Dienstag, 29. September 2009

our mongol rally

24.08.- 03.09.2009

Waehrend der Zeit in Ulan Batar sind wir des oefteren auf ein recht eigenwillig (ueberwiegend englisches) Reisevoelkchen getroffen. Und zwar gibt es eine Rally von London nach Ulan Bator (Mongol Rally), bei der es weniger darum geht als erster anzukommen, denn vielmehr ueberhaupt anzukommen. Jene Autos die diese (Tor)Tour ueberstehen, werden in Ulan Bator fuer einen guten Zweck verkauft.

In Anlehnung an diese Tour, nannten wir unser vorhaben "Our Mongol Relly" und wie Iannis ja bereits angekuendigt hat, begann alles damit dass ich meine Pin Nummer vergessen hatte. Muessig zu ueberlegen welche der diversen Alkoholeskapaden genau dieses Hirnareal geloescht haben mag, viel wichtiger eine Loesung zu finden. Diese hiess (diesmal)Naraa und arbeitet als Bankangestellte in Ulan Batar. Vor allem aber spricht Naraa fliessend deutsch und nachdem sie sich von einem Karaokeabend mit uns nicht hat abschrecken lassen, hat sie uns viel geholfen (Danke noch einmal).

Sie hat uns dann auch ihren Cousin Mogi vorgestellt, der beruflich neben vielem anderen auch Jeeptouren anbietet. Also genau der richtige Mann fuer uns, denn wir hatten entschieden keine der vorgefertigten Touristentouren zu buchen, sondern moeglichst kostenguenstig etwas eigenes zu organisieren. Zu diesem Zweck (also zum Beispiel teilen der Benzinkosten) suchten wir drei weitere Reisende, die sich im Laufe der Reise nicht allein wirtschaftlich rentierten:

Bereits aus dem Bus in die Mongolei kannten wir Daniel, der wie Iannis bereits geschrieben hat, aus Hamburg bis nach Ulan Ude getrampt ist. Alles teil einer ziemlich ambitionierten Weltsicht ("no planes"), die in Form seiner Person spannende Geschichten mit sich brachte.
Hinzu kam Stefan, der im Zuge seines Geologiestudiums eine Weile am Baikalsee gearbeitet hatte und nun ueber die Mongolei, China und Kirgistan auf dem Weg war seinen Vater zu treffen. Mit seinen fast 40 Kilogramm Gepaeck ist er immer etwas hinter der Gruppe geblieben, was ihm wohl auch die liebste Position war, um dann aber immer wieder mit Ausruestung oder Wissen wichtiger Teil der Gruppe zu sein.
Sechster im Bunde war Leon, der vor Beginn seines Industriedesign-Studiums noch einmal seine Freiheit nutzte, um ein wenig von der Welt zu sehen. Dabei haben wir ihn zunaechst mit recht langen Haaren und unrasiert erlebt, bevor er bei unserem Wiedersehen in Pekin top gestylt erschien. So hat er wohl den ein oder anderen Spass mit uns getrieben, den noetigen Humor haette er.

Aber beginnen wir endlich unsere Tour und dazu treffen wir an einem Montag-Morgen unseren Fahrer Mogi auf dem Parkplatz eines grossen Einkaufszentrums. Zwei Dinge werden recht schnell deutlich. Erstens haben wir ziemlich viel Gepaeck und sind insgesamt zu siebt eine ziemliche Aus- eher sogar Ueberlastung fuer den Jeep und zweitens sprechen Mogi und wir relativ wenig Woerter der gleichen Sprachen (Mongolisch, Englisch, Russisch). Trotzdem verstaendigen wir uns ueber die Situationen, zum Beispiel als schon nach wenigen Kilometern aus der Stadt der erste Stossdaempfer seinen Geist aufgibt...

Von den sprachlichen Verstaendigungsschwierigkeiten abgesehen, ist Mogi ein echter Gluecksfall. Besonders weil er total aufmerksam ist und viel von uns versteht, ohne dass wir es ihm sagen koennen. So blieb als einzig wahres Problem der Sprachschwierigkeiten, dass man diesen interessanten Menschen nicht mehr Fragen konnte (denn waehrend wir alle Meisterschaft darin erlangen pantomimisch zu sprechen, bleibt dieser Disziplin die Philosophie und der Tiefsinn leider verschlossen).

Aber wir wollten ja eh erst einmal weiter und so ist es gut, dass Mogi in recht kurzer Zeit den Stossdaempfer wechselt. Die Fahrt geht also weiter und baut zugleich einen Spannungsbogen auf, den jetzt haben wir nur noch einen Ersatzdaempfer bei immernoch ziemlich voller Ladung und deutlich schlechter werdenden "Strassen"...

Tatsaechlich muessen wir auch den kurz vor Abend noch einbauen (jetzt kein Ersatzdaempfer mehr!), bevor wir beschliessen vor dem dunkelwerden unser Lager aufzuschlagen. Jetzt beginnt eine Dynamik, der ueber zehn Tage zu ingespielter Routine werden wird. WAehrend die haelfte der Gruppe die Zelte aufbaut, beginnen die uebrigen zu kochen. DAzu haben wir meist eine Stunde Zeit, bis um sieben die Sonne untergeht und der TAg wenig Energie uebrig gelassen haette, so dass alle frueh fest schlafen (abgesehen von dem mit dem Schlafplatz neben Mogi, da dieser im Schlaf redet- mongolisch). Am naechsten Morgen dann das ganze rueckwaerts. Ein Teil baut die Zelte ab, waehrend die anderen Fruehstueck bereiten. Danach so wenig wie moeglich auf die Stossdaempfer verteilen und weiter gehts...

Das erste Grossziel ist eine Schlucht in der Wueste Gobi. Waehrend die Landschaft immer trister wird, sind wir im Auto recht kreativ dabei uns die langen Strecken unterhaltsam zu gestalten. Wir raten black-stories, auch Fernsehmelodien und spielen eine ganze Menge Schwimmen (Karten- auch Knacks genannt). Hinzu kommen ungeplante Abwecheslungen, wie der Jeep einiger koreanischer Businessmaenner in einem Graben, den wir mit vereinten Kraeften befreien, was zurueck in Ulan Bator entsprechend entlohnt werden sollte...

Aber erst einmal die Schlucht und danach noch eine klassische Sandduehne. Alles in allem ziemlich viel trockener Sand und ich bin ziemlich froh, als nach fuenf Tagen die Landschaft wieder gruener wird und zur Belohnung fuer alle Entbehrungen die erste Dusche in einem oeffentlichen Badehaus einlaedt (die gibt es, weil die Normaden in ihren Zelten auch keine Duschen haben). Jetzt leider doch nicht mehr so schoen gebraeunt, duften wir dafuer wohl um einiges weniger schlimm. Und das mit recht, denn es ist MAx Geburtstag.

Bereits beim morgentlichen Fruehstueck hatte es einen luftballongeschmueckten Geburtstagstisch gegeben und zur Feier des Tages entgehen wir den naechtlichen Minusgraden im Zelt und schlafen statt dessen mit Ofen in der Jurte einger Einheimischer. Dazu gibt es neben der obligatorischen Flasche Vodka fuer unseren Fahrer eine Flasche Gin und die Pary steigt.

Am naechsten Tag fahren wir zum ersten Mal nicht und waehrend Stefan und Daniel wandern gehen, wagen wir anderen uns auf einen Reitausflug. Waehrend IAnnis Pferd aus unerfindlichen Gruenden mit einer Leine am Pferd des Fuehrers gehalten wird, setzt sich Maxx einige Male mit geschickten Reitmanoevern an die Spitze unserer Gruppe. Bekanntlich kommt aber der Hochmut vor dem Fall und so "steigt" er wenig spaeter "kontrolliert von seinem Pferd ab"

Obwohl bis auf Muskelkater alle den Reitausflug gut ueberstehen, bleibt das Auto bevorzugtes Fotbewegungsmittel. Wir kommen noch nach Karakorum, der Hauptstadt der Mongolei zu Ghinghis Khaan Zeiten. Dort verderben wir uns alle die Maegen, als wir zum ersten Mal nicht selbst kochen, sondern in einem Restaurant essen. So bevorzuge ich am naechsten Tag, als wir uns eine beruehmte buddhistische Klosteranlage angucken, eher die Naturreligion und bleibe im Schatten sitzen.

Und letztlich erreichen wir wieder Ulan Batar. Alle ziemlich geschwaecht und mit deutlich schmutzigem Gepaeck, dafuer aber mit vielen Eindruecken und der Freude auf die Menge an Moeglichkeiten staedtischen Lebens...

Ulaan-Baatar, der Rote Held

15.08. - 24.08.2009

Nachdem wir von anderen den Reisenden den Tip bekommen haben, dass der Zug nur laecherliche 6 Stunden fuer die Grenzformalitaeten brauchen wuerde, entschlossen wir uns dazu diesen Teil unserer Reise mit dem Bus anzutreten. Abgesehen davon, dass auch diesmal schon andere Gaeste auf unseren Plaetzen sassen, irgendeiner von uns muss in den letzten Jahren echt mieses Karma angesammelt haben, verlief die Reise recht entspannt. Auf der Fahrt lernten wir unsere ersten mongolischen Vokabeln um kurze Zeit spaeter festzustellen, dass wir so langsam in Regionen vordringen, in denen sehr viel von der Aussprache abhaengt und nur weil wir den Unterschied zwischen unserer Version und der der Einheimischen nicht bemerken, heisst dies noch lange nicht, dass uns auch jemand versteht...
Ausserdem lernten wir Daniel kennen, ein aus Hamburg stammender Vegetarier, eine echte Bereicherung, von solchen Menschen kann man nie genug kennen...Voller Faszination lauschten wir seinen bisherigen Reiseerfahrung, bis zu diesem Zeitpunkt ist er die komplette Strecke getrampt. Spannend und wen es interessiert sei sein Blog ans Herz gelegt.
no-planes
In Ulaan-Baatar angekommen sind wir im Golden Gobi untergekommen. Ein schoenes Backpacker Hostel in Familienhand, die gesamte Belegschaft ist zwar ziemlich verplant aber dafuer nett und irgendwie halten sie das Hostel dann doch am laufen.
Die Stadt entpuppte sich dann recht schnell als deutlicher Kontrast zu dem was wir bisher aus Russland gewohnt waren. Ein wenig lauter, deutlich unorganisierter und dreckiger. Dafuer aber deutlich internationaler, in der Hauptstrasse verkuenden Leutreklamen die Anwesenheit von diversen auslaendischen Restaurants, eine Wohltat nach der Zeit in den doch sehr einheitlichen russischen Kuechen, und Laendern fuer dies und das, und das ganze in den meisten Faellen sogar zweisprachig!!!
Auf unserem Staedtebesichtigungsprogramm standen, ein Berg mit zweitem Weltkriegsmonument ausserhalb der Stadt, der so genannte Schwarzmarkt, ein riesiger Markt, groesstenteils unter freiem Himmel, auf dem man wirklich alles kaufen kann, vorausgesetzt man bringt Geduld und Verhandlungsgeschick mit. Ausserdem ein Ausflug in den Terelj Nationalpark ungefaehr eine Stunde entfernt. Wunderbare Natur, wandern in den Bergen, schlafen in einer Jurte zusammen mit den Kindern der Gastgeber und typisch mongolische Kueche (Vielleicht auch ein Stueck Ziegenohr zum Fruehstueck?). Leider haben wir uns auf unser Wanderung am zweiten Tag wohl ein wenig uebernommen und jeder einen mehr oder weniger starken Sonnenstich abbekommen, so dass wir am dritten Tag stark geschwaecht zurueck in die Stadt trampten, in der Hoffnung, die sympathisch konfuse Hostelcrew habe unsere Reservierung nicht verschlampt und am Ende des Trips wuerde ein sauberes Bett auf uns warten.
Derart geschwaecht haben wir die naechsten Tage mit Regeneration und dem Planen unserer Jeeptour durch die Mongolei verbracht. Mitstreiter fanden sich schnell, bei einem gemeinsamen Abstecher in eine Karaokebar wurde klar das koennte funktionieren und durch eine Verkettung unguenstiger Umstaende, an deren Anfang Davids Ratlosigkeit bezueglich seiner PIN stand und an deren Ende die Bekanntschaft mit Naraa, organisierten wir uns tatsaechlich privat einen Jeep. Gut der Fahrer konnte nur Mongolisch und ein paar Brocken Russisch, aber dafuer schien er freundlich und wir waren auf der Suche nach einem Abenteuer...

Donnerstag, 24. September 2009

Ulan Ude- Ein Vorgeschmack auf die Mongolei

Im Reisefuehrer heisst es, dass man in Ulan Ude zum ersten Mal mit asiatischen Einfluessen konfrontiert wird. Das hat sich in Form der Architektur und auch der Menschen fuer uns bewahrheitet. Gleich am ersten Abend haben wir eine Gruppe junger Studenten kennengelernt, die selbstverstaendlich befreundet, zur Haelfte aus Leuten mit europaeischen- und zur anderen Haelfte aus Leuten mit asiatischen Gesichtszuegen bestand. Mit selbigen haben wir auch am zweiten (und gleichzeitig letzten) Abend einen wuerdig langen Abschied von Russland gefunden, bevor wir am naechsten Morgen frueh mit dem Bus in die Mongolei gefahren sind.

Damit es euch nicht so ergeht wie mir (in meinem Kopf war die Mongolei nur der Weg von Russland nach China), moechte ich euch mit ein paar Informationen auf die Mongolei vorbereiten, in die ich mich nach drei Wochen (und kurz vor unserem Aufbruch) ziemlich verliebt habe:

Auf dem Gebiet der heutigen Mongolei haben um die Zeit von Jesu Geburt die Hunnen gelebt. Die kannte ich noch aus dem Geschichtsunterricht als Reitervolk, dass ploetzlich auftauchte und alle auf ihrem Weg ueberfiel. Nach mehreren Jahrhunderten unter tuerkischer Herrschaft leben um das Jahr 1200 mehrere Normadenstaemme in der Mongolei und auch heute sind (glaube ich?) noch die Haelfte der fast 3 Millionen Mongolen (in einem flaechenmaessig riesigen und landschaftlich wunderschoenen Land) Normaden, die in ihren Zelten zwischen Sommer- und Winterquartier wechseln.

Jedenfalls war es um 1200 die grosse Leistung von Ghingis Khaan die einzelnen Staemme zu einen (und er wird bis heute unter anderem als Vodakalabel im taeglichen Alltag dafuer geehrt). Im Zuge erfolgreicher Kaempfe wird in den folgenden 2 Jahrhunderten die halbe Welt mongolisch (sowohl China, als auch Russland sind erobert und es liegt wohl nicht zuletzt am Tod von Ghingis Khaan, dass die Mongolen "nur" bis kurz vor Wien kommen).<

Ab dem sechzehnten Jahrhundert breitet sich er Buddhismus in der Mongolei aus, bis dahin war der Schamanismus vorherrschend. Auch in diesem Fall wirkt beides bis in die Gegenwart, was in unserem Falle besonders hilfreich ist, denn buddhistischer Lebensweise entsprechend gibt es hier viele vegetarische Restaurants.

Bis 1911 werden die Mongolen ueber 2oo Jahre von den Manschuren unterdrueckt (weshalb hier einige Menschen schlecht auf Chinesen zu sprechen sind), bevor die Mongolei mit russischer Hilfe ihre Unabhaengigkeit erreicht. In der Folge wird die Mongolei zum zweiten kommunistischen Staat weltweit, was unter anderem dazu fuehrt, dass viele Moenche getoetet werden und das buddhistische Leben stark zurueck gegangen ist.

Seit 1992 finden in der Mongolei demokratische Wahlen statt und auch wenn viele Strassenkinder der europaeischen Aussenansicht deutlich zeigen, dass nicht alles gut laeuft, bietet die Mongolei gleichzeitig viele Moeglichkeiten fuer einheimische- und europaeische Normaden...

Samstag, 19. September 2009

Urs Bargusin- Vom Weg abgekommen

10.08.- 13.08.2009

Mit der Erlaubnis an Bord kommen zu duerfen, tauschen wir das lieb gewonnene Ruckeln der Gleisnaehte gegen ein kontinuierliches Wogen der Wellen. Auch das ist schoen, denn "labt sich die liebe Sonne nicht, der Mond sich nicht im Meer. Kehrt wellenatmend ihr Gesicht nicht doppelt schoener her." Und tatsaechlich ueberqueren wir den tiefsten See der Erde eine ganze Weile bei herrlichstem Sonnenschein.

Nachdem die Sonne malerisch im See versunken ist, inzwischen ringsum nichts als Wasser, geht der Mond auf. Jetzt wird es kalt, aber wir kuscheln uns an Deck in unsere Schlafsaecke und gucken in Millionen von Sterne. Auch wenn keiner der diversen Sternschnuppenwuensche nach einer Heizdecke in Erfuellung geht (war halt keine Kaffeefahrt) absolut lohnenswert!


Als wir NAchts um 3 Uhr auf der anderen Seite des Baikalsees in Urs Bargusin ankommen, wird uns recht ungemuetlich deutlich, dass wir vom Weg abgekommen sind. Denn es mag zwar so sein, dass jeder Backpacker in seinem Wunsch nach unbedingter Individualitaet seine eigenen Kapriolen schlaegt, gleichzeitig ebnen sie einander durch bebilderte Speisekarten oder Eintraege im lonely planet doch den Weg. In unserem naechtlichen Fall waeren eine Karte oder eine Hotelempfehlung deutlich angenehm gewesen- aber wir hatten ja Zelt und Isomatten;)


So haben wir drei uns recht tapfer auf die Suche nach einem Schlafplatz begeben, wobei wir spontan in einer Sackgasse mit drei gefaehrlich bellenden Hunden landeten. Auf dem (recht eiligen) Rueckweg trafen wir auf ein franzoesich/polnisches Backpackerpaeaerchen, dass auch mit der Faehre gekommen war. Wir rieten ihnen von der Sackgasse ab und gemeinsam haben wir etwa gegen vier Uhr morgens eine Wiese zum campen gefunden (mal sehen, ob wir sie an den planet weiterleiten).

Am naechsten Morgen beschlossen die anderen beiden Urs Bargusin gleich wieder zu verlassen, waehrend wir uns von dem etwas anstrengenden Ankommen nicht entmutigen liessen. Waehrend Maxx unser Gepaeck sicherte, haben Iannis und ich uns auf die Suche nach einem Plaetzchen zum Campen am Meer begeben.

Das fanden wir auch und nachdem wir dann auch Maxx wiedergefunden hatten, machten wir uns mit unsrem Gepaeck und weiteren Einkaeufen fuer das Ueberleben in der Einsamkeit auf den Weg in selbige. Nach etwa einer Stunde Fussmarsch erreichten wir ziemlich durchgeschwitzt eine Stelle an der Wald, getrennt von etwa zehn Metern Standsand, in See ueberging.

Alle Muehen sollten sich aber gelohnt haben, denn nachdem wir unser Zelt mit einigen kniffligen Sonnendacherweiterungen, sowie Iannis Haengematte installiert hatten, hatten wir uns ein richtig schoenes zuhause geschaffen. Als Einzugsgeschaenk brachte ein benachbarter Angler zwar nicht Brot und Salz, dafuer aber fuenf Fische. Die haben wir spaeter am Feuer geraeuchert und Iannis als konsequenter Vegetarier verschmaeht, Maxx tapfer gegessen und ich genossen.

Insgesamt haben wir leider nur zwei Tage barfuss zwischen Strand und Wasser, sowie zwei Naechte eingeleitet durch gemeinsames am Feuer sitzen an diesem schoenen Ort verbringen koennen, weil am dritten Tag heftiger Wind dunkle Wolken direkt zu uns blies. So entschieden wir am dritten Morgen spontan aufzubrechen und mit etwas Glueck und der Hilfe unser Freunde aus Jekat (grosses Glueck;) bekamen wir einen Minibus nach Ulan Ude. Superknacks!

Mittwoch, 16. September 2009

Olchon Island - oder Reif fuer die Insel...

07.08 - 10.08.2009

Eine kurze Nacht und eine langersehnte Dusche läueten den Aufbruch aus Irkutsk ein. Erst am Vortag in der Nacht angekommen, wollten wir nach gut drei Wochen Stadturlaub und Zugerlebnissen schnellstmoeglich aufbrechen um Beine und Seele ein wenig an den Ufern des Baikalsees baumeln zu lassen. Also Auschecken, Bus finden, nochmal Aussteigen, richtigen Bus finden, ankommen und Pfadfindern hinterherlaufen, die unserer Meinung nach das gleiche Ziel haben...
Zu unserem Glück hatten sie das gleiche Ziel, zu unserem Pech hatten wir nicht die gleiche Kondition...man hätte auch um- statt aussteigen können. Aber egal, erschlagen aber zufrieden erreichen wir den Busbahnhof, entscheiden uns für Mini- statt offiziellen Bus, erstehen einen Grundstock an Vorraeten und fragen uns wie es auf der Insel aussehen mag, Strom? fliessend Wasser? Supermarkt? INTERNET???
Unsere schlimmsten Ängste werden weiter geschürt als unser Minibus bepackt wird. Waehrend der Fahrer Gepaeckstuecke wie Tetrissteine in den für 10 Personen für uns ganz offensichtlich zu kleinen Bus wuchtet, wohl in der Hoffnung, wenn er nur eng genug packt wird sich das Gepaeck aufloesen, füllen drei Russische Paerchen Vodka aus Glasflaschen in PET um. Sollte es tatsaechlich keine Einkaufsmoeglichkeit geben? Einen russischen Laden ohne Vodka haben wir zumindest noch nicht gesehen...
Kurz nach Fahrtantritt atmen wir auf, ein grossteil der Vorraete scheint Wegzerrung zu sein. Inzwischen um eine Erfahrung weiser lehnen wir heute den Begruessungs- und auch die restlichen Vodka ab. auf der sieben stuendigen Fahrt stellt sich heraus, einer der Mitfahrer spricht ein wenig deutsch und ist sehr motiviert dieses mal wieder zu trainieren.
Nach einer scheinbar endlosen Fahrt erreichen wir einen Faehranleger und zum ersten Mal sehen wir den Baikalsee. Er ist, nun ja...also...in erster Linie gross. Umgeben von recht ansehnlichen Bergen, schon ein imposanter Anblick, den unser Fahrer kaum wuerdigt. Er draengelt sich geschickt an den wartenden Autos vorbei, um anschliessend ganz vorne zu warten.
Die Ueberfahrt an sich verlaeft recht unspektakulaer, dafuer schlagen unsere russischen Mitreisenden ordentlich Laerm als man ihnen, auf der Insel angekommen, das russische equivalent zur Kurtaxe abknoepfen will. So macht mans also als Einheimischer. Wir zahlen, aber nicht fuer alle Tage, man lebt sich schliesslich langsam ein...
Nach diesen Formalitaeten geht die Fahrt weiter, bis der Fahrer schliesslich hält, unser Gepäck ablädt zwei neue Mitfahrer einladt und uns herzlich verabschiedet. Wir sind uns nicht ganz sicher wo wir sind und ob unsere Fahrt an dieser Stelle endet, weil wir da sind wo wir hinwollten, oder ob der Fahrer eine Chance auf neue zahlende Kundschaft sah.
Doch nach ein wenig herumfragen erfahren wir, wir sind richtig und das Hostel unser Wahl ist gar nicht so weit weg. Lediglich die knapp 38 Grad, unser Gepäck und eine staubige Strasse wie aus einem alten Western erwecken den Eindruck wir befaenden uns auf einer Wuestendurchquerung. Aber die Muehe lohnt sich, mein erster Gedanke als wir Nikitas Guesthouse erreichen, FUSION Festival !!! Ein grosses Areal vollgestopft mit kleinen Huetten, Tuermchen, viel Farbe gestaltet mit viel Liebe zum Detail bildet einen krassen Kontrast zu dem sonst sehr eintoenigen Ort. Schon am Eingang empfaengt uns ein Aufruf die Insel durch ein gemeinschaftliches Muellsammeln zu verschoenern. Als Max dann noch die Hintergrundinformation rausgibt, dass das Hostel von einem ehemaligen Tischtennisweltmeister geleitet wird und wir beim einchecken gefragt werden, ob einer von uns vegetarisch isst, wird klar dieser Ort ist auf seine eigene Art etwas besonderes.
Kaum dass wir unser Zimmer bezogen haben, zieht es uns auch schon zum Strand und obwohl sich der Grossteil der Badegaeste schon auf den Rueckweg gemacht hat, geniessen wir das glasklare, dochleider arschkalte Wasser. Ein Ritual das Max in unserer restlichen Zeit auf der Insel mit beinahe religioesem Eifer tagtaeglich vollzieht.
Doch schon am naechsten Tag wird die Idylle der Insel gestoert, wir erfahren dass die Schiffsverbindung von der Insel gen Osten nur einmal woechentlich gehen. Fuer uns heisst das entweder zurueck nach Irkutsk und den herkoemmlichen Transsibweg nehmen oder das Abenteuer ueber das touristisch kaum erschlossene Ostufer des Baikalsee, aber dafuer schon nach drei Tagen die Insel verlassen. Ein Hin und Her, welches noch ewig angedauert haette, waeren da nicht die Hannoveraner gewesen.
Ein unverzeihlicher Fauxpas meinerseits, dass ich Fabian und die 2 Christians noch nicht erwaehnte, trafen wir sie doch schon am ersten abend...
Ebenfalls auf den Schienen der Transsib unterwegs, entdeckten wir schnell einige Gemeinsamkeiten, mehr ueber ihre Reise zu erzaehlen wuerde den Rahmen dieser Randnotiz sprengen und ist darueber hinaus auch unnoetig, da die jungs selbst fleissig schreiben, vielleicht sogar einen hauch fleissiger als wir. Aber bildet euch selbst ein Urteil...
Kurzstreckenticket.de
Doch zurueck zu unserem Konflickt, Christian, als Mann der Tat, war unsere Worte leid und da er gedachte an diesem Tag seinen Geburtstag zu feiern, zwang er uns mit eben diesem Argument mit Ihm und einigen Dosen Baltika №7 auf sein Wohl anzustossen. Schnell wurde uns klar dass wir schnell eine Entscheidung treffen mussten, unser Urteilsvermoegen hatte seine Tagesbestform bereits hinter sich gelassen. Ausschlaggebend war schliesslich das Argument, dass wir in der Naehe unser neuen Bekannten eh nicht mehr als drei Tage auf der Insel durchstehen wuerden. Wer mehr ueber die Geburtstagsfeier erfahren moechte, liest dies wohl besser bei den Hannoveranern. Abschliessend kann man wohl sagen, dass wir den Abend noch mit am Besten ueberstanden haben und am naechsten morgen trotzdem froh waren, nicht wie die Geburtstagskinder um neun Uhr auf eine Jeeptour ueber die Insel aufbrechen zu muessen...
Der Geburtstagsabend hinterliess jedoch auch durchweg positive Spuren, so taten wir ein Zelt und eine Karte Baikal und Umgebung auf, welche wir aeusserst guenstig erstanden.
Den Postgeburtstagstag beging dann jeder auf seine eigene Art. Max wusch seine Waesche, was sich durchaus als Tagesprogramm erwies...
Ich verschlief das Fruestueck...
...Und David wartete auf mich um dann zu einer gemeinsamen Wanderung ueber die Insel aufzubrechen...
Und schon hiess es wieder Abschied nehmen, dachten wir zumindest... Denn nachdem wir, um perfekt auf unser Abenteuer fernab der touristischen Pfade vorbereitet zu sein, abreisende Touristen am "Busbahnhof" um ihre alten Isomatten beschwatzt hatten, erreichte uns die Information, die Faehre sei kaputt. Von nun an ueberschlugen sich die Geruechte, kaputt, faehrt eh am anderen tag, faehrt aber unbezahlbar...
Nach einer Weile resignierten wir und beschlossen den Rest des Tages am Strand zu verbringen und am spaeten Nachmittag zu der wahrscheinlichsten Zeit am wahrscheinlichsten Ort auf die Faehre zu warten. Und so kam es auch: Wir warteten. Zusammen mit einer vielleicht zwanzig Koepfigen Reisegruppe, deren Anfuehrerin sich sicher war das Schiff wuerde kommen...
Kam es auch und die Geruechte ueber die Ticketpreise bewahrheiteten sich auch. Fuer uns keine Option unterbreiteten wir der Crew unser Angebot, nahmen die Entschlossene Ablehnung entgegen und zogen uns zum Strand zurueck. Von dort beobachteten wir in aller Ruhe, wie die Reisegruppe das Schiff in Besitz nahm, einige Nachzuegler hinzukamen und die Mannschaft begann das Schiff loszumachen. Schon mit einem innerlichen Bein auf dem Rueckweg ins Guesthouse winkte uns der Kapitaen doch noch auf das Schiff und ohne die gleiche Sprache zu sprechen verstanden wir doch, dass unser kleiner Sonderpreis gleichzeitig unser kleines Geheimniss bleiben sollte...

Sonntag, 6. September 2009

Krasnojarsk die verbotene Stadt Russlands

03. August - 05. August 2009

Nach der nun mehr oder weniger erlebnisreichen Zugfahrt, erreichen wir nach einer weiteren Nacht ohne Zwischenfaelle zeitig frueh Krasnojarsk. Schon auf dem Weg dahin, hatten wir beschlossen dieser Stadt nur 3 anstatt der 5 geplanten Tage zu schenken. Viel mehr freuten wir uns schon auf die "Blaue Perle Sibiriens". Was gab es also zu tun! Fahrkarten in Deutschland stonieren und am Schalter neue kaufen. Doch bevor wir unseren Beduerfnissen nachkamen, galt es noch jemanden zu helfen.

Erwin!

Erwin ein Spanier den wir auf der Zugfahrt kennengelernt hatten. Er war auf dem Weg von Sevillia ueber Moskau bis irgendwo an die Russisch-Mongolische Grenze, wo er ein Festival besuchen moechte. Den Rest seiner Zeit will er mit einem Musikinstrument verbringen. So wie ich ihn verstanden habe, muss es sich um ein aehnliches Streichinstrument handeln, was er studiert hatte. Anscheint gibt es in diesen Abschnitt der einen ehrwuerdigen Meister auf diesen Gebiet.

Doch ueber Erwin gibt es noch mehr zu erzaehlen. Mitten am Kater-Tag brachte ihn Iannis (von seinen Rauch-Auszuegen) mit ins Abteil und ich kam mit ihm ins Gespraech. Verbluefft von seinem perfekten Deutsch, fragte ich ihn, wo er dies gelernt hatte. Mit Freude berichtete Erwin von seiner studentischen Zeit in Leipzig. Prima dachte ich. Wir haben etwas gemeinsam. Ich kenne Leipzig durch meinen Bundeswehraufenthalt und durch meinen Bruder recht gut. Schon nach ein paar Minuten stellten wir fest, dass Erwin im selben Stadtteil Connewitz lebte. Nach einigen oberflaechlichen lokalen Koordinaten kamen wir auf genaueres zurueck und fanden heraus, dass Erwin das gleiche Stammlokal bevorzugte, in dem mein Bruder und ich auch einkehrten. Meine Gute dachte ich. Die Welt muss doch kleiner sein als ich es mir vorstelle. Natuerlich fragte mich Erwin gleich nach dem Namen meines Bruders. Und mit einem Male erstarrte mein Gegenueber. Nach einer Minute der Stille holte Erwin seinen Pass raus und zeigte mir, dass wir den gleicher Nachnamen besitzen. Jetzt war ich es der kurz durchatmen musste. Die Ausloesung erfolgte sofort. Erwins Grossvater ist in den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts nach Spanien ausgewandert. Nach weiteren Recherchen kam dennoch heraus, dass Erwin kein weiter Verwandter meiner Familie ist.

Doch zurueck zum Bahnhof. Wir 3 hatten den Spanier recht schnell ins Herz geschlossen. Unglaublich aber wahr, bewegte sich Erwin noch verpeilter durch die Gegend, als wir es anfangs getan hatten. Nach 4 oder 5 Tagen im Zug erklaerten wir ihm, dass in den russischen Zuegen und Bahnhoefen die Moskauer Zeit angezeigt wird. Sofort wurde ihm klar, warum er immer so lang auf seine Zuege hatte warten muessen. So hilflos wie er nun war, koennten wir ihn nicht im Bahnhof zuruecklassen. Also holten wir unser bestes Russisch in Verbindung unseres Woerterbuch raus und halfen ihm beim Kauf seiner Fahrkarte. Gluecklich und zufrieden verabschiedeten wir uns voneinander und gingen nach dem Ausstauschen der E-Mail Adressen getrennte Wege.

Krasnojarsk die Stadt mit seiner seltsamen Geschichte koente nicht das Erwartete bieten, was ich mir in ihr vorgestellt hatte. Ausgesucht hatte ich mir die Station nicht nur zum Wandern und der Sehnwuerdigkeiten, die es sogar auf den 10 Rubel-Schein geschafft haben, sondern auch der Tatsache wegen, dass Krasnojarsk bis in den 90iger Jahren noch fuer Auslaender die verbotene Stadt Russlands gewesen ist.

Muede und nur mit fremder Hilfe finden wir ein halbwegs guenstiges Hotel. Das einzige Highlight an diesem Tage war das Aufsuchen der Hotel-Duschen. Man bedenke, dass wir im 2. Stock des Hauses ein Zimmer bezogen hatten. Eine viertel Stunde nach David machte ich mich auf dem Weg zum Duschvergnuegen. David kam mir auf dem Gang noch rechtzeitig mit den Worten "Bloss nicht beirren lassen!!! Immer weiter gehn!!!" entgegen. Was er damit meinte erfuhr ich sofort. Die Duschen befanden sich irgendwo im Keller des Hauses. Um dahin zu gelangen musste man also die 2 Stockwerke runter, die Rezeption links liegen lassen und geradwegs in den Keller, wo es auch nochmal um mehrere Ecken ging, bis man endlich 3 ziemlich verlassene Duschen vor sich fand. Das waere alles nicht so schlimm, wenn dies alles mit Klamotten passiert waere. Doch David und ich sind wie Touristen am Strand, nur mit Handtuch um die Huefte auf diese Erkundungstour gegeangen. Schoen das wir ein weiteres Male zur Belustigung der Leute einen Beitrag geleistet haben. Iannis blieb dieses Glueck erspart und begang den "Duschgang" auf unseren Rat noch in Klamotten.

Den Tag darauf verbrachten die beiden fast voll und ganz im Bett. Iannis hatte noch mit seiner Erkaeltung zu kaempfen und David mit Fieber und geschwollenen Lymphknoten. Ich machte es mir im Nebenzimmer gemuehtlich, um meine schriftlichen Aufgaben zu erfuellen.

Der letzte Tag war weitaus interessanter. David beschloss wahrscheinlich schon in seinen Traeumen, endlich zum Arzt zu gehen (warum und weshalb erklaert er bestimmt bald). Da das Glueck nach wie vor an uns heftet, hatten wir fuer diese Aktion auch gleich die richtige Ansprechpartnerin. Wir riefen die deutschsprechende Elena aus dem Internetcafe an und fragten sie, ob sie David nicht zum Arzt begleiten moechte. Gesagt getan traffen sich die Beiden kurze Zeit spaeter vor dem Cafe. Zur Bewunderung David's wurde er mit dem Krankenwagen abgeholt und mit Blaulich durch die Stadt zum Krankenhaus gefahren. Nach David's Aussagen haben sich die Aerzte dort mehr mit seinen beruflichen Qualifikationen, als mit seiner Wunde beschaeftigt. Nach etwa einer halben Stunde bekam er eine Salbe und ein Fieberthermometer mit auf den Weg. Ohne zu bezahlen zu muessen, verlies er das Krankenhaus mit dem Gefuehl, dass bald alles besser werden wird. Den Rest des Tages ruhte er sich dann auf der Couch seiner Helferin aus.

Iannis setzte sich den letzten Tag mit seinen schriftlichen Verpflichtungen auseinander. Auch Mami's wollen heutzutage noch mit Briefen versorgt werden. Bei der Suche nach der einmaligen Bruecke von Krasnoajarsk, hatte er sich wohl verlaufen. Mehr gab es von seiner Seite ueber diesen Tag nicht zu berichten.

Ich selber machte mich auf dem Weg zum Nationalpark. Am Bahnhof erkundigte ich mich, bei der schon sichtlich genervten Postfrau, nach dem Weg dahin. Ohne Woerterbuch (welches David bei sich hatte) stieg ich mit einem Zettel in den Bus und erklaerte der Fahrkarten-Frau, wo ich aussteigen moechte. Nach einer halben Stunde quer durch Krasnojarsk, aus Sicherheitsgruenden hatte ich schon meine Kamera im Rucksack verstaut, hielt der Bus mitten auf der Strasse an und ich wurde regelrecht in den Bus auf der gegenueberliegenden Strassenseite (der anscheint nur wegen mir stoppte) reingeschoben. Dort sprachen mich sofort 2 Einheimische an, wo ich doch hinwolle. Mit weiten Augen erklaerte mir eine nette Frau im perfekten Deutsch, dass es fuer Auslaender in dieser Gegend sehr gefaehrlich sei und ich nicht allein hier rumrennen sollte. Mit Flip Flops man nicht zum Wandern geht und es ohnehin zu spaet waere. Mit knirschenden Zaehnen hoerte ich auf diese Warnungen und fuhr mit meiner neuen Bekanntschaft zurueck in die Stadt.

Am spaeteren Abend trafen wir uns am Bahnhof und waren reif fuer unsere letzte gebuchte Fahrt zur "Blauen Perle Sibiriens", dem BAIKALSEE!

Freitag, 4. September 2009

Zugfahrt nach Krasnoyarsk

03. - 05. August

Der Morgen danach...


Ich wache wieder im Bett kurz unter der Abteildecke auf. In den anderen Betten liegen aber nicht etwa Iannis und Maxx, sondern drei russische Soldaten. Wieso das! Mit etwas Muehe waere es mir sicher moeglich das zu rekonstrueieren, aber fuer den Moment ist das Beduerfnis nach Akba (Aqua) dringlicher. Halb falle ich aus meinem Bett und lasse mich neben einen der Soldaten gleiten. Der versteht sofort und reicht mir eine Flasche Wasser. "Spasiba".

Als naechstes lerne ich das Wort "bacha", also Kopf, auf den jetzt alle drei Soldaten zeigen. Ich durchsuche selbigen nach Erinnerungen und finde nichts, absolut nichts. Hilfe!

Auch wenn es sich scheisse anfuehlt, ich lebe, das ist soweit ganz gut. Was ist mit meinen Sachen? Die wichtigsten Dokumente trage ich in meiner Guerteltasche unter der Hose. Selbst wenn ich gewollt haette, haette ich die gestern wohl kaum mehr ausziehen koennen...

Fotokamera und Musikspieler? Nicht da! Verdammt!

Ab zu Iannis und Maxx. Die schlafen zwei Abteile weiter, getorkelt eine fast unueberwindbare Strecke. Aber geschafft.

Die beiden liegen in ihren Betten und schlafen. Auch ganz gut. Waehrend ich ueberlege was zu tun ist, beobachtet der Bettnachbar der Beiden alles mit einem allwissenden Laecheln und verfolgt was geschieht. Ich wecke die Beiden. Und nachdem klar ist, dass es "auch" ihnen "gut" geht, wird bei einem vergleich unserer Erinnerungen klar, dass da nicht viel zusammenkommt und so taucht die Frage nach Kamera und Musikspieler besonders dringlich auf.

Maxx meint die Kamera wohl eingesteckt zu haben, wo der Musikspieler jedoch ist kann sich keiner erklaeren. Ich finde ihn in Maxx Hosentasche, die Kamera aber bleibt verschwunden.

Auch als ich spaeter mit den Russen mein Abteil durchsuche, bleibt die Kamera verschwunden. Ich kann mir das absolut nicht erklaeren, weil ich eigentlich keinem der anderen zutraue sie genommen zu haben. Letztlich gelingt es mir aber auch, mich nicht zu aergern. Denn was ist mir mit der Kamera letztlich verloren gegangen? Ein Wertgegenstand von 100 Euro, in einem Land in dem viele Leute ganz andere Sorgen haben. Ueberheblich! Vielleicht aber die Erinnerungen? Aber ich bin ja dabei gewesen. Undankbar!

Der Verlust des Musikspielers waere weitaus schlimmer gewesen, den brauche ich jetzt naemlich ziemlich dringend. Ein ganzer Tag mit Kater im Zug steht bevor...

Der Abend davor....

Es begann damit, dass die oertlichen Bahnbeamten zum wiederholten Male nicht viel mit unserer Reservierung anfangen konnten. Lange Rede kurzer Sinn wir mussten uns aufteilen, Max und ich haben uns ein Abteil mit zwei russischen Lockreparierern geteilt (ganz schoen schwierig das ueberhaupt rauszufinden...) waehrend David in ein anderes Abteil wanderte.
Unsere Gastgeber brachten mir ein russisches Sprichwort bei, dass sie wie folgend uebersetzten:

"Beer wisout vodka its a cash put on the wind!"

...und die Interpretation gabs gleich dazu...


"Its a Russian Tradition buts a BAD Tradition."


Waehrend unser eins froehlich Sprachfetzen aneinander stueckelte, war David mit 3 russischen Offizieren in ein Abteil geraten. Hier hielt sich niemand lange mit dem Versuch auf, grosse Worte zu uebersetzen oder das russische Lebensgefuehl mit Worten zu beschreiben.


Als Max und ich kurze Zeit spaeter ins Abteil kamen, hatten die Vier schon eine halbe Flasche Vodka getrunken und ignorierten lautstark, dass der gegenueber kein Wort verstand...

Eine Stunde spaeter sassen Max und ich auch irgendwie dazwischen, waehrend zwei der Offiziere unterwegs gen Speisewagen waren um die naechste Flasche zu holen.


Erstaunlicherweise waren es nun nicht mehr nur die Russen, die Probleme damit hatten David zu verstehen, auch Max und Icke mussten schon genau hinhoeren um zu erahnen was in im vorging...


Dritte Flasche, Zeit nicht mehr zu rekonstruieren, David beschliesst ins Bett zu gehen, erweist sich als leider nicht ganz so einfach, er schlaeft oben, aber mit vereinten Kraeften schieben wir ihn in die Koje, komisch inzwischen sind wir zu 9.


Irgendwann beschliesst Max ebenfalls das Feld zu raeumen, 3 Minuten nach dem er mir noch versicherte, "wir halten zusammen die Stellung"...


Zurueck im eigenen Abteil, unsere Mitbewohner weisen mich freundlicherweise in die Funktionsweise des Lichtschalters ein, meine Versuche mich im Lichte meines Feuerzeuges umzuziehen werden skeptisch unterbunden.


Naechster Morgen, fuer mich und Max beginnt er nun ja irgendwann und irgendwie...fuer David schon interessanter, merkwuerdigerweise wurden die ueberwunden geglaubten Sprachbarrieren im Schlafe wieder neu errrichtet, trotzdem wissen die Russen Davids leidenden Blick richtig zu deuten, noch vor dem ersten Wortwechsel wird im eine Flasche Wasser in die Hand gedrueckt anschliessend betritt eine Polizistin das Abteil, David laechelt und nickt freundlich zu der Ansprache, funktioniert in Deutschland ja auch meisst ganz gut.... Anschliessend uebersetzen die Offieziere, sowohl Deutsche als auch Russische Partygaeste werden hoeflich aber vor allem entschieden darauf hingewiesen, dass der Rest der Reise ohne Alkohol zu absolvieren sei.Das tut zwar weh, funktioniert aber. Beim Zusammenpacken findet david seine Kamera in seinem Bett. Ende gut, alles gut.