gesichtszuegen bestand. Mit selbigen haben wir auch am zweiten (und gleichzeitig letzten) Abend einen wuerdig langen Abschied von Russland gefunden, bevor wir am naechsten Morgen frueh mit dem Bus in die Mongolei gefahren sind.

Damit es euch nicht so ergeht wie mir (in meinem Kopf war die Mongolei nur der Weg von Russland nach China), moechte ich euch mit ein paar Informationen auf die Mongolei vorbereiten, in die ich mich nach drei Wochen (und kurz vor unserem Aufbruch) ziemlich verliebt habe:

Auf dem Gebiet der heutigen Mongolei haben um die Zeit von Jesu Geburt die Hunnen gelebt. Die kannte ich noch aus dem Geschichtsunterricht als Reitervolk, dass ploetzlich auftauchte und alle auf ihrem Weg ueberfiel. Nach mehreren Jahrhunderten unter tuerkischer Herrschaft leben um das Jahr 1200 mehrere Normadenstaemme in der Mongolei und auch heute sind (glaube ich?) noch die Haelfte der fast 3 Millionen Mongolen (in einem flaechenmaessig riesigen und landschaftlich wunderschoenen Land) Normaden, die in ihren Zelten zwischen Sommer- und Winterquartier wechseln.

Jedenfalls war es um 1200 die grosse Leistung von Ghingis Khaan die einzelnen Staemme zu einen (und er wird bis heute unter anderem als Vodakalabel im taeglichen Alltag dafuer geehrt). Im Zuge erfolgreicher Kaempfe wird in den folgenden 2 Jahrhunderten die halbe Welt mongolisch (sowohl China, als auch Russland sind erobert und es liegt wohl nicht zuletzt am Tod von Ghingis Khaan, dass die Mongolen "nur" bis kurz vor Wien kommen).<

Ab dem sechzehnten Jahrhundert breitet sich er Buddhismus in der Mongolei aus, bis dahin war der Schamanismus vorherrschend. Auch in diesem Fall wirkt beides bis in die Gegenwart, was in unserem Falle besonders hilfreich ist, denn buddhistischer Lebensweise entsprechend gibt es hier viele vegetarische Restaurants.

Bis 1911 werden die Mongolen ueber 2oo Jahre von den Manschuren unterdrueckt (weshalb hier einige Menschen schlecht auf Chinesen zu sprechen sind), bevor die Mongolei mit russischer Hilfe ihre Unabhaengigkeit erreicht. In der Folge wird die Mongolei zum zweiten kommunistischen Staat weltweit, was unter anderem dazu fuehrt, dass viele Moenche getoetet werden und das buddhistische Leben stark zurueck gegangen ist.

Seit 1992 finden in der Mongolei demokratische Wahlen statt und auch wenn viele Strassenkinder der europaeischen Aussenansicht deutlich zeigen, dass nicht alles gut laeuft, bietet die Mongolei gleichzeitig viele Moeglichkeiten fuer einheimische- und europaeische Normaden...

Samstag, 19. September 2009

Urs Bargusin- Vom Weg abgekommen

10.08.- 13.08.2009

Mit der Erlaubnis an Bord kommen zu duerfen, tauschen wir das lieb gewonnene Ruckeln der Gleisnaehte gegen ein kontinuierliches Wogen der Wellen. Auch das ist schoen, denn "labt sich die liebe Sonne nicht, der Mond sich nicht im Meer. Kehrt wellenatmend ihr Gesicht nicht doppelt schoener her." Und tatsaechlich ueberqueren wir den tiefsten See der Erde eine ganze Weile bei herrlichstem Sonnenschein.

Nachdem die Sonne malerisch im See versunken ist, inzwischen ringsum nichts als Wasser, geht der Mond auf. Jetzt wird es kalt, aber wir kuscheln uns an Deck in unsere Schlafsaecke und gucken in Millionen von Sterne. Auch wenn keiner der diversen Sternschnuppenwuensche nach einer Heizdecke in Erfuellung geht (war halt keine Kaffeefahrt) absolut lohnenswert!


Als wir NAchts um 3 Uhr auf der anderen Seite des Baikalsees in Urs Bargusin ankommen, wird uns recht ungemuetlich deutlich, dass wir vom Weg abgekommen sind. Denn es mag zwar so sein, dass jeder Backpacker in seinem Wunsch nach unbedingter Individualitaet seine eigenen Kapriolen schlaegt, gleichzeitig ebnen sie einander durch bebilderte Speisekarten oder Eintraege im lonely planet doch den Weg. In unserem naechtlichen Fall waeren eine Karte oder eine Hotelempfehlung deutlich angenehm gewesen- aber wir hatten ja Zelt und Isomatten;)


So haben wir drei uns recht tapfer auf die Suche nach einem Schlafplatz begeben, wobei wir spontan in einer Sackgasse mit drei gefaehrlich bellenden Hunden landeten. Auf dem (recht eiligen) Rueckweg trafen wir auf ein franzoesich/polnisches Backpackerpaeaerchen, dass auch mit der Faehre gekommen war. Wir rieten ihnen von der Sackgasse ab und gemeinsam haben wir etwa gegen vier Uhr morgens eine Wiese zum campen gefunden (mal sehen, ob wir sie an den planet weiterleiten).

Am naechsten Morgen beschlossen die anderen beiden Urs Bargusin gleich wieder zu verlassen, waehrend wir uns von dem etwas anstrengenden Ankommen nicht entmutigen liessen. Waehrend Maxx unser Gepaeck sicherte, haben Iannis und ich uns auf die Suche nach einem Plaetzchen zum Campen am Meer begeben.

Das fanden wir auch und nachdem wir dann auch Maxx wiedergefunden hatten, machten wir uns mit unsrem Gepaeck und weiteren Einkaeufen fuer das Ueberleben in der Einsamkeit auf den Weg in selbige. Nach etwa einer Stunde Fussmarsch erreichten wir ziemlich durchgeschwitzt eine Stelle an der Wald, getrennt von etwa zehn Metern Standsand, in See ueberging.

Alle Muehen sollten sich aber gelohnt haben, denn nachdem wir unser Zelt mit einigen kniffligen Sonnendacherweiterungen, sowie Iannis Haengematte installiert hatten, hatten wir uns ein richtig schoenes zuhause geschaffen. Als Einzugsgeschaenk brachte ein benachbarter Angler zwar nicht Brot und Salz, dafuer aber fuenf Fische. Die haben wir spaeter am Feuer geraeuchert und Iannis als konsequenter Vegetarier verschmaeht, Maxx tapfer gegessen und ich genossen.

Insgesamt haben wir leider nur zwei Tage barfuss zwischen Strand und Wasser, sowie zwei Naechte eingeleitet durch gemeinsames am Feuer sitzen an diesem schoenen Ort verbringen koennen, weil am dritten Tag heftiger Wind dunkle Wolken direkt zu uns blies. So entschieden wir am dritten Morgen spontan aufzubrechen und mit etwas Glueck und der Hilfe unser Freunde aus Jekat (grosses Glueck;) bekamen wir einen Minibus nach Ulan Ude. Superknacks!