Freitag, 4. September 2009

Zugfahrt nach Krasnoyarsk

03. - 05. August

Der Morgen danach...


Ich wache wieder im Bett kurz unter der Abteildecke auf. In den anderen Betten liegen aber nicht etwa Iannis und Maxx, sondern drei russische Soldaten. Wieso das! Mit etwas Muehe waere es mir sicher moeglich das zu rekonstrueieren, aber fuer den Moment ist das Beduerfnis nach Akba (Aqua) dringlicher. Halb falle ich aus meinem Bett und lasse mich neben einen der Soldaten gleiten. Der versteht sofort und reicht mir eine Flasche Wasser. "Spasiba".

Als naechstes lerne ich das Wort "bacha", also Kopf, auf den jetzt alle drei Soldaten zeigen. Ich durchsuche selbigen nach Erinnerungen und finde nichts, absolut nichts. Hilfe!

Auch wenn es sich scheisse anfuehlt, ich lebe, das ist soweit ganz gut. Was ist mit meinen Sachen? Die wichtigsten Dokumente trage ich in meiner Guerteltasche unter der Hose. Selbst wenn ich gewollt haette, haette ich die gestern wohl kaum mehr ausziehen koennen...

Fotokamera und Musikspieler? Nicht da! Verdammt!

Ab zu Iannis und Maxx. Die schlafen zwei Abteile weiter, getorkelt eine fast unueberwindbare Strecke. Aber geschafft.

Die beiden liegen in ihren Betten und schlafen. Auch ganz gut. Waehrend ich ueberlege was zu tun ist, beobachtet der Bettnachbar der Beiden alles mit einem allwissenden Laecheln und verfolgt was geschieht. Ich wecke die Beiden. Und nachdem klar ist, dass es "auch" ihnen "gut" geht, wird bei einem vergleich unserer Erinnerungen klar, dass da nicht viel zusammenkommt und so taucht die Frage nach Kamera und Musikspieler besonders dringlich auf.

Maxx meint die Kamera wohl eingesteckt zu haben, wo der Musikspieler jedoch ist kann sich keiner erklaeren. Ich finde ihn in Maxx Hosentasche, die Kamera aber bleibt verschwunden.

Auch als ich spaeter mit den Russen mein Abteil durchsuche, bleibt die Kamera verschwunden. Ich kann mir das absolut nicht erklaeren, weil ich eigentlich keinem der anderen zutraue sie genommen zu haben. Letztlich gelingt es mir aber auch, mich nicht zu aergern. Denn was ist mir mit der Kamera letztlich verloren gegangen? Ein Wertgegenstand von 100 Euro, in einem Land in dem viele Leute ganz andere Sorgen haben. Ueberheblich! Vielleicht aber die Erinnerungen? Aber ich bin ja dabei gewesen. Undankbar!

Der Verlust des Musikspielers waere weitaus schlimmer gewesen, den brauche ich jetzt naemlich ziemlich dringend. Ein ganzer Tag mit Kater im Zug steht bevor...

Der Abend davor....

Es begann damit, dass die oertlichen Bahnbeamten zum wiederholten Male nicht viel mit unserer Reservierung anfangen konnten. Lange Rede kurzer Sinn wir mussten uns aufteilen, Max und ich haben uns ein Abteil mit zwei russischen Lockreparierern geteilt (ganz schoen schwierig das ueberhaupt rauszufinden...) waehrend David in ein anderes Abteil wanderte.
Unsere Gastgeber brachten mir ein russisches Sprichwort bei, dass sie wie folgend uebersetzten:

"Beer wisout vodka its a cash put on the wind!"

...und die Interpretation gabs gleich dazu...


"Its a Russian Tradition buts a BAD Tradition."


Waehrend unser eins froehlich Sprachfetzen aneinander stueckelte, war David mit 3 russischen Offizieren in ein Abteil geraten. Hier hielt sich niemand lange mit dem Versuch auf, grosse Worte zu uebersetzen oder das russische Lebensgefuehl mit Worten zu beschreiben.


Als Max und ich kurze Zeit spaeter ins Abteil kamen, hatten die Vier schon eine halbe Flasche Vodka getrunken und ignorierten lautstark, dass der gegenueber kein Wort verstand...

Eine Stunde spaeter sassen Max und ich auch irgendwie dazwischen, waehrend zwei der Offiziere unterwegs gen Speisewagen waren um die naechste Flasche zu holen.


Erstaunlicherweise waren es nun nicht mehr nur die Russen, die Probleme damit hatten David zu verstehen, auch Max und Icke mussten schon genau hinhoeren um zu erahnen was in im vorging...


Dritte Flasche, Zeit nicht mehr zu rekonstruieren, David beschliesst ins Bett zu gehen, erweist sich als leider nicht ganz so einfach, er schlaeft oben, aber mit vereinten Kraeften schieben wir ihn in die Koje, komisch inzwischen sind wir zu 9.


Irgendwann beschliesst Max ebenfalls das Feld zu raeumen, 3 Minuten nach dem er mir noch versicherte, "wir halten zusammen die Stellung"...


Zurueck im eigenen Abteil, unsere Mitbewohner weisen mich freundlicherweise in die Funktionsweise des Lichtschalters ein, meine Versuche mich im Lichte meines Feuerzeuges umzuziehen werden skeptisch unterbunden.


Naechster Morgen, fuer mich und Max beginnt er nun ja irgendwann und irgendwie...fuer David schon interessanter, merkwuerdigerweise wurden die ueberwunden geglaubten Sprachbarrieren im Schlafe wieder neu errrichtet, trotzdem wissen die Russen Davids leidenden Blick richtig zu deuten, noch vor dem ersten Wortwechsel wird im eine Flasche Wasser in die Hand gedrueckt anschliessend betritt eine Polizistin das Abteil, David laechelt und nickt freundlich zu der Ansprache, funktioniert in Deutschland ja auch meisst ganz gut.... Anschliessend uebersetzen die Offieziere, sowohl Deutsche als auch Russische Partygaeste werden hoeflich aber vor allem entschieden darauf hingewiesen, dass der Rest der Reise ohne Alkohol zu absolvieren sei.Das tut zwar weh, funktioniert aber. Beim Zusammenpacken findet david seine Kamera in seinem Bett. Ende gut, alles gut.

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