Sonntag, 25. Oktober 2009

I got Seoul - Iannis in Suedkorea

06. - 20. Oktober 2009

Nachdem ich es tatsaechlich geschafft hatte Beijing zu verlassen, stand meine erstes Reiseziel, dass ich alleine erreichen wuerde vor der Tuer, Suedkorea.
Der Flug nach Incheon verlief entspannt ereignisslos und am Flughafen wartete auch schon Hong, ein alter Freund mit dem ich meine Ausbildung beim NDR gemacht habe, auf mich. Obwohl wir uns seit knapp 3 Jahren nicht gesehen haben, war es weder ein Problem, uns gegenseitig zu erkennen, noch da wieder anzuknuepfen wo wir das latzte mal aufgehoert haben, bei einem Bier.
Am naechsten Tag lernte ich Hongs Eltern kennen. Beide haben sich ruehrend um mich gekuemmert. Waehrend seine Mutter mir jeden Tag aufs neue koreanisches Fruehstueck servierte, fuer die ganze Familie Spaghettie kochte, als Sie spuerte, dass ich nach 10 Tagen Lust auf etwas anderes als Kimchi bekam, und es die kompletten 2 Wochen tapfer ertrug einen Vegetarier zu bewirten, obwohl 95% der koreanischen Kueche aus dem Meer kommen, begleite sein Vater mich zum Sightseeing und unterhielt sich mit mir ueber seine Zeit in Deutschland und meine in Korea. Beiden gemein war, dass Sie in Sorge gerieten, wenn ich nicht spaetestens um acht zu Hause war oder mich telefonisch bei Hong gemeldet hatte, etwas gewoehnungsbeduerftig, fuehle ich mich doch in juengster Zeit nahezu erwachsen...
Die Wochentage verbrachte ich damit Seoul zu erkunden. Die Stadt ist riesig, egal wohin ich wollte, ich sass fast immer eine Stunde in der Metro um mein Ziel zu erreichen. Ausserdem uebertraf die Stadt in Sachen Wolkenkratzer alles was ich bis dato erleben durfte, riesig, modern extravagant und protzig und vor allem so zahlreich, dass die Riesen das Stadtbild fast alleine praegen. Versteckt in den Hochhausschluchten, fand ich dann neben Einkaufsstaedten, die man ansonsten wohl nur in den Staaten findet, die ein oder andere traditionelle oder zumindest touristisch aufbereitete Strasse durch die ich schlendern und Strassenhaendler bestaunen konnte. Ansonsten zog es mich vornehmlich in die Palaeste und vor allem die buddhistischen Tempel der Stadt, ruhig und im Gruenen gelegen, erwiesen sie sich stets als interessant und entspannend zu gleich.
Sobald Hong Feierabend hatte trafen wir uns zum Essen und Trinken, in Korea scheint beides eng miteinander verknuepft, und Ich lernte einige seiner Freunde und Arbeitskollegen kennen.
Ein Highlight war auf jedenfall der Trip an die Ostkueste, wandern im Odaesan Nationalpark, um total erschlagen aber gluecklich eine phaenomenale Aussicht zu geniessen und am naechsten Tag an der Ostkueste in der tosenden Brandung zu baden.
Am naechsten Wochenende fuehren wir zur Westkueste, leider zu spaet um noch zu baden, dafuer gab es ein kleines Feuerwerk, ueberall an Koreas Kuesten kaeuflich zu erwerben und zwar das ganze Jahr ueber. Und haette es mich nicht weiter gezogen, haetten wir bestimmt auch noch die Suedkueste besucht...
Abschliessend kann ich nur sagen, dass ein Teil von mir wohl fuer immer in Korea bleiben wird...um genau zu sein meine kurze Hose, die Ich naemlich bei Hong vergessen habe.

Photos aus Korea


Maxx's - China Teil I

16.09.2009 - 25.09.2009

"Ich bin dabei, du bist dabei, wir sind dabei uns zu verlieren" Clueso

Fuer mich war schon das Ankommen in dieser scheinbar unendlichen Stadt so beeindruckend, dass ich aus dem Staunen nicht mehr herauskam. Auf einer Flaeche halb so gross wie Belgien, tummeln sich so viele Menschen wie in ganz Ostdeutschland leben. London, Berlin, Moskau, Paris, Singapor oder Kuala Lumpur viele Hauptstaedte habe ich schon gesehen. Aber Peking uebertrifft alles bisher dagewesene. 6 Ringe (Autobahnen) grenzen die Stadt ein. Als wir diese einzeln passieren dauert es mit Tempo 80 von Ring 6 zu Ring 2 eine geschlagene halbe Stunde.

Ausgestattet mit einer Karte in der 4 spurige Strassen als Wege eingezeichnet sind, machte ich mich allein mit dem Fahrrad zur Nationalbibliothek. Als Bibliothekar ist es fuer mich ein Muss und eine fortgefuehrte Tradition die Hallen des Wissens in den Hauptstaedten zu besuchen. Nach einer 1h bin ich auch fuendig geworden, doch weiterhin zu muede, um das Innere zu bestaunen. Den Rueckweg wollte ich auf einer anderen Route radeln. Bloedsinnige Idee! Noch 2 weitere Stunden sollten vergehen, bis ich die Jungs wiedertraf. Eigentlich ist es einfach sich in Grosssatedten zu orientieren. Immer an irgendwelchen Fixpunkten wie Hochhaeusern festhalten und drauf zusteuern. Mit einkalkulierten Umwegen klappte das bisher auch immer. Doch in Peking war das nicht mehr der Fall. Die ganze Zeit in der ich umherirrte, waren immer wieder neue imposante Bauten aufgetaucht. Keines konnte ich als Anhaltspunkt fuer meine Standortbestimmung benutzen. Spaet Abends, es war schon dunkel, hatte mich ein Polizist auf den richtigen Weg gebracht. Unglaublich aber diese Stadt sollte jeder mal gesehen haben.

Die 'Pekinger-Zeit' verging so schnell, dass ich von den Attraktionen nicht viel gesehen habe. Die verbotene Stadt, die in meinen Gedanken und mit ihrer Geschichte schon ein Bild aufkommen lies, blieb hinter den Erwartungen zureuck. Vielleicht lag es auch einfach an den uebertriebenen Vorstellungen ('dank' Hollywood ) die ich als Europaeer von diesem Gelaende hatte. Oder es war der Audiofuehrer, der mehr ueber die Lebensweise in der Stadt berichtete und nicht ueber das Geschehene mit deren Folgen fuer dieses riesigen Land. Vorher besichtigte ich mit Stephan (our mongol rally), den wir wiedergetroffen hatten, noch den Tempel des Himmels. Im Vergleich zur verbotenen Stadt bot dieser mit dem dazugehoerigen Audioguide mehr Beeindruckendes. Die Tempelanlagen sind wissenschaftliche Meisterwerke. Besonders beeindruckt hatte mich der Himmelsaltar. Ein ausgefeiltes System in dem die Schallwellen fuer Reden oder Gottesanbetungen so miteinander verknuepft werden, dass der Sprecher von jeder Stelle aus gehoert werden kann. Dabei steht die Zahl 9 als heilige Zahl der Chinesen immer wieder im Mittelpunkt. Der erste Kreis besteht aus 9 Steinen, der zweite zaehlt 18, der dritte 27 und so weiter. Dies fuehrt sich auf 3 Platformen (9 Stufen in der Hoehe) fort und am Ende sind es 27 Kreise. Als dritte Touristenaktion stand die Mauer auf dem Programm. Ich will behaupten, dass es wenige Menschen gibt, die diese nicht in ihren Bann zieht. Das steinerde Gebilde durchschneidet die gruene Landschaft wie ein weisses Tau, das man einfach ins frischgemaehte Gras wirft. Wer fuer diesen Bau verantwortlich ist, muss von der Angst vor den Mongolen nur so besessen gewesen sein.

Martin, unser Gastgeber, hatte sich als perfekter Peking- und Chinaeinstiegsguide erwiesen. Die Spuren der Backpacker zu verlassen und das Leben auf eine andere Art und Weise kennenzulernen, waere ohne ihm nicht moeglich gewesen. Hier auf diesem Wege noch einmal mehr ein grosses Dankeschoen von mir, fuer Deine Muehe mit uns und die Gastfreundlichkeit, die du uns entgegen gebracht hast.

Am 16. Oktober ziemlich genau 2 Monate nach unserem gemeinsamen Start in Berlin , habe ich wegen unterschiedlicher Interessen in Sachen China die Reisegruppe als Erster verlassen. Nach der 13 stuendigen Zugfahrt ueber Nacht im Softseat (vergleichbar mit unseren ICE-Sitzen) erreichte ich Xi'an. Die Hauptstadt der alten Kaiser. Wie bestimmt fast jeder hatte ich von dieser Stadt vorher nicht viel gehoert. Doch immerhin leben zur Information da noch mehr Menschen als in Belin. Beruehmt geworden ist Xi'an hauptsaechlich durch die Terra Cotta Armee, welche ich unbedinmgt sehen wollte. Dort angekommen erkundigte ich mich gleich, wie ich am preiswertesten in Richtung Sueden komme. Das Glueck heftete weiterhin an mir und ich bekam als letzter ein billiges Ticket fuer einen Flug nach Guilin. Es erparte mir nicht nur die 27h Zugfahrt, sondern auch (was viel wichtiger war) viel Zeit die ich in Peking verloren hatte.

Die Stadt Xi'an ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Das alte Zentrum ist umgeben von einer komplett erhaltenen Stadtmauer. Leider blieb es mir verwehrt diese mit dem Fahrrad abzufahren. Die Chinesen wollten mich aus Sicherheitsgruenden nicht bei Regen fahren lassen. Die muessen wohl denken, dass nur sie Fahrrad fahren koennen. So blieben mir "nur" der Trommel- und Glockenturm und, wie schon erwaehnt, die steinerne Armee von Soldaten. Vor ca. 2000 Jahren, als wir noch in den Waeldern gehaust haben, hatte sich ein Kaiser aus Angst vor dem Tode diese Beschuetzer mit ins Grab stellen lassen. Beeindruckend ist, das keine Figur der anderen gleicht. Natuerlich weisen die Chinesen mit gutem Recht so oft sie koennen darauf hin, wie entwickelt ihre Kultur in dieser Zeit gewesen ist. Ein Schild beschrieb, dass das Volk schon vor 2000 Jahren die Veredelung des Stahls durch Chrome entwickelt hatten und erst in der Mitte des letzten Jahrhunderts die Amerikaner und wir Deutschen darauf gekommen sind. Der Text endet mit dem Satz "How amazing is that". In Diskusionslaune fragte ich unseren Tourguide was sie aus diesen Vorteil gemacht haben und warum wir es wieder neu erfinden mussten? Aus einem Buch erfuhr ich, dass es einige Kaiser gab, die ganze Bibliotheken mit deren Aufzeichnung vernichtet hatten. Und sich somit immer wieder in das Reich des Nichtswissen zurueckkatapultierten. Glueck fuer uns oder wir wuerden heute alle chinesisch pauken.

Die ersten Flugstunden auf dieser Reise waren abgesehehn von einem nervenden, schmatzenden, dicken Chinesen neben mir noch recht angenehm. Fuer 38 Euro einen 2 stuendigen Flug inklusive Essen und Trinken, daruber kann man nicht meckern. In Guilin angekommen nahm ich nach der Touristeninformation den Bus in Richtung Stadt. 2 Tage inklusive einem Parkaufenthalt mit 2 Deutschen, wovon einer perfekt Chinesisch sprach, reichten mir dann auch aus. Der Hoehepunkt war der letzte Abend, als wir 3 Deutschen und ein Englaender halb betrunken vor ca. 100 Chinesen Karaoke gesungen haben. Bei der Songauswahl taten wir uns schwer. Andre und ich waren mit den Liedern, nicht so vertraut wie die anderen beiden Mitstreiter. Die Einigung fiel auf George Michael "Last Christmas! I gave you my heart". Ich moechte hinzufuegen, dass wir einige Biers intus hatten und es zudem ca. 35 Grad heiss war. Zum Glueck werde ich Guilin so schnell nicht wieder besuchen.

Schon vorher war klar, dass Guilin nur als Startpunkt fuer die Bootsfahrt nach Yangshuo genutzt werden wuerde. Daniel den ich durch Zufall wieder getroffen hatte, schloss sich mit seiner Angetrauten auch gleich an. Die Fahrt geht durch die schoensten und am meisten fotografiertesten Landschaften von ganz China . Fast jeder Chinese ist voller Neid, wenn man ihm vom "Li Fluss" erzaehlt. Leider war Annika beim Anblick des Bambusbootes nicht von der Sicherheit ueberzeugt und so musste ich mir fast die ganze Fahrt ihre Diskussion mit Daniel ueber mich ergehen lassen. Ich selbst war des Gespraeches leid und genoss mit meinem I-Pod die Schoenheit der Natur fuer mich. Am Ende der Fahrt war ich um 2 Erfahrungen reicher. Einmal wie geduldig wir Maenner doch mit den Frauen sein koennen und zum zweiten, wie schoen es doch ist allein zu reisen. Diese Unabhaengigkeit sollte mich in den naechsten Tagen noch mehr beeindrucken.

Der Plan war Yangshuo nach einer oder 2 Naechten, wegen meines eigentlichen Ziel's (Bamei) wieder zu verlassen. Am Ende wurden es 5 Tage eh ich mich von diesen wunderschoenen Ort trennen konnte. Ich traff gleich bei der Ankunft im Zimmer auf 2 Norweger (Nick und Alex angehende Aerzte), die ich wohl so schnell nicht mehr vergessen werde. Spaeter kamen noch 2 Englaender hinzu, die in der hauseigenen Bar arbeiteten. Mit diesen 4 verbrachte ich 5 immer wiederkehrende aber wunderschoen Tage. Frueh 'aehm' mittags aufgestanden ging es erstmal zu Anni, in das beste Lokal der Stadt. Gleich danach mit den Fahrraedern zum geheimen Strand , wo ich den Kater vom Vorabend mit Klettern, Schwimmen und in der Sonne liegend immer auf ein Neues besiegen konnte. Zum Glueck waren Nick und Alex mit ihrer Reise kurz angebunden und ich konnte mich mit ihnen von Yangshou gemeinsam trennen.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

28 Days later... - Iannis in Beijing

08. September - 06. Oktober 2009

In der Tat, irgendwie habe ich es geschafft nahezu mein gesamtes chinesisches Visum fuer Beijing auf den Kopf zu hauen, es hat gerade noch gereicht um rechtzeitig das Land zu verlassen. Und, tut mir leid, doch ich bereue es nicht.
Es wurde schon so viel ueber die Stadt geschrieben, dass auch ich nur von meinen persoenlichen Highlights berichten werde.
Mehr als alles andere habe ich zwei Dinge genossen, das Fahrradfahren und Martins Gesellschaft. Besonders letztere hat mir den Start in mein Soloreiseprojekt enorm erleichert. Selbiges sollte aber dann doch noch nicht in Beijing beginnen. Kaum waren die anderen beiden aufgebrochen, habe ich eine alte Bekannte wiedergetroffen. Tamara aus Oesterreich, der wir Unterwegs schon mehrmals begegnet sind. Ihr hat es in ihrem Hostel nicht gefallen, in dem Couchsurfingprojekt "Hostel Red Star" gab es auf einmal wieder freie Zimmer, also wurde sie kurzerhand aufgenommen. Zusammen mit ihr habe ich einige Tage verbracht, "Strong Island Icetea" im Ballroom, Danke fuer diesen Tipp Martin, super Cocktail, super Kicker, um anschließend, trotz Protest des Einlassers in den Park gegenueber der verbotenen Stadt zu schleichen und einen Sonnenaufgang in Beijing zu genießen. Auf dem Rueckweg kamen uns dann die anderen Besucher entgegen...
Am 60. Jahrestag ergriffen wir gemeinsam die Flucht vor geballter Polizeipraesenz und eingeschraenkter Bewegungsfreiheit und besuchten ein winziges Dorf im Westen Beijings.
Ein zwei Dinge habe ich dann aber doch alleine geschafft, zum Beispiel den Besuch im Sommerpalast. Im Norden der Stadt gelegen und wunderschoen. Mindestens soviel Kultur und Historie wie die verbotene Stadt aber bei weitem weitlaeufiger und idylisch zwischen See und Berg gelegen, habe ich dort einen Tag verbracht und oftmals beinahe vergessen, dass ich nicht der einzige Tourist dort bin...
Gegen Ende meines Aufenthaltes wurde es noch einmal spannend, die von mir favorisierte Faehrverbindung war fuer mich leider nicht zu buchen, mangelnde sprachkenntnisse und zu wenig Zeit um es einfach auf gut Glueck zu probieren, ließen mich dann ein wirkliches Last-Minute Flugticket nach Korea buchen.
Es war wirklich eine besondere Zeit und nicht zuletzt die wunderbaren Fruehstuecke auf dem Balkon, 08 - 18 Uhr, werden mich noch oft (in Gedanken) nach Beijing zurueckkehren lasse.

P.S. Keine Fotos von mir aus Beijing, da ich keine digitale Kamera habe. Ab dem naechsten Post wird das anderes...



Sonntag, 18. Oktober 2009

David in China- erster Teil

08.09-26.09.2009

Nach einer recht abendteuerlichen Taxifahrt erreichen wir Beijing, vorerst das letzte Stueck gemeinsamer Reise. Weil ich Sehnsucht nach Lia habe fuehle ich das Beduerfnis meiner Reise zwar kein sofortiges, wohl aber ein greifbares Ende zu setzen und will nur 30 Tage in China bleiben. Max waere wohl gerne laenger geblieben, will aber auch zusammen mit mir durch Vietnam. So beschliessen wir uns fuer China zu trennen (weil er mehr sehen will, waehrend ich laenger sehen will) und uns in Lao wiederzutreffen (was inzwischen geschehen ist- soweit kann ich wohl schon vorweggreifen).
Iannis, der fuer China einige Plaene hat, beschliesst laenger zu bleiben. So trennen wir uns nach ueber zwei Monaten gemeinsamen Reisens in gegenseitigem Einverstaendnis und mit vielen gemeinsamen Erlebnissen. Zuvor jedoch noch Peking...

In Beijing haben wir die Moeglichkeit bei Martin zu wohnen, den Iannis von seiner Ausbildung kennt und der dort fuer die ARD arbeitet. MaDing liebt es einem die Worte im Mund zu verdrehen, wie es den ungeuebten Staebchen mit Nudeln auf dem Weg in selbigen ergeht. Aber wenn man sich erst einmal daran gewoehnt hat (an beides) lernt man es lieben. Denn wer mich ein wenig kennt, weiss dass ich kulinarisch nirgens besser aufgehoben bin als im Herkunftsland der Nudeln. Und MaDing war ohnehin das beste was uns passieren konnte, um Beijing zu erleben...

Neben seiner Taetigkeit fuer den ARD legt MaDing naemlich als DJ auf und erwies sich als kompetenter Tourguide im Beijinger Nacht- und Partyleben. Tatsaechlich scheint es mir angebrachter meine Zeit dort nicht in zwoelf Tagen, sondern eher in Naechten zu zaehlen. Naechte, die ein ums andere Mal ihren Abschluss auf Madings Balkon fanden, wo wir China dann tatsaechlich als Land der aufgehenden Sonne erlebten...

Da unsere Tage (anders als die von MaDing, im wackeren Kampf fuer die Pressefreiheit) in der Konsequenz eher zeitverschoben begannen (also ungefaehr gemeinsames Aufstehen mit euch;) gestaltete sich das sight-seeing etwas schwieriger:
An einem "Morgen" sind wir zusammen zur Mauer gefahren, was sich lohnen sollte. Denn auch wenn keiner wirklich Anstalten machte wenigstens ein paar Kilometer des scheinbar unendlichen Bauwerks (beeindruckend!) abzuwandern, war es schoen zusammen auf der Mauer zu sitzen und Strategien zur Abwehr der Mongolen zu diskutieren.
Auch die "Verbotene Stadt" haben wir gesehen, was mich persoenlich aber weniger beeindruckt hat. Schoener war die anschliessende Besteigung eines nahen Berges und der Blick ueber die Verbotene Stadt, gerahmt vom modernen Hoch(haus)aufstrebenden China.

Wenn ich Beijing ueberhaupt verstanden habe, dann auf dem Fahrrad. Schnell gelingt es einem auf den achtspurigen Strassen (aus dem Westen kommend) sich gen Osten zu orientieren (und auch wieder zurueck), um sich dann doch immer wieder in den dazwischenliegenden verwinkelten Virteln (Hutons) zu verlieren. Besonderer Reiz dabei die Verkehrsregeln, die sich recht einfach im Gesetz des Staerkeren (also Vorfahrt wer groesser ist) zusammenfassen lassen. Da mir diese Fahrweise (weniger auf Schilder, mehr auf die anderen achten) deutlich entsprach, habe ich auf den Strassen Beijings wohl meine freiesten Momente erlebt. Ganz gleich ob am Abend in wilder Jagd zusammen mit den Jungs oder am naechsten Morgen, um allein ein wenig klar zu kommen.

Bis nach acht Tagen Maxx als erster unser Gespann verliess. Eigentlich schon viel frueher (aber Beijing klaut Zeit) hatte Maxx nach Xian aufbrechen wollen, um dort die 6000 Mann starke Terrakottaarmee zu besichtigen. In den Tagen die ich laenger in Beijing blieb als er zeigte sich, dass er dort deutlich mehr Soldaten haette bewundern koennen. Denn anlaesslich des nahenden 60sten Geburtstags von China verwandelten Unmengen von Soldaten und Panzern meine so geliebten Fahrradwege in abgesperrte Paradestrecken.

Doch auch wenn das nervte und den eigenen Abschied nahelegte, brachte es eine gewisse Komik mit sich. Zum Beispiel in Form eines dramatischen Schauspiels militaerischer Praesenz. Schauplatz war die Simbabwische Botschaft, auf die wir von MaDings gegenueberliegendem Balkon quasi Logenplaetze hatten. Im ersten Akt stellten sich die simbabwischen Demonstranten vor, die allesamt Chinesen, weder in Kostum noch Unmut wirklich ueberzeugen konnten. Erst als im zweiten Akt eine Spezialeinheit chinesischer Soldaten anmarschiert kommt, verspricht das Schauspiel von Komik in Dramatik umzuschlagen. Und tatsaechlich stehen sich auf dem Klimax die maessig entruesteten "Simbabwer" mit den straffen Soldaten in zwei Fronten Gegenueber.Es kommt jedoch wie es im (militaerischen) Drehbuch steht und die Soldaten loesen den Protest souveraen auf.
Einzig retardierender Moment vielleicht, dass die militaerischen Strategen das Absperrband bereits gezogen hatten, bevor sie die Demonstranten dahinter trieben (was zu einigen Umstaenden fuehrte). So war letztlich Ruhe und Ordung wiederhergestellt und dem Zuschauer drueckte sich die (Militaer) Moral in diesen Tagen fast ein wenig zu deutlich auf.

Da aber trotzdem das gemeine Volk (und das sind die alleremeisten!) weiterhin freundlich blieb, war weniger der Belagerungszustand der Grund fuer meinen Aufbruch, sondern tatsaechlich das gemeine Volk. Denn so sicher ich mich bald in Beijing bewegte, so sehr verpasste ich dabei den Kontakt zur Bevoelkerung, wie mir fast peinlich bewusst wurde, als ich mein Fahrrad von der Reperatur abholte. Als ich naemlich zum Abholen kam, gelang es mir nicht wie ueblich die Preisverhandlungen mit den Fingern durchzufuehren, weil der alte Chinese irgendwie nicht verstand welches Angebot ich ihm machte und ich nicht lesen konnte, welchen Preis er in chinesischen Schriftzeichen notierte.
Erst als ein vorbeikommender Passant uebersetzte verstand ich, dass mir der Mann erst einmal seinen Namen aufschrieb. Und so wurde klar, dass es sich in Beijing mit den gaengigen Vokabeln "Hallo, Danke, Prost" und vor allem vielen Laecheln durchaus gut leben laesst, dass sich in China aber noch mehr entdecken laesst...

So fand ich schliesslich die Motivation mich von Beijing, MaDing und Iannis zu trennen, um mich allein auf die Reise zu machen. Nachdem ich die letzte NAcht noch einmal mit MaDing und Shen Shen in einen Tag verwandelt hatte, brachte Iannis mich am naechsten Morgen zum Zug. Der haette mich eigentlich schon recht weit in den Sueden bringen sollen (denn das einzig fixe Ziel ja die Grenze nach Lao), kurzentschlossen und recht muehsam umgesetzt (noch einmal danke fuer die Geduld Iannis;) hatte ich aber mein Zugticket getauscht und so sollte es fuer mich nach Quingdao ans chinesische Meer gehen.

Fuer die Zugfahrt nach Quingdao hatte ich mir eigentlich vorgenommen einerseits zu schlafen und falls daraus ein wenig Energie resultieren sollte, noch ein bischen im Kopf zu sortieren, was in Beijing und auf der Reise ueberhaupt passiert war. Natuerlich kam es anders.

Ich kam naemlich neben einer Chinesin meines Alters zu sitzen, die mir recht bald sympathisch wurde, weil sie staendig anfangen musste ueber eine Serie zu lachen, die sie auf ihrem Laptop sah. So wenig ich auch von der Serie selbst verstand, so sehr hatte ich doch meine Freude an der Situation. Und tatsaechlich ist es mir mit dem Maedchen Yiang (und auch den meisten anderen Reisebekanntschaften) so ergangen, dass die Verstaendigung weniger durch die Worte, denn durch die Situation getragen wurde.

Wobei Worte absolut nuetzlich sind, und so erweiterte Yiang meinen chinesischen Zwoelfnaechtewortschatz auf einer einzigen Zugfahrt um ungefaehr 400 Prozent (ohne uebrigens selbst wirklich englisch koennen). Letztlich resultierte daraus dann auch eine Verabredung fuer den naechsten Tag, da auch Yiang nach Quingdao fuhr.Wir erreichten Quingdao am fruehen Abend und zum erstaunen aller Hostelbewohner verzichtete der Deutsche gaenzlich auf Bier (Quingdao ist deutsche Kolonie gewesen, hat aus dieser Zeit noch eine Brauerei, die das bis Europa exportierte Tsingtao braut und in der Stadt einkaufstuetenabgefuellt verkauft) und geht sofort schlafen.

Am naechsten Morgen weckt mich die Rezeptionistin, Yiang habe angerufen. Anscheinend waren wir fuer das 10 Uhr Morgens verabredet, nicht Abends. Mit einem musternden Blick empfiehlt mir die Rezeptionistin unter die Dusche zu gehen, dann setzt sie mich in den Bus zum Ort meiner Verabredung. Dort wartet Yiang seit einer Stunde, aber ich trumpfe mit einem chinesischen Satz auf, den mir die Rezeptionistin aufgeschrieben hat und den ich im Bus auswendig gelernt hatte: Sehr, viel, viel, viel entschuldigung fuer meine Verspaetung. Anscheinend betone ich so unmoeglich, dass sofort glaubwuerdig wird, dass ich sie aus Orientierungslosigkeit habe warten lassen und sie laechelt wieder. Eine Situation mehr als tausend Worte...

Tatsaechlich bietet sich wenig spaeter die rechte Situation, um Yiang endgueltig von meinem Edelmut zu ueberzeugen. Wir wandern naemlich an der Promenade entlang und in einem der Baeume hat sich der Drache zweier Kinder verfangen. Es versuchen bereits mehrere Chinesen den Drachen mit Hilfe eines Besenstiels aus den Aesten des Baumes zu befreien, aber alle Arme greifen zu kurz. Auch meine europaeischen Arme reichen nicht weit genug, kurz entschlossen greife ich aber einen der Aeste und hangle mich hoch, um den Drachen zu befreien, was mir letztlich auch gelingt.
Dabi ist mir natuerlich klar das der klassische Held den Drachen besiegt und nicht befreit, trotzdem sind sich fuer eine Situation alle einig, dass etwas gutes passiert ist.

Yiang und ich setzen das fort, essen noch zusammen und versuchen uns mit Haenden, Fuessen und Worten zu sagen, was uns einfaellt. Nachdem wir uns verabschiedet haben, hole ich im Hotel meine Laufschuhe und erkunde die Stadt laufend. Dabei hoere ich Musik, fantastisch energetisch.
Auf dem Rueckweg laufe ich ein Stueck am Strand lang und pausiere fuer ein Quingdao mit zwei Deutschen.

Spaeter setze ich leicht angetueddelt und absolut froehlich meinen Rueckweg fort. Dabei ueberholt mich ein Bus voller Koreaner, die Fotos von mir machen. Natuerlich motiviert das und ich sprinte von Ampel zu Ampel neben dem Bus her- bis der abbiegt und ich nicht mehr weiss wo ich bin und weder eine Karte oder Geld mit mir habe, noch weiss wie mein Hotel heisst. Hilfe!

Im wahrsten Sinne ernuechtert brauche ich ueber eine Stunde, um mein Hotel zu finden. Wieder trinkt der Deutsche kein Bier, komischer Typ.

Am naechsten Morgen gehe ich wieder Laufen, diesmal gleich zum Meer um zu baden. Anschliessend bewundere ich die chinesische Bademode. Besonders Frauen tragen Ganzkoerpergummianzuege und sogar Masken (ein wenig wie Powerrangers), um nicht braun zu werden, was von Armut zeugen wuerde (denn die Armen arbeiten auf den Feldern und werden braun).
Natuerlich ist es viel gesuender sich vor der Sonne zu schuetzen, als wie bei uns fuer Muenzmallorca zu bezahlen und trotzdem ist es ungewohnt- und somit irgendwie lustig.

Bevor ich Abends noch einmal mit Yinag verabredet bin, bleibt mir noch Zeit eine Kirche zu besuchen, die ebenfalls aus deutscher Zeit stammt. Sie steht auf einem Berg oberhalb der Stadt und schuetzt vor der Sonne mit ihrer in Kirchen ueblichen Kuehle. So sitze ich eine Weile still fuer mich und bin mit Gott und der Welt zufrieden.

Abends treffe ich dann Yiang, diesmal puenktlich. Bei einem gemeinsamen Abendessen der allerfantastischsten und in Deutschland niemals finanzierbaren Meeresfruechte nehme ich Abschied von ihr und Quingdao, denn am naechsten Tag geht es weiter nach Nanjing.

Wieder einmal ist der Weg ein kleines Ziel und ich bereue es nicht die Moeglichkeit fuer den gleichen Preis zu Fliegen ausgeschlagen zu haben und statt dessen den ganzen Tag im Zug zu sitzen. Meine erste Reisebekanntschaft ist ein Dreigenerationengespann, Oma, Mama, Sohn. Anknuepfungspunkt ist natuerlich der Junge, etwa zwei Jahre alt, der mich mit seinen Spidermanhosen sofort fuer sich gewinnt (die uebrigens wie alle Hosen der Kleinkinder hier einen Schlitz im Schritt haben, anstatt Windeln zu benutzen...) Durch diesen Schlitz blitzt immer mal wieder ein kleinen Kinderhintern auf, was durchaus froehlich stimmt.
Jetzt ist es allerdings an mir, auch seine zwar neugierig und doch unsicher blickenden Augen fuer mich zu gewinnen. Klare Sache, ich ziehe einen Luftballon aus der Tasche und beginne ihn aufzupusten- bis er mit einem lauten Knall explodiert (merke, wenn du Kinderherzen gewinnen willst, kaufe deine Luftballons besser nicht auf dem mongolischen Schwarzmarkt;).
Doch trotz dieses Fehlschlags gelingt ein zweiter Luftballonversuch und bald bin ich nicht nur mit ihm, sondern eigentlich allen benachbarten Reisenden im wilden Fussballspiel vertieft.

Mein neuer Freund steigt aber irgendwann mit seinem neuen Luftballon aus und ich bekomme einen neuen Sitznachbarn. Dieser entpuppt sich als der introvertierteste Chinese, den ich bis dahin getroffen hatte und bringt nicht einmal meinem motivierten "nihao" ein Laecheln entgegen. Nachdem zwei weitere Kommunikationsversuche meinerseits gescheitert sind (und das obwohl ich inzwischen ein fast perfekter Pantomime bin) sitzen wir ziemlich lange schweigend nebeneinander. Das Schweigen, ja unsere ganze unterkuehlte Beziehung, aendert sich erst als ich im lonely planet eine Karte von Nanjing aufschlage. Ploetzlich ist sowas wie Interesse geweckt und nachdem wir festgestellt haben das gleiche Ziel zu haben, stellt er sich mir sogar mit Namen vor. Trotzdem bleibt die Kommunikation zwischen Mr. Ja und mir schwierig, weil er sich nicht so ganz auf meine Gesten einlassen mag und ich trotz groesstem Willen einfach nicht verstehe, was er mir auf chinesich erzaehlt. Aber immerhin verstaendigen wir uns darin, dass er mir am Bahnhof helfen wird, mein Zugticket in die naechste Stadt zu kaufen. Dort angekommen stehen wir dann in einer ziemlich langen Schlange, wieder schweigend...

Bis der grosse Blonde das Interesse sowohl der Dame hinter, als auch vor uns erregt. Weil ich nicht verstehe was sie mich fragen, springt Mr. Ja ein und bis dahin habe ich ihn nicht so erlebt: Wortreich scheint er den beiden Damen alles ueber mich zu erklaeren und bringt dabei beide sehr viel zum Lachen. Stille Wasser sind tief und ploetzlich ist er wie ausgewechselt. Als das Vorruecken in der Schlange seinen Flirt beendet, bestellt er ebenso froehlich wie gegenueber den Damen beim Schalterbeamten mein Ticket und als wir das haben, beschliesst er mich noch zum Hotel zu bringen. Dabei hat er selbst keine Ahnung wo das ist, und fast mag ich behaupten ich haette es mit Hilfe des Planets schneller gefunden, aber Mr. Ja springt von Passant zu Passant und irgendwann liefert er mich im Hotel ab- natuerlich nicht ohne auch dort dem Rezeptionisten noch einiges zu erklaeren.

Auch wenn ich mit Mr. Ja die Freundlichkeit der Chinesen ein wenig karrikiere, traegt dieses Land den Titel "des Laechelns" eindeutig verdient. In Gegenseitigkeit fand auch ich viele Anlaesse zum Laecheln. Natuerlich in der Begegnung mit den Menschen und den vielen kleinen Geschehnissen und immer wieder im street food. Von den Nudeln hatte ich ja bereits Eingangs geschwaermt, auch das Essen mit Staebchen hat durchaus seinen Reiz, verliebt habe ich mich aber in das street food. Und zwar tauchen so gegen 23 uhr auf den Strassen Chinas lauter kleine Handwagen auf, die vollbeladen mit Nudeln oder Reis, sowie den verschiedensten Fleisch und Gemuesespiessen sind. Was immer das Herz begehrt wird gegrillt oder gebraten und als absolute Mitternachtskoestlichleit auf dem Rueckweg vom Feiern oder einfach einem naechtlichen Spaziergang serviert.

Aber zurueck nach Nanjing, dessen Namen ich zuvor noch nie gehoert hatte, obwohl hier mehr Menschen leben als in Berlin und Hamburg zusammen (ist in China staendig so). Um mich in dieser 6 Millionen Einwohnerstadt zu orientieren, hatte ich eine Din A 5 grosse Karte im lonely planet, auf der etwa 15 Strassen namentlich erwaehnt waren (zum Vergleich sich in Hamburg mit 5 Strassennamen orientieren, klar Reeperbahn, aber dann finde mal den Elbtunnel...). Trotzdem schaffte ich es, im Laufe eines Fahrradtages, zwei erwaehlte Sehenswuerigkeiten zu finden.

Das lag vor allem daran dass ich tatsaechlich einfach viel (e Umwege) gefahren bin, ein wenig Glueck dabei war und nicht zuletzt waren meine Sehenswuerigkeiten in sich recht deutlich. Die erste war ein Berg:) Der aber zwischen anderen Bergen nicht absolut leicht zu unterscheiden war und den es sich aber letztlich zu besteigen lohnen sollte, weil man im Verhaeltnis zum sonst absolut smogigen China, eine recht gute Sicht ueber die Stadt hatte.Um zu verdeutlichen wie gross die Stadt aber doch war sei darauf verwiesen, dass ich meine zweite Sehenswuerigkeit, eine gigantische Bruecke, vom Berg aus nicht sehen konnte. Einfach alles zu gross hier.

Aber irgendwie habe ich es mit meinem Fahrrad doch auf die Bruecke ueber den Yangtze River geschafft und in ihrer Mitte eine ganze Weile auf die gewaltigen Schiffe geblickt. Ich glaube haette eines die deutsche Fahne gehisst, haette ich den Sprung gewagt...

Anstelle blieb ich aber noch einen weiteren Tag in Nanjing, was sich eindrucksvoll lohnen sollte. Und zwar bin ich in einer Gedenkstaette fuer die Opfer eines Massakers der Japaner gewesen, bei dem ueber 300.000 Chinesen brutal ermordet wurden. Alles sehr ergreifend installiert. Ohne persoenlichen Bezug ist mir das sehr nahe gegangen, was man mir wohl angesehen haben muss, denn mich sprach ein alter Chinese an, der ueber neunzigjaehrig, selbst Opfer des Massakers geworden war. Keine Ahnung wie er diesen Ort ertragen konnte.

An dieser Stelle faellt mir der Uebergang schwer. Im Museum haben sie versucht mit dem Geschichtsgedanken an die Gegenwart anzuknuepfen, dass Geschichte ein sich immer wiederholender Prozess ist und Frieden deshalb dringend starke Fuersprecher braucht.

Vielleicht gelingt mir der Uebergang mit einer Geschichte, die ich ebenfalls im Memorial erfahren habe. Ein japanischer Kommandant, der im Zuge der Besetzung in China war, hat von dort eine bestimmte Blumensorte mit nach Japan gebracht. Er hat sie dort gezuechtet und nachdem der Krieg beendet war, zusammen mit seiner ganzen Familie begonnen diese Blume als Friedensblume ueberall in Japan zu pflanzen.

Der Uebergang bleibt schwierig und tatsaechlich bin ich aber auch noch leicht angeschlagen von dem gesehenen, als ich Abends den Zug nach Guillin besteige. Meine Retterin, die mich zurueck ins Leben holt, ist 8 Jahre alt. Eifrig malt sie diese Zahl in ein kleines Schreibheft, prima diese Kinder.Zusammen mit ihr, sowie fuenf weiteren Chinesen teile ich mir eine Art Abteil, mit Betten, denn die Fahrt nach Guillin geht ueber Nacht.

Wieder beruht der Prozess des Kennenlernens in der Faehigkeit zu ertragen, dass man sich mit Worten nur begrenzt Verstaendigen kann. Kinder sind die Koenige dieser Disziplin und eine geschlagene Stunde Spielen wir das Papageispiel: Sie zeigt auf etwas, benennt und David sagt nach (was sie meistens zum lachen, in weniger Faellen aber auch zum Lob, veranlasst). So vergeht die Zugfahrt wieder in bester Gesellschaft und Guillin, Yangzhuo und Kunming warten- etwas spaeter beschrieben zuwerden;)

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Mit schweren Herzen verlassen wir die Mongolei

07.09.2009 - 09.09.2009

Der Transibteil war noch nicht ganz zu Ende? Noch befanden wir uns auf einem Teil der Strecke die als Transibirische Eisenbahn gilt. Der Unterschied besteht nur darin, dass wir uns nicht fuer die Transmongolische Eisenbahn entschieden haben, sondern fuer die lokale Variante. Fuer nur umgerechnet 5 Euro ging es auf der selben Zugstrecke in Richtung Grenze. Als wir unser Zugabteil betreten wurde schnell klar warum das Ticket nicht mehr kosten durfte. Fuer die 17 stuendige Fahrt wurden sogar die Gepaeckablagen als Schlafmoeglichkeiten verkauft. Keiner der Mongolen kam aber auf die Idee diese auch zu gebrauchen. Bis "unser" David kam!!! Er machte es sich auf der nichtgepolsterten Pritsche wenige Zentimeter unter der Decke gemuehtlich. Ich lag direkt unter ihm und machte mir schon im Halbschlaf einige Sorgen, dass ich spaeter unfreiwillig geweckt werde. Es knirschte, es knackte und es knarte aber zum Glueck blieb die Ablage in den Angeln. Lustig war eher die Diskussion mit dem Begleitpersonal. Wir brauchten nicht mongolisch zu vertsehen, um zu wissen welchen Grund die Auseinandersetzung hatte. David der schon vor sich hin daemmerte, bekam von dieser Unterhaltung wenig mit. Kurze Zeit spaeter taten es die anderen Fahrgaeste ihm nach. Gluecklich das jetzt jeder einen Schlafplatz hatte, ging es langsam zur chinesischen Grenze.

Schon vorher wussten wir das der Zug diese nicht passieren wuerde und wir einen Jeep anheuern muessen. Zunaechst wunderten wir uns, warum es auf dem Bahnsteig alle so eilig hatten und in Richtung Bahnhofsparkplatz flitzten. Dort wartete eine ganze Armada von Bussen und Jeeps. Es ist immer wieder erstaunlich anzusehen wie sich die unterschiedlichsten Buisnessmoeglichkeiten entwickeln. Nach zaehen Preisverhandlungen hatten wir unseren Fahrer gefunden und kurze Zeit spaeter bemerkten wir, warum die Mongolen so geschwindt auf die Grenze zu steuerten. Alle Fahrzeuge die vorher an der Haltestelle auf die ankommenden Fahrgaeste warteten, verwandelten sich nun in eine kilometerlange Schlange. Wir sind mit die Letzten und stellten uns auf eine lange Wartezeit ein.

Die Kontrollen auf der mongolische Seite sind im Vergleich zu den chinesischen eher harmlos. Neben einer Fiebermessung in der Iannis die meiste Waerme ausstrahlte, muessten wir noch eine private Gepaeckkontrolle ueber uns ergehen lassen. Zureuck wieder im Jeep fuhr unser Fahrer uebereifrig ueber die markierte Linie in Richtung chinesisches Hohheitsgebiet. Mit einem millitaerischen schroffen Ton werden wir zurueckgerufen. Der Soldat schaut uns verwundert in die Augen und sagt etwas geschockt kurz und buendig "Welcome to China".
Mit verschiedenen Informationen (aus dem Lonley Planet oder von anderen Backpackern) beginnen wir am Taxistand mit der Orientierung. Ca. 2h ging es dann zwischen Bahnhof - Busbahnhof und Taxistand hin und her. Am Ende entschieden wir uns fuer eine Taxifahrt nach Peking. Wir sollten es bereuen. Eine Russin hatte sich noch in unser Auto geschlichen und war fuer 9h nicht bereit ihren Beifahrenplatz mit uns zu tauschen. 9h Stunden zu dritt auf der Ruecksitzbank laesst selbst den bequemsten Sitz unbequem machen. Ganz ueberraschend kamen wir schon nach ca. 30 km in eine Polizeikontrolle. Neues Land, neue Sitten! Der Beamte bittete den Fahrer auszusteigen und fuhr mit uns im Wagen zur Polizeistation. Unsere Passe waren wohl in Ordnung und wir konnten die Fahrt kurze Zeit spaeter fortsetzen.

In Sachen Fahrweise haben wir in Russland und der Mongolei ja schon einiges erlebt. Doch die Chinesen setzten da noch eins drauf. Immer am Limit der Moeglichkeiten wurde der Fahrstil in der Dunkelheit keineswegs den Gegebenheiten angepasst. Als Beispiel moechte ich hier das Computerspiel GTA anbringen. Ueberholt wird da wo es moeglich ist. Nicht da wo wir es gewohnt sind, naemlich LINKS. Selbst der Not Streifen wurde genauso oft benutzt, wie die Linke-, Rechte- oder Mittel-Spur. Zwischen den LKW's gibt es noch mehr Moeglichkeiten? Der Unterschied zum Computerspiel bestand nur daran, dass wir unseren Wagen nicht wechseln konnten. Unglaublich auch, dass die Motorraeder auf den Landstrassen ohne Licht fahren und wir einen Unfall nur um haaresbreite entkommen sind. Mit dem voellig uebermuedeten Fahrer erreichten wir spaet, aber gesund Peking. Zum Glueck ist das Wort Taxi noch was wert und es laedt uns in der Naehe unserer naechsten Bleibe ab. Peking kann nun kommen!!!

Dienstag, 6. Oktober 2009

Ulaan-Baatar, die zweite

02.09. - 06.09.2009

Zurueck von einer spannenden aber auch anstrengenden Tour, widmeten wir uns voller Inbrust der Regeneration. Die letzten zehn Tage hatten hatten ihren Tribut von Fahrzeug und Ausruestung ebenso wie von uns gefordert. Waehrend der Jeep eine Spazierfahrt durch die Waschstrasse inklusive einer kompletten Innenraumreinigung spendiert bekam, genossen wir Dusche, zu kurze Betten und ein Ueberangebot an kulinarischer Vielfalt, von dem der ein oder andere in den letzten Tagen des Trips schon traeumte...Pizza, Indian Cuisine, Berlin Burger oder eine Buddhistische Fastenspeise in der Cafeteria des Meditaionszentrums, und all das zu beinahe jeder Tages- und Nachtzeit, OHNE selbst kochen zu muessen...
Unsere Aktivitaeten haben wir in alphabetischer Reihenfolge abgehackt, so dass auf kulinarische Sensation kulturelle Erfahrung folgten. In unserem Fall hiess das KINO...Oh du wunderbare Erfindung von wem auch immer. Krone der Schoepfung westlichen Ueberflusses. Wer auch immer den Bildern das Laufen lehrte muss ein Zauberer gewesen sein, oder zumindest ein herausragender Lehrer. Trunken vor Euphorie betraten wir den Palast des Lichtspiels, lediglich die bescheidene Auswahl an Filmen, einer weniger und man haette nicht mehr von einer Auswahl sprechen koennen, kratzte an der Oberflaeche unserer grenzenlosen Begeisterung. Unsere Wahl fiel auf...festhalten...
G.I. Joe
...der Hammer, es war laut, es war schnell, es war bunt, es war grell. Lediglich Maxx zeigte sich nicht komplett begeistert nach dem Film, fuer uns andere war es ein Highlight und liess Einen fuer kurze Zeit vergangene und zukuenftige Strapazen sowie die wachsende Entfernung nach Hause vergessen. Der groesste Kulturschock begegnete uns erst nach dem Kino, auf dem Weg hinaus durchquerten wir "Little Tokyo". Eine Automatenspielhalle die uns fuer einen kurzen Augenblick die Glaubwuerdigkeit der Realitaet in Frage stellen liess. Weniger die Groesse, vielleicht vergleichbar mit einem Tennisplatz, als die schiere Intensitaet in der es blinkte und piepte, in der gefahren und geschossen, getanzt und geboxt werden wollte, liess uns fuer einige Zeit orientierungslos zwischen den Spielkonsolen wandeln bis wir uns loesen und entkommen konnten.
Tags drauf Kontrastprogramm, historisches Museum Ulaan-Baatar. Nach unserer enttaeuschenden Erfahrungen in Moskau waren wir zuerst ein wenig vorsichtig, aber weit gefehlt. Von der Entstehung der Menschheit bis zur demokratie Bewegung in den 90ern findet man gut strukturierte und interessant Aufbereitete Exponate und Erklaerungen...und zwar auch auf Englisch. Definitiv ein Highlight Ulaan-Baatars.
Die letzten Tage verstrichen dann in fast schon routinierter Aufbruchvorbereitung. Zugverbindung recherchieren, Tickets beosrgen, Bekannte und Mitreisende verabschieden, Leon und Stefan brachen vor uns gen Beijing auf, waehrend Daniel und andere noch laenger in Ulaan-Baatar blieben und natuerlich Abschied nehmen, nicht nur von Ulaan-Baatar und der Mongolei, auch der Transsibteil unsere Reise ging mit dieser Etappe zu Ende und mit Asien wuerde nun ein neuer Abschnitt beginnen.