Sonntag, 6. September 2009

Krasnojarsk die verbotene Stadt Russlands

03. August - 05. August 2009

Nach der nun mehr oder weniger erlebnisreichen Zugfahrt, erreichen wir nach einer weiteren Nacht ohne Zwischenfaelle zeitig frueh Krasnojarsk. Schon auf dem Weg dahin, hatten wir beschlossen dieser Stadt nur 3 anstatt der 5 geplanten Tage zu schenken. Viel mehr freuten wir uns schon auf die "Blaue Perle Sibiriens". Was gab es also zu tun! Fahrkarten in Deutschland stonieren und am Schalter neue kaufen. Doch bevor wir unseren Beduerfnissen nachkamen, galt es noch jemanden zu helfen.

Erwin!

Erwin ein Spanier den wir auf der Zugfahrt kennengelernt hatten. Er war auf dem Weg von Sevillia ueber Moskau bis irgendwo an die Russisch-Mongolische Grenze, wo er ein Festival besuchen moechte. Den Rest seiner Zeit will er mit einem Musikinstrument verbringen. So wie ich ihn verstanden habe, muss es sich um ein aehnliches Streichinstrument handeln, was er studiert hatte. Anscheint gibt es in diesen Abschnitt der einen ehrwuerdigen Meister auf diesen Gebiet.

Doch ueber Erwin gibt es noch mehr zu erzaehlen. Mitten am Kater-Tag brachte ihn Iannis (von seinen Rauch-Auszuegen) mit ins Abteil und ich kam mit ihm ins Gespraech. Verbluefft von seinem perfekten Deutsch, fragte ich ihn, wo er dies gelernt hatte. Mit Freude berichtete Erwin von seiner studentischen Zeit in Leipzig. Prima dachte ich. Wir haben etwas gemeinsam. Ich kenne Leipzig durch meinen Bundeswehraufenthalt und durch meinen Bruder recht gut. Schon nach ein paar Minuten stellten wir fest, dass Erwin im selben Stadtteil Connewitz lebte. Nach einigen oberflaechlichen lokalen Koordinaten kamen wir auf genaueres zurueck und fanden heraus, dass Erwin das gleiche Stammlokal bevorzugte, in dem mein Bruder und ich auch einkehrten. Meine Gute dachte ich. Die Welt muss doch kleiner sein als ich es mir vorstelle. Natuerlich fragte mich Erwin gleich nach dem Namen meines Bruders. Und mit einem Male erstarrte mein Gegenueber. Nach einer Minute der Stille holte Erwin seinen Pass raus und zeigte mir, dass wir den gleicher Nachnamen besitzen. Jetzt war ich es der kurz durchatmen musste. Die Ausloesung erfolgte sofort. Erwins Grossvater ist in den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts nach Spanien ausgewandert. Nach weiteren Recherchen kam dennoch heraus, dass Erwin kein weiter Verwandter meiner Familie ist.

Doch zurueck zum Bahnhof. Wir 3 hatten den Spanier recht schnell ins Herz geschlossen. Unglaublich aber wahr, bewegte sich Erwin noch verpeilter durch die Gegend, als wir es anfangs getan hatten. Nach 4 oder 5 Tagen im Zug erklaerten wir ihm, dass in den russischen Zuegen und Bahnhoefen die Moskauer Zeit angezeigt wird. Sofort wurde ihm klar, warum er immer so lang auf seine Zuege hatte warten muessen. So hilflos wie er nun war, koennten wir ihn nicht im Bahnhof zuruecklassen. Also holten wir unser bestes Russisch in Verbindung unseres Woerterbuch raus und halfen ihm beim Kauf seiner Fahrkarte. Gluecklich und zufrieden verabschiedeten wir uns voneinander und gingen nach dem Ausstauschen der E-Mail Adressen getrennte Wege.

Krasnojarsk die Stadt mit seiner seltsamen Geschichte koente nicht das Erwartete bieten, was ich mir in ihr vorgestellt hatte. Ausgesucht hatte ich mir die Station nicht nur zum Wandern und der Sehnwuerdigkeiten, die es sogar auf den 10 Rubel-Schein geschafft haben, sondern auch der Tatsache wegen, dass Krasnojarsk bis in den 90iger Jahren noch fuer Auslaender die verbotene Stadt Russlands gewesen ist.

Muede und nur mit fremder Hilfe finden wir ein halbwegs guenstiges Hotel. Das einzige Highlight an diesem Tage war das Aufsuchen der Hotel-Duschen. Man bedenke, dass wir im 2. Stock des Hauses ein Zimmer bezogen hatten. Eine viertel Stunde nach David machte ich mich auf dem Weg zum Duschvergnuegen. David kam mir auf dem Gang noch rechtzeitig mit den Worten "Bloss nicht beirren lassen!!! Immer weiter gehn!!!" entgegen. Was er damit meinte erfuhr ich sofort. Die Duschen befanden sich irgendwo im Keller des Hauses. Um dahin zu gelangen musste man also die 2 Stockwerke runter, die Rezeption links liegen lassen und geradwegs in den Keller, wo es auch nochmal um mehrere Ecken ging, bis man endlich 3 ziemlich verlassene Duschen vor sich fand. Das waere alles nicht so schlimm, wenn dies alles mit Klamotten passiert waere. Doch David und ich sind wie Touristen am Strand, nur mit Handtuch um die Huefte auf diese Erkundungstour gegeangen. Schoen das wir ein weiteres Male zur Belustigung der Leute einen Beitrag geleistet haben. Iannis blieb dieses Glueck erspart und begang den "Duschgang" auf unseren Rat noch in Klamotten.

Den Tag darauf verbrachten die beiden fast voll und ganz im Bett. Iannis hatte noch mit seiner Erkaeltung zu kaempfen und David mit Fieber und geschwollenen Lymphknoten. Ich machte es mir im Nebenzimmer gemuehtlich, um meine schriftlichen Aufgaben zu erfuellen.

Der letzte Tag war weitaus interessanter. David beschloss wahrscheinlich schon in seinen Traeumen, endlich zum Arzt zu gehen (warum und weshalb erklaert er bestimmt bald). Da das Glueck nach wie vor an uns heftet, hatten wir fuer diese Aktion auch gleich die richtige Ansprechpartnerin. Wir riefen die deutschsprechende Elena aus dem Internetcafe an und fragten sie, ob sie David nicht zum Arzt begleiten moechte. Gesagt getan traffen sich die Beiden kurze Zeit spaeter vor dem Cafe. Zur Bewunderung David's wurde er mit dem Krankenwagen abgeholt und mit Blaulich durch die Stadt zum Krankenhaus gefahren. Nach David's Aussagen haben sich die Aerzte dort mehr mit seinen beruflichen Qualifikationen, als mit seiner Wunde beschaeftigt. Nach etwa einer halben Stunde bekam er eine Salbe und ein Fieberthermometer mit auf den Weg. Ohne zu bezahlen zu muessen, verlies er das Krankenhaus mit dem Gefuehl, dass bald alles besser werden wird. Den Rest des Tages ruhte er sich dann auf der Couch seiner Helferin aus.

Iannis setzte sich den letzten Tag mit seinen schriftlichen Verpflichtungen auseinander. Auch Mami's wollen heutzutage noch mit Briefen versorgt werden. Bei der Suche nach der einmaligen Bruecke von Krasnoajarsk, hatte er sich wohl verlaufen. Mehr gab es von seiner Seite ueber diesen Tag nicht zu berichten.

Ich selber machte mich auf dem Weg zum Nationalpark. Am Bahnhof erkundigte ich mich, bei der schon sichtlich genervten Postfrau, nach dem Weg dahin. Ohne Woerterbuch (welches David bei sich hatte) stieg ich mit einem Zettel in den Bus und erklaerte der Fahrkarten-Frau, wo ich aussteigen moechte. Nach einer halben Stunde quer durch Krasnojarsk, aus Sicherheitsgruenden hatte ich schon meine Kamera im Rucksack verstaut, hielt der Bus mitten auf der Strasse an und ich wurde regelrecht in den Bus auf der gegenueberliegenden Strassenseite (der anscheint nur wegen mir stoppte) reingeschoben. Dort sprachen mich sofort 2 Einheimische an, wo ich doch hinwolle. Mit weiten Augen erklaerte mir eine nette Frau im perfekten Deutsch, dass es fuer Auslaender in dieser Gegend sehr gefaehrlich sei und ich nicht allein hier rumrennen sollte. Mit Flip Flops man nicht zum Wandern geht und es ohnehin zu spaet waere. Mit knirschenden Zaehnen hoerte ich auf diese Warnungen und fuhr mit meiner neuen Bekanntschaft zurueck in die Stadt.

Am spaeteren Abend trafen wir uns am Bahnhof und waren reif fuer unsere letzte gebuchte Fahrt zur "Blauen Perle Sibiriens", dem BAIKALSEE!

1 Kommentar:

  1. Schade, dass ihr die Brücke nicht erreicht habt. Ich hatte gehofft, etwas über dieses Bauwerk, das immer nur als Kommunale Brücke bezeichnet wird, zu erfahren.
    Trotzdem vielen Dank für die Schilderungen der Erlebnisse aus dem täglichen Hotelleben, die meinen Erfahrungen einer Reise durch Rußland in den 80ziger Jahren gleichen.
    Freundliche Grüße wajdz

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