Dienstag, 17. November 2009

Maxx's - China Teil II

25.09.2009 - 07.10.2009

Wieder zurueck im Zug auf dem Weg nach Nanning wollte Gott mir keine Ruhe goennen. Als ich mein Platz gefunden hatte und doch nicht ganz sicher war, sprach mich Sonia mit den Worten "I have no idea" an! Hmm ich zeigte ihr mein Ticket und im Abgleich mit ihrem bestaetigte sich, dass wir beide nicht falsch lagen. Darueber froh, einen Gespraechspartner fuer die Fahrt zu haben, begann ich erstmal ueber mein naechstes Ziel zu gruebbeln. Typisch Frauen! Sonia unterbrach die wortlose Ruhe. Wir kamen ins Gespraech und sie erzaehlte mir, dass sie hauptsaechlich wegen eines 3D Kinofilms nach Nanning faehrt. Spaeter aber noch Freunde treffen wird, um mit ihnen auf alten Studentenzeiten anzustossen. Gluecklich ueber den perfekten Uebersetzer, versprach ich sie ins Kino zu begleiten, wenn sie mir bei meiner weiteren Reiseplanung zur Seite steht. Schnell war abgemacht, dass ich 2 Naechte in Nanning bleiben werde. Ich sollte es nicht bereuen. Sonia entpuppte sich als schoenster Teil meiner Reise. Gleich am naechsten Morgen holte sie mich im Hostel ab und wir fuhren in das besagte Kino. An der Kasse wurde mir die Vorfreude genommen, einen Film in Englisch sehen zu koennen. Im gleichen Atemzug machte mir die Kassiererin aber wieder Mut, dass ich nicht der erste Auslaender bin, der sich das antut. Sonia erwies sich als gute Uebersetzerin und mir blieb die Geschichte nicht ganz verborgen. Den Rueckweg zum Hostel nuzte ich fuer meine Lieblingsbeschaeftigung. FOTO's! Die Stadt wurde kurzerhand zum Studio umfunktioniert. Trotz extremer Hitze gelang es mir mit Sonia einige lustige Aufnahmen zu machen.

Der Abend gestaltete sich aehnlich wie in Yangshuo. Das Dach von Monkey Jane verwandelte sich in eine Studentenbar, wo es 5 Flaschen (630ml) Tschingdoa zum Spottpreis fuer 10 Yuan (ca. 1 Euro) gab. So wie ich es verstanden habe, wird diese Kneipe von der Brauerei gesponsert. Perfekte Marketingstrategie! Ein Appell von mir, an alle deutschen Braustuben.
Da nur Bier trinken fuer die Chinesen auf Dauer zu langweilig wurde, ging es nach der zweiten Runde auf eine Geburtstagsparty. Ahnungslos dachten die Jungs im Taxi noch ueber ein Geschenk nach. Keine Ahnung wie sie darauf gekommen sind aber sie waehlten mich als lebendes Mitbringsel? Jegliche Diskussion meinerseits wurde sofort abgewehrt und ich musste mich Zaehne knirschend meinem Schicksal hingeben. Etwas unwohl war mir schon zu Mute, doch Sonia stand mir immer tapfer zur Seite, so dass letztendlich meine Zweifel nicht von Noeten gewesen waeren. Den Tag bzw. die Nacht liessen wir dann irgendwo in einem der unzaehligen Strassenlokale mit einem chinesischen Trinkspiel (das sich dem Schwindel-Max aehnelt) ausklingen. Kopfrechnen und Luegen waren meinen Mitstreitern zu dieser Zeit schon zu viel. Ich wurde Zeuge wie sich alle nacheinander verabschiedten. Der Nachtzug durch Nanning war beendet und ich war froh das Ticket fuer meine naechste Station schon in der Tasche zu haben. Ohne diesen 'genialen' Schachzug waere ich wohl ein weiteres Mal haengen geblieben.

Der Auftritt von Carlo.

Mein Neffe keine 7 Monate alt, ueberhaupt der Star in China, diente mir als Lesezeichen im Lonley Planet. Ohne diesen Reisefuehrer verlaesst kein Backpacker seine Heimat. Es ist beeidruckend wichtig einem dieses Buch werden kann. Ich hatte meinen LP im Hostel liegen gelassen und sass schon im Zug, als ich die Katastrophe bemerkte.

Sonia bei der ich mich ein weiteres Mal bedanken moechte, holte den ab und brachte diesen am naechsten Tag zeitig frueh zur Busstation. Grandioses China! Man kann fuer stolze 10 cent Dinge mit dem Bus mitschicken so lang der noch Platz im Kofferraum hat. Ausgeruestet mit einer SMS in chinesisch, machte ich mich am naechsten Tag auf den Weg zur Busstation, um meinen kleinen Neffen wieder zu mir zu holen. Bemerkenswert wie hilfreich die Chinesen zu uns Auslaender sind. Ich zeigte die SMS einer Frau und schon scharrten sich ca. 10 Helfer/in um mich herum. Natuerlich sprach keiner von ihnen Englisch. An der Paeckchenausgabe angekommen, konnte ich meine Reiseerfahrungen einsetzen. Lasse dich nie mit dem ersten "NEIN" abspeisen. Bleibe hartnaeckig und draenge die Leute zum Handeln. Wegen der sprachlichen Probleme wollte mir die Frau an der Theke nicht so recht zu hoeren und verwies mich auf spaeter. Es haette bedeutet, dass ich noch einen weiteren Tag in Baise verbringen muesste. Ich war mir sicher, dass das Buch mit dem besagten Bus mitgeschickt wurde. Wie schon erwaehnt blieb ich hartnaeckig und siehe da die Dame setzte sich in Bewegung, um mein Paekchen zu holen.
Ueber Baise selbst ist wenig zu berichten. Ausser einem Denkmal und einem Museum, die den Helden des Kommunismus gewidmet sind, findet man dort nur die Betonetagen des schnell wachsenden China. So bekam ich endlich meine lang ersehnte Pause von den letzten stressvollen Tagen.

Tausche Elektro- gegen Dieselmotor!

Die Fahrt nach Funning fuehrt erstmals abseits jegelicher Touristenpfade mitten uebers Land. Kurz bevor ich die Stadt erreichte beschaeftigte sich ein Maedchen mit meinem Sprachfuehrer. Sie zeigte mir ein paar Phrasen und die stille pantominische Gespraechsrunde ist eroeffnet. "Wollen wir heute Abend etwas zusammen essen?" Hmm ja klar warum nicht. Das Hotel war, dank der Chinesin schnell gefunden. Mit dem Taxi gings dann zum Restaurant, wo ihre Freunde schon auf uns warteten. Es gibt Fisch, Huhn und nun ja (was ich erst spaeter in Erfahrung gebracht habe) Ratte. Um ehrlich zu sein war es das beste Fleisch auf dem Tisch. Seit meiner Abreise habe ich kein Filet oder Bruststueck von welchen Tier auch immer gegessen. Wahrscheinlich gehen die Delikatessen alle nach Deutschland? Ich schaetze mal, dass es nicht noetig ist das Fleisch dieses kleinen Tierchen zu trennen. Was soll man dann noch essen? Mein Sprachfuehrer erweist sich einmal mehr als bestes Unterhaltungsmittel und lenkt die Aufmerksamkeit von meiner Person zunaechst etwas ab. Nach dem Essen gings zurueck zum Hotel, wo sich die Maedels erstmal meiner Dusche bedienten. Meine Vorahnung hatte sich bewahrheitet. KARAOCKE! Erfahrung konnte ich aus der Mongolei und China schon vorweisen, doch konnte ich mir nicht vorstellen mit 4 Chinesinnen singen zu gehen. Der naechste Vorschlag war noch schlimmer TANZEN!!! Jeder der mich kennt, weiss das diese 2 Woerter in meinem Wortschatz nur selten vorkommen. Zumindest wenn es mich selber betrifft. Stattdessen ging ich ins Internet-Cafe. Bis heute eine super Entscheidung. Mein Couch-Nachbar machte sich mit einem Uebersetzungsprogram aufmerksam. Chinesisch-Englisch - Englisch-Chinesisch die Plauderstunde wurde eroeffnet. Er gab mir zu verstehen, dass ich der erste Europaeisch aussehende Mensch bin mit den er spricht und deswegen sehr aufgeregt sei. Eine feine Sache diese Seite. Ab sofort konnte ich mich, zumindest in den Internet-Cafe's mit den Chinesen unterhalten. Ein sicheres Reisen war nun vorprogrammiert.

Guangnan eine kleine Stadt irgendwo in nordoestlichen Teil der Provinz Yunnan.
Eine Strasse quer durch die Berge, mal rechts mal links immergruene Reisfelder, wo der Fahrer unseren Bus elegant am Abgrund entlang manovriet hatte. Vor jeder Kurve gabs ein Hupen, gebremst wurde aber nicht. Schliesslich kann der Gewarnte seine Fahrgeschwindigkeit reduzieren. Dennoch brachte mich diese Fahrweise, nach all dem schon Erlebten, nicht aus der Ruhe.

In Guangnan angekommen fuehle ich mich einmal mehr wie im offenen Zoo. Welche Kreatur steigt dort aus dem Bus und was in Gottes Namen sucht diese hier in unserer Stadt. Da mir die Hilfe der Leute vorerst verborgen bleibt, versuche ich mir das Schriftzeichen fuer Hotel einzupraegen und gehe damit auf die Suche durch die Strassen. Nach einer Weile erfolglosen umherirren, ist es Ami die mir ihre Hilfe anbietet. Ami 17 Jahre jung und mit einer Menge Selbstbewusstsein ausgeruestet. Ihr Englisch ist leider nicht so gut, so dass unsere Unterhaltung schon bei den ersten Saetzen ins Stocken geraet. Zu meinem Glueck! Ami hat einen tragbaren Ubersetzer. Ich brauche ein Hotel, aber vorher muss ich dringend anderes loswerden. Schnell geht es auf ihren Roller durch die Stadt zum stillen Oertchen. Die Beschreibung ueberlasse ich dem beigelegten Bild. Ungestoert konnte man dort nicht seinem Geschaeft nachgehen. Also doch erstmal Hotel. Nach dem Einchecken verabschiedet sich meine neue Bekanntschaft zur 'Performance'. Wie ich spaeter erfuhr, hatte Ami einen Tanzauftritt. Zu gern waere ich beim dem traditionen Fest dabei gewesen. Was ich bis dahin nicht wusste, ich wuerde spaeter noch Traditionelles zu hoeren bekommen.

Doch erst einmal musste ich meinen Hunger stillen. Eine Wassermelone, die ich mit ins Hotel nahm benutzte ich zur Kommunikation mit anderen Gaesten. Angetan von mir haben die mich auch gleich zum Essen eingeladen. Aehnlich wie bei einer "James Bond Entfuehrung" fuhr ein Mini-Van mit getoenten Scheiben vor und ich sollte einsteigen. Ja ein bisschen mulmig war mir schon zumute. Aber scheiss drauf ich stieg dennoch ein!
Im Restaurant angekommen ging es auch gleich los wie immer. Den Fuehrer raus und ich kann in Ruhe essen. Es gab Fisch! Bis auf dem Baikalsee konnte ich mich gekoehnt dem Fischgenuss entziehen. Aber nun gab es kein Entkommen mehr. Fisch und M. Grafe vertragen so ungefaehr so wie Peter Pan und Kapitain Hook. Als Gast erhalte ich natuerlich das beste Stueck. Den Kopf!!!! Tapfer arbeitete ich mich durch die Schuppen, um an das wenige Fleisch zu kommen. Natuerlich sind die Augen die Delikatesse. Gluecklich alles hinter mir zu haben, blicke ich mich kurz um und schon schauten mich 2 neue Fischaugen an. Puh was fuer ein Glueck, es gab genuegend Bier und Schnaps zum Hinterspuelen.

Zureuck im Hotel wartete Ami schon auf mich. Sie und Risk (ihr Banknachbar) zeigten mir stolz ihre Stadt mit der wuenderschoenen Parkanlage. Anders als in Deutschland widmen sich die Chinesen am Ende des Tages oft traditonellen Dingen wie Singen, Tanzen oder sportlichen Aktivitaeten. Wir kommen zu einer Gruppe von Rentnern, die mit einem mitgebrachten Mikrofon und selbstgespielter Musik den Abend ausklingen lassen. Meine beiden Begleiter liessen es sich nicht nehmen, mir ein Staendchen dieser traditionellen Gesaenge darzubieten. So kam ich doch noch den Genuss etwas ueber die chinesischen Kultur zu erfahren.

Vor etwa 3 Jahren hatte ich im WDR eine Dokumentation ueber China gesehen. Bamei ein Dorf in dem die Zeit still zu stehen scheint. Eintritt erhaelt man durch eine bzw. 2 Hoehlen, durch die ein Fluss fliesst. Abgeschnitten von der Aussenwelt stellte ich mich auf ein Leben, wie noch vor ein paar hundert Jahren ein. Eben so war es in der Doku und im Internet beschrieben. Ami die am 1.10 Schulfrei hatte bot sich als meine Fuehrerin an. So verbachte ich einen weiteren Tag in Guangnan mit Internet und wie immer mit Essen.

Fruehzeitig gings dann (nach einer Woche Anfahrt) endlich los. Leider wurde ich schon im Vorfeld durch Erzaehlungen enttaeuscht. Auch in Bamei sei der Tourismus mittlerweile angelangt. Da die Chinesen wenig vom Oekotourismus halten, wurde Bamei mit Strom versorgt und die ersten Gaesthaeuser im Dorf errichtet. Fuer auslaendische Touristen noch unbekannt, sind es hauptsaechlich die Chinesen selber, die das Dorf in Augenschein nehmen. Traurig auch, das jene Dorfbewohner sich nicht mehr dem traditionellen Leben widmen, sondern den ganzen Tag am neu geplasterten Wegesrand (quer durch das Dorf) sitzend, um ihre Souveniers zu verkaufen. Enttauescht nicht das vorgefunden zu haben was ich eigentlich gesucht hatte, konnte mich Bamei dennoch mit der beeindruckenden Landschaft begeistern. Mit einem guten Gefuehl alles so durchgezogen zu haben, verlasse ich Guangnan in Richtung zu den Reisfeldern Yuanyang. Mit dem Bummelbus ging es immer wieder an der Schnellstarsse vorbei die wir nie benutzten. In jedem kleinen Dorf und dazwischen hielten wir an, um neue Fahrgaeste aufzunehmen. Nach 13h ueber ein Piste die schlechter ist als jeder deutsche Waldweg, hatte ich die Nase so voll, so dass ich mich schon auf der Fahrt entschied nach Kunming zu fahren, wo ich mich spaeter mit David treffen wollte.

In Kunming wartete das wahrscheinlich coolste Internet-Cafe von ganz China. Kaffee und Tee kostenlos am Platz serviert, konnte man vom eigens angestellten Koch versorgt werden. Dort laesst es sich aushalten. Kein Wunder dass die Chinesen Weltmeister in Computerspielen sind. 2 Tage spaeter hole ich David am Bahnhof ab. Ab sofort geht es im Duett weiter, ...,

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