Sonntag, 18. Oktober 2009

David in China- erster Teil

08.09-26.09.2009

Nach einer recht abendteuerlichen Taxifahrt erreichen wir Beijing, vorerst das letzte Stueck gemeinsamer Reise. Weil ich Sehnsucht nach Lia habe fuehle ich das Beduerfnis meiner Reise zwar kein sofortiges, wohl aber ein greifbares Ende zu setzen und will nur 30 Tage in China bleiben. Max waere wohl gerne laenger geblieben, will aber auch zusammen mit mir durch Vietnam. So beschliessen wir uns fuer China zu trennen (weil er mehr sehen will, waehrend ich laenger sehen will) und uns in Lao wiederzutreffen (was inzwischen geschehen ist- soweit kann ich wohl schon vorweggreifen).
Iannis, der fuer China einige Plaene hat, beschliesst laenger zu bleiben. So trennen wir uns nach ueber zwei Monaten gemeinsamen Reisens in gegenseitigem Einverstaendnis und mit vielen gemeinsamen Erlebnissen. Zuvor jedoch noch Peking...

In Beijing haben wir die Moeglichkeit bei Martin zu wohnen, den Iannis von seiner Ausbildung kennt und der dort fuer die ARD arbeitet. MaDing liebt es einem die Worte im Mund zu verdrehen, wie es den ungeuebten Staebchen mit Nudeln auf dem Weg in selbigen ergeht. Aber wenn man sich erst einmal daran gewoehnt hat (an beides) lernt man es lieben. Denn wer mich ein wenig kennt, weiss dass ich kulinarisch nirgens besser aufgehoben bin als im Herkunftsland der Nudeln. Und MaDing war ohnehin das beste was uns passieren konnte, um Beijing zu erleben...

Neben seiner Taetigkeit fuer den ARD legt MaDing naemlich als DJ auf und erwies sich als kompetenter Tourguide im Beijinger Nacht- und Partyleben. Tatsaechlich scheint es mir angebrachter meine Zeit dort nicht in zwoelf Tagen, sondern eher in Naechten zu zaehlen. Naechte, die ein ums andere Mal ihren Abschluss auf Madings Balkon fanden, wo wir China dann tatsaechlich als Land der aufgehenden Sonne erlebten...

Da unsere Tage (anders als die von MaDing, im wackeren Kampf fuer die Pressefreiheit) in der Konsequenz eher zeitverschoben begannen (also ungefaehr gemeinsames Aufstehen mit euch;) gestaltete sich das sight-seeing etwas schwieriger:
An einem "Morgen" sind wir zusammen zur Mauer gefahren, was sich lohnen sollte. Denn auch wenn keiner wirklich Anstalten machte wenigstens ein paar Kilometer des scheinbar unendlichen Bauwerks (beeindruckend!) abzuwandern, war es schoen zusammen auf der Mauer zu sitzen und Strategien zur Abwehr der Mongolen zu diskutieren.
Auch die "Verbotene Stadt" haben wir gesehen, was mich persoenlich aber weniger beeindruckt hat. Schoener war die anschliessende Besteigung eines nahen Berges und der Blick ueber die Verbotene Stadt, gerahmt vom modernen Hoch(haus)aufstrebenden China.

Wenn ich Beijing ueberhaupt verstanden habe, dann auf dem Fahrrad. Schnell gelingt es einem auf den achtspurigen Strassen (aus dem Westen kommend) sich gen Osten zu orientieren (und auch wieder zurueck), um sich dann doch immer wieder in den dazwischenliegenden verwinkelten Virteln (Hutons) zu verlieren. Besonderer Reiz dabei die Verkehrsregeln, die sich recht einfach im Gesetz des Staerkeren (also Vorfahrt wer groesser ist) zusammenfassen lassen. Da mir diese Fahrweise (weniger auf Schilder, mehr auf die anderen achten) deutlich entsprach, habe ich auf den Strassen Beijings wohl meine freiesten Momente erlebt. Ganz gleich ob am Abend in wilder Jagd zusammen mit den Jungs oder am naechsten Morgen, um allein ein wenig klar zu kommen.

Bis nach acht Tagen Maxx als erster unser Gespann verliess. Eigentlich schon viel frueher (aber Beijing klaut Zeit) hatte Maxx nach Xian aufbrechen wollen, um dort die 6000 Mann starke Terrakottaarmee zu besichtigen. In den Tagen die ich laenger in Beijing blieb als er zeigte sich, dass er dort deutlich mehr Soldaten haette bewundern koennen. Denn anlaesslich des nahenden 60sten Geburtstags von China verwandelten Unmengen von Soldaten und Panzern meine so geliebten Fahrradwege in abgesperrte Paradestrecken.

Doch auch wenn das nervte und den eigenen Abschied nahelegte, brachte es eine gewisse Komik mit sich. Zum Beispiel in Form eines dramatischen Schauspiels militaerischer Praesenz. Schauplatz war die Simbabwische Botschaft, auf die wir von MaDings gegenueberliegendem Balkon quasi Logenplaetze hatten. Im ersten Akt stellten sich die simbabwischen Demonstranten vor, die allesamt Chinesen, weder in Kostum noch Unmut wirklich ueberzeugen konnten. Erst als im zweiten Akt eine Spezialeinheit chinesischer Soldaten anmarschiert kommt, verspricht das Schauspiel von Komik in Dramatik umzuschlagen. Und tatsaechlich stehen sich auf dem Klimax die maessig entruesteten "Simbabwer" mit den straffen Soldaten in zwei Fronten Gegenueber.Es kommt jedoch wie es im (militaerischen) Drehbuch steht und die Soldaten loesen den Protest souveraen auf.
Einzig retardierender Moment vielleicht, dass die militaerischen Strategen das Absperrband bereits gezogen hatten, bevor sie die Demonstranten dahinter trieben (was zu einigen Umstaenden fuehrte). So war letztlich Ruhe und Ordung wiederhergestellt und dem Zuschauer drueckte sich die (Militaer) Moral in diesen Tagen fast ein wenig zu deutlich auf.

Da aber trotzdem das gemeine Volk (und das sind die alleremeisten!) weiterhin freundlich blieb, war weniger der Belagerungszustand der Grund fuer meinen Aufbruch, sondern tatsaechlich das gemeine Volk. Denn so sicher ich mich bald in Beijing bewegte, so sehr verpasste ich dabei den Kontakt zur Bevoelkerung, wie mir fast peinlich bewusst wurde, als ich mein Fahrrad von der Reperatur abholte. Als ich naemlich zum Abholen kam, gelang es mir nicht wie ueblich die Preisverhandlungen mit den Fingern durchzufuehren, weil der alte Chinese irgendwie nicht verstand welches Angebot ich ihm machte und ich nicht lesen konnte, welchen Preis er in chinesischen Schriftzeichen notierte.
Erst als ein vorbeikommender Passant uebersetzte verstand ich, dass mir der Mann erst einmal seinen Namen aufschrieb. Und so wurde klar, dass es sich in Beijing mit den gaengigen Vokabeln "Hallo, Danke, Prost" und vor allem vielen Laecheln durchaus gut leben laesst, dass sich in China aber noch mehr entdecken laesst...

So fand ich schliesslich die Motivation mich von Beijing, MaDing und Iannis zu trennen, um mich allein auf die Reise zu machen. Nachdem ich die letzte NAcht noch einmal mit MaDing und Shen Shen in einen Tag verwandelt hatte, brachte Iannis mich am naechsten Morgen zum Zug. Der haette mich eigentlich schon recht weit in den Sueden bringen sollen (denn das einzig fixe Ziel ja die Grenze nach Lao), kurzentschlossen und recht muehsam umgesetzt (noch einmal danke fuer die Geduld Iannis;) hatte ich aber mein Zugticket getauscht und so sollte es fuer mich nach Quingdao ans chinesische Meer gehen.

Fuer die Zugfahrt nach Quingdao hatte ich mir eigentlich vorgenommen einerseits zu schlafen und falls daraus ein wenig Energie resultieren sollte, noch ein bischen im Kopf zu sortieren, was in Beijing und auf der Reise ueberhaupt passiert war. Natuerlich kam es anders.

Ich kam naemlich neben einer Chinesin meines Alters zu sitzen, die mir recht bald sympathisch wurde, weil sie staendig anfangen musste ueber eine Serie zu lachen, die sie auf ihrem Laptop sah. So wenig ich auch von der Serie selbst verstand, so sehr hatte ich doch meine Freude an der Situation. Und tatsaechlich ist es mir mit dem Maedchen Yiang (und auch den meisten anderen Reisebekanntschaften) so ergangen, dass die Verstaendigung weniger durch die Worte, denn durch die Situation getragen wurde.

Wobei Worte absolut nuetzlich sind, und so erweiterte Yiang meinen chinesischen Zwoelfnaechtewortschatz auf einer einzigen Zugfahrt um ungefaehr 400 Prozent (ohne uebrigens selbst wirklich englisch koennen). Letztlich resultierte daraus dann auch eine Verabredung fuer den naechsten Tag, da auch Yiang nach Quingdao fuhr.Wir erreichten Quingdao am fruehen Abend und zum erstaunen aller Hostelbewohner verzichtete der Deutsche gaenzlich auf Bier (Quingdao ist deutsche Kolonie gewesen, hat aus dieser Zeit noch eine Brauerei, die das bis Europa exportierte Tsingtao braut und in der Stadt einkaufstuetenabgefuellt verkauft) und geht sofort schlafen.

Am naechsten Morgen weckt mich die Rezeptionistin, Yiang habe angerufen. Anscheinend waren wir fuer das 10 Uhr Morgens verabredet, nicht Abends. Mit einem musternden Blick empfiehlt mir die Rezeptionistin unter die Dusche zu gehen, dann setzt sie mich in den Bus zum Ort meiner Verabredung. Dort wartet Yiang seit einer Stunde, aber ich trumpfe mit einem chinesischen Satz auf, den mir die Rezeptionistin aufgeschrieben hat und den ich im Bus auswendig gelernt hatte: Sehr, viel, viel, viel entschuldigung fuer meine Verspaetung. Anscheinend betone ich so unmoeglich, dass sofort glaubwuerdig wird, dass ich sie aus Orientierungslosigkeit habe warten lassen und sie laechelt wieder. Eine Situation mehr als tausend Worte...

Tatsaechlich bietet sich wenig spaeter die rechte Situation, um Yiang endgueltig von meinem Edelmut zu ueberzeugen. Wir wandern naemlich an der Promenade entlang und in einem der Baeume hat sich der Drache zweier Kinder verfangen. Es versuchen bereits mehrere Chinesen den Drachen mit Hilfe eines Besenstiels aus den Aesten des Baumes zu befreien, aber alle Arme greifen zu kurz. Auch meine europaeischen Arme reichen nicht weit genug, kurz entschlossen greife ich aber einen der Aeste und hangle mich hoch, um den Drachen zu befreien, was mir letztlich auch gelingt.
Dabi ist mir natuerlich klar das der klassische Held den Drachen besiegt und nicht befreit, trotzdem sind sich fuer eine Situation alle einig, dass etwas gutes passiert ist.

Yiang und ich setzen das fort, essen noch zusammen und versuchen uns mit Haenden, Fuessen und Worten zu sagen, was uns einfaellt. Nachdem wir uns verabschiedet haben, hole ich im Hotel meine Laufschuhe und erkunde die Stadt laufend. Dabei hoere ich Musik, fantastisch energetisch.
Auf dem Rueckweg laufe ich ein Stueck am Strand lang und pausiere fuer ein Quingdao mit zwei Deutschen.

Spaeter setze ich leicht angetueddelt und absolut froehlich meinen Rueckweg fort. Dabei ueberholt mich ein Bus voller Koreaner, die Fotos von mir machen. Natuerlich motiviert das und ich sprinte von Ampel zu Ampel neben dem Bus her- bis der abbiegt und ich nicht mehr weiss wo ich bin und weder eine Karte oder Geld mit mir habe, noch weiss wie mein Hotel heisst. Hilfe!

Im wahrsten Sinne ernuechtert brauche ich ueber eine Stunde, um mein Hotel zu finden. Wieder trinkt der Deutsche kein Bier, komischer Typ.

Am naechsten Morgen gehe ich wieder Laufen, diesmal gleich zum Meer um zu baden. Anschliessend bewundere ich die chinesische Bademode. Besonders Frauen tragen Ganzkoerpergummianzuege und sogar Masken (ein wenig wie Powerrangers), um nicht braun zu werden, was von Armut zeugen wuerde (denn die Armen arbeiten auf den Feldern und werden braun).
Natuerlich ist es viel gesuender sich vor der Sonne zu schuetzen, als wie bei uns fuer Muenzmallorca zu bezahlen und trotzdem ist es ungewohnt- und somit irgendwie lustig.

Bevor ich Abends noch einmal mit Yinag verabredet bin, bleibt mir noch Zeit eine Kirche zu besuchen, die ebenfalls aus deutscher Zeit stammt. Sie steht auf einem Berg oberhalb der Stadt und schuetzt vor der Sonne mit ihrer in Kirchen ueblichen Kuehle. So sitze ich eine Weile still fuer mich und bin mit Gott und der Welt zufrieden.

Abends treffe ich dann Yiang, diesmal puenktlich. Bei einem gemeinsamen Abendessen der allerfantastischsten und in Deutschland niemals finanzierbaren Meeresfruechte nehme ich Abschied von ihr und Quingdao, denn am naechsten Tag geht es weiter nach Nanjing.

Wieder einmal ist der Weg ein kleines Ziel und ich bereue es nicht die Moeglichkeit fuer den gleichen Preis zu Fliegen ausgeschlagen zu haben und statt dessen den ganzen Tag im Zug zu sitzen. Meine erste Reisebekanntschaft ist ein Dreigenerationengespann, Oma, Mama, Sohn. Anknuepfungspunkt ist natuerlich der Junge, etwa zwei Jahre alt, der mich mit seinen Spidermanhosen sofort fuer sich gewinnt (die uebrigens wie alle Hosen der Kleinkinder hier einen Schlitz im Schritt haben, anstatt Windeln zu benutzen...) Durch diesen Schlitz blitzt immer mal wieder ein kleinen Kinderhintern auf, was durchaus froehlich stimmt.
Jetzt ist es allerdings an mir, auch seine zwar neugierig und doch unsicher blickenden Augen fuer mich zu gewinnen. Klare Sache, ich ziehe einen Luftballon aus der Tasche und beginne ihn aufzupusten- bis er mit einem lauten Knall explodiert (merke, wenn du Kinderherzen gewinnen willst, kaufe deine Luftballons besser nicht auf dem mongolischen Schwarzmarkt;).
Doch trotz dieses Fehlschlags gelingt ein zweiter Luftballonversuch und bald bin ich nicht nur mit ihm, sondern eigentlich allen benachbarten Reisenden im wilden Fussballspiel vertieft.

Mein neuer Freund steigt aber irgendwann mit seinem neuen Luftballon aus und ich bekomme einen neuen Sitznachbarn. Dieser entpuppt sich als der introvertierteste Chinese, den ich bis dahin getroffen hatte und bringt nicht einmal meinem motivierten "nihao" ein Laecheln entgegen. Nachdem zwei weitere Kommunikationsversuche meinerseits gescheitert sind (und das obwohl ich inzwischen ein fast perfekter Pantomime bin) sitzen wir ziemlich lange schweigend nebeneinander. Das Schweigen, ja unsere ganze unterkuehlte Beziehung, aendert sich erst als ich im lonely planet eine Karte von Nanjing aufschlage. Ploetzlich ist sowas wie Interesse geweckt und nachdem wir festgestellt haben das gleiche Ziel zu haben, stellt er sich mir sogar mit Namen vor. Trotzdem bleibt die Kommunikation zwischen Mr. Ja und mir schwierig, weil er sich nicht so ganz auf meine Gesten einlassen mag und ich trotz groesstem Willen einfach nicht verstehe, was er mir auf chinesich erzaehlt. Aber immerhin verstaendigen wir uns darin, dass er mir am Bahnhof helfen wird, mein Zugticket in die naechste Stadt zu kaufen. Dort angekommen stehen wir dann in einer ziemlich langen Schlange, wieder schweigend...

Bis der grosse Blonde das Interesse sowohl der Dame hinter, als auch vor uns erregt. Weil ich nicht verstehe was sie mich fragen, springt Mr. Ja ein und bis dahin habe ich ihn nicht so erlebt: Wortreich scheint er den beiden Damen alles ueber mich zu erklaeren und bringt dabei beide sehr viel zum Lachen. Stille Wasser sind tief und ploetzlich ist er wie ausgewechselt. Als das Vorruecken in der Schlange seinen Flirt beendet, bestellt er ebenso froehlich wie gegenueber den Damen beim Schalterbeamten mein Ticket und als wir das haben, beschliesst er mich noch zum Hotel zu bringen. Dabei hat er selbst keine Ahnung wo das ist, und fast mag ich behaupten ich haette es mit Hilfe des Planets schneller gefunden, aber Mr. Ja springt von Passant zu Passant und irgendwann liefert er mich im Hotel ab- natuerlich nicht ohne auch dort dem Rezeptionisten noch einiges zu erklaeren.

Auch wenn ich mit Mr. Ja die Freundlichkeit der Chinesen ein wenig karrikiere, traegt dieses Land den Titel "des Laechelns" eindeutig verdient. In Gegenseitigkeit fand auch ich viele Anlaesse zum Laecheln. Natuerlich in der Begegnung mit den Menschen und den vielen kleinen Geschehnissen und immer wieder im street food. Von den Nudeln hatte ich ja bereits Eingangs geschwaermt, auch das Essen mit Staebchen hat durchaus seinen Reiz, verliebt habe ich mich aber in das street food. Und zwar tauchen so gegen 23 uhr auf den Strassen Chinas lauter kleine Handwagen auf, die vollbeladen mit Nudeln oder Reis, sowie den verschiedensten Fleisch und Gemuesespiessen sind. Was immer das Herz begehrt wird gegrillt oder gebraten und als absolute Mitternachtskoestlichleit auf dem Rueckweg vom Feiern oder einfach einem naechtlichen Spaziergang serviert.

Aber zurueck nach Nanjing, dessen Namen ich zuvor noch nie gehoert hatte, obwohl hier mehr Menschen leben als in Berlin und Hamburg zusammen (ist in China staendig so). Um mich in dieser 6 Millionen Einwohnerstadt zu orientieren, hatte ich eine Din A 5 grosse Karte im lonely planet, auf der etwa 15 Strassen namentlich erwaehnt waren (zum Vergleich sich in Hamburg mit 5 Strassennamen orientieren, klar Reeperbahn, aber dann finde mal den Elbtunnel...). Trotzdem schaffte ich es, im Laufe eines Fahrradtages, zwei erwaehlte Sehenswuerigkeiten zu finden.

Das lag vor allem daran dass ich tatsaechlich einfach viel (e Umwege) gefahren bin, ein wenig Glueck dabei war und nicht zuletzt waren meine Sehenswuerigkeiten in sich recht deutlich. Die erste war ein Berg:) Der aber zwischen anderen Bergen nicht absolut leicht zu unterscheiden war und den es sich aber letztlich zu besteigen lohnen sollte, weil man im Verhaeltnis zum sonst absolut smogigen China, eine recht gute Sicht ueber die Stadt hatte.Um zu verdeutlichen wie gross die Stadt aber doch war sei darauf verwiesen, dass ich meine zweite Sehenswuerigkeit, eine gigantische Bruecke, vom Berg aus nicht sehen konnte. Einfach alles zu gross hier.

Aber irgendwie habe ich es mit meinem Fahrrad doch auf die Bruecke ueber den Yangtze River geschafft und in ihrer Mitte eine ganze Weile auf die gewaltigen Schiffe geblickt. Ich glaube haette eines die deutsche Fahne gehisst, haette ich den Sprung gewagt...

Anstelle blieb ich aber noch einen weiteren Tag in Nanjing, was sich eindrucksvoll lohnen sollte. Und zwar bin ich in einer Gedenkstaette fuer die Opfer eines Massakers der Japaner gewesen, bei dem ueber 300.000 Chinesen brutal ermordet wurden. Alles sehr ergreifend installiert. Ohne persoenlichen Bezug ist mir das sehr nahe gegangen, was man mir wohl angesehen haben muss, denn mich sprach ein alter Chinese an, der ueber neunzigjaehrig, selbst Opfer des Massakers geworden war. Keine Ahnung wie er diesen Ort ertragen konnte.

An dieser Stelle faellt mir der Uebergang schwer. Im Museum haben sie versucht mit dem Geschichtsgedanken an die Gegenwart anzuknuepfen, dass Geschichte ein sich immer wiederholender Prozess ist und Frieden deshalb dringend starke Fuersprecher braucht.

Vielleicht gelingt mir der Uebergang mit einer Geschichte, die ich ebenfalls im Memorial erfahren habe. Ein japanischer Kommandant, der im Zuge der Besetzung in China war, hat von dort eine bestimmte Blumensorte mit nach Japan gebracht. Er hat sie dort gezuechtet und nachdem der Krieg beendet war, zusammen mit seiner ganzen Familie begonnen diese Blume als Friedensblume ueberall in Japan zu pflanzen.

Der Uebergang bleibt schwierig und tatsaechlich bin ich aber auch noch leicht angeschlagen von dem gesehenen, als ich Abends den Zug nach Guillin besteige. Meine Retterin, die mich zurueck ins Leben holt, ist 8 Jahre alt. Eifrig malt sie diese Zahl in ein kleines Schreibheft, prima diese Kinder.Zusammen mit ihr, sowie fuenf weiteren Chinesen teile ich mir eine Art Abteil, mit Betten, denn die Fahrt nach Guillin geht ueber Nacht.

Wieder beruht der Prozess des Kennenlernens in der Faehigkeit zu ertragen, dass man sich mit Worten nur begrenzt Verstaendigen kann. Kinder sind die Koenige dieser Disziplin und eine geschlagene Stunde Spielen wir das Papageispiel: Sie zeigt auf etwas, benennt und David sagt nach (was sie meistens zum lachen, in weniger Faellen aber auch zum Lob, veranlasst). So vergeht die Zugfahrt wieder in bester Gesellschaft und Guillin, Yangzhuo und Kunming warten- etwas spaeter beschrieben zuwerden;)

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