Mittwoch, 16. September 2009

Olchon Island - oder Reif fuer die Insel...

07.08 - 10.08.2009

Eine kurze Nacht und eine langersehnte Dusche läueten den Aufbruch aus Irkutsk ein. Erst am Vortag in der Nacht angekommen, wollten wir nach gut drei Wochen Stadturlaub und Zugerlebnissen schnellstmoeglich aufbrechen um Beine und Seele ein wenig an den Ufern des Baikalsees baumeln zu lassen. Also Auschecken, Bus finden, nochmal Aussteigen, richtigen Bus finden, ankommen und Pfadfindern hinterherlaufen, die unserer Meinung nach das gleiche Ziel haben...
Zu unserem Glück hatten sie das gleiche Ziel, zu unserem Pech hatten wir nicht die gleiche Kondition...man hätte auch um- statt aussteigen können. Aber egal, erschlagen aber zufrieden erreichen wir den Busbahnhof, entscheiden uns für Mini- statt offiziellen Bus, erstehen einen Grundstock an Vorraeten und fragen uns wie es auf der Insel aussehen mag, Strom? fliessend Wasser? Supermarkt? INTERNET???
Unsere schlimmsten Ängste werden weiter geschürt als unser Minibus bepackt wird. Waehrend der Fahrer Gepaeckstuecke wie Tetrissteine in den für 10 Personen für uns ganz offensichtlich zu kleinen Bus wuchtet, wohl in der Hoffnung, wenn er nur eng genug packt wird sich das Gepaeck aufloesen, füllen drei Russische Paerchen Vodka aus Glasflaschen in PET um. Sollte es tatsaechlich keine Einkaufsmoeglichkeit geben? Einen russischen Laden ohne Vodka haben wir zumindest noch nicht gesehen...
Kurz nach Fahrtantritt atmen wir auf, ein grossteil der Vorraete scheint Wegzerrung zu sein. Inzwischen um eine Erfahrung weiser lehnen wir heute den Begruessungs- und auch die restlichen Vodka ab. auf der sieben stuendigen Fahrt stellt sich heraus, einer der Mitfahrer spricht ein wenig deutsch und ist sehr motiviert dieses mal wieder zu trainieren.
Nach einer scheinbar endlosen Fahrt erreichen wir einen Faehranleger und zum ersten Mal sehen wir den Baikalsee. Er ist, nun ja...also...in erster Linie gross. Umgeben von recht ansehnlichen Bergen, schon ein imposanter Anblick, den unser Fahrer kaum wuerdigt. Er draengelt sich geschickt an den wartenden Autos vorbei, um anschliessend ganz vorne zu warten.
Die Ueberfahrt an sich verlaeft recht unspektakulaer, dafuer schlagen unsere russischen Mitreisenden ordentlich Laerm als man ihnen, auf der Insel angekommen, das russische equivalent zur Kurtaxe abknoepfen will. So macht mans also als Einheimischer. Wir zahlen, aber nicht fuer alle Tage, man lebt sich schliesslich langsam ein...
Nach diesen Formalitaeten geht die Fahrt weiter, bis der Fahrer schliesslich hält, unser Gepäck ablädt zwei neue Mitfahrer einladt und uns herzlich verabschiedet. Wir sind uns nicht ganz sicher wo wir sind und ob unsere Fahrt an dieser Stelle endet, weil wir da sind wo wir hinwollten, oder ob der Fahrer eine Chance auf neue zahlende Kundschaft sah.
Doch nach ein wenig herumfragen erfahren wir, wir sind richtig und das Hostel unser Wahl ist gar nicht so weit weg. Lediglich die knapp 38 Grad, unser Gepäck und eine staubige Strasse wie aus einem alten Western erwecken den Eindruck wir befaenden uns auf einer Wuestendurchquerung. Aber die Muehe lohnt sich, mein erster Gedanke als wir Nikitas Guesthouse erreichen, FUSION Festival !!! Ein grosses Areal vollgestopft mit kleinen Huetten, Tuermchen, viel Farbe gestaltet mit viel Liebe zum Detail bildet einen krassen Kontrast zu dem sonst sehr eintoenigen Ort. Schon am Eingang empfaengt uns ein Aufruf die Insel durch ein gemeinschaftliches Muellsammeln zu verschoenern. Als Max dann noch die Hintergrundinformation rausgibt, dass das Hostel von einem ehemaligen Tischtennisweltmeister geleitet wird und wir beim einchecken gefragt werden, ob einer von uns vegetarisch isst, wird klar dieser Ort ist auf seine eigene Art etwas besonderes.
Kaum dass wir unser Zimmer bezogen haben, zieht es uns auch schon zum Strand und obwohl sich der Grossteil der Badegaeste schon auf den Rueckweg gemacht hat, geniessen wir das glasklare, dochleider arschkalte Wasser. Ein Ritual das Max in unserer restlichen Zeit auf der Insel mit beinahe religioesem Eifer tagtaeglich vollzieht.
Doch schon am naechsten Tag wird die Idylle der Insel gestoert, wir erfahren dass die Schiffsverbindung von der Insel gen Osten nur einmal woechentlich gehen. Fuer uns heisst das entweder zurueck nach Irkutsk und den herkoemmlichen Transsibweg nehmen oder das Abenteuer ueber das touristisch kaum erschlossene Ostufer des Baikalsee, aber dafuer schon nach drei Tagen die Insel verlassen. Ein Hin und Her, welches noch ewig angedauert haette, waeren da nicht die Hannoveraner gewesen.
Ein unverzeihlicher Fauxpas meinerseits, dass ich Fabian und die 2 Christians noch nicht erwaehnte, trafen wir sie doch schon am ersten abend...
Ebenfalls auf den Schienen der Transsib unterwegs, entdeckten wir schnell einige Gemeinsamkeiten, mehr ueber ihre Reise zu erzaehlen wuerde den Rahmen dieser Randnotiz sprengen und ist darueber hinaus auch unnoetig, da die jungs selbst fleissig schreiben, vielleicht sogar einen hauch fleissiger als wir. Aber bildet euch selbst ein Urteil...
Kurzstreckenticket.de
Doch zurueck zu unserem Konflickt, Christian, als Mann der Tat, war unsere Worte leid und da er gedachte an diesem Tag seinen Geburtstag zu feiern, zwang er uns mit eben diesem Argument mit Ihm und einigen Dosen Baltika №7 auf sein Wohl anzustossen. Schnell wurde uns klar dass wir schnell eine Entscheidung treffen mussten, unser Urteilsvermoegen hatte seine Tagesbestform bereits hinter sich gelassen. Ausschlaggebend war schliesslich das Argument, dass wir in der Naehe unser neuen Bekannten eh nicht mehr als drei Tage auf der Insel durchstehen wuerden. Wer mehr ueber die Geburtstagsfeier erfahren moechte, liest dies wohl besser bei den Hannoveranern. Abschliessend kann man wohl sagen, dass wir den Abend noch mit am Besten ueberstanden haben und am naechsten morgen trotzdem froh waren, nicht wie die Geburtstagskinder um neun Uhr auf eine Jeeptour ueber die Insel aufbrechen zu muessen...
Der Geburtstagsabend hinterliess jedoch auch durchweg positive Spuren, so taten wir ein Zelt und eine Karte Baikal und Umgebung auf, welche wir aeusserst guenstig erstanden.
Den Postgeburtstagstag beging dann jeder auf seine eigene Art. Max wusch seine Waesche, was sich durchaus als Tagesprogramm erwies...
Ich verschlief das Fruestueck...
...Und David wartete auf mich um dann zu einer gemeinsamen Wanderung ueber die Insel aufzubrechen...
Und schon hiess es wieder Abschied nehmen, dachten wir zumindest... Denn nachdem wir, um perfekt auf unser Abenteuer fernab der touristischen Pfade vorbereitet zu sein, abreisende Touristen am "Busbahnhof" um ihre alten Isomatten beschwatzt hatten, erreichte uns die Information, die Faehre sei kaputt. Von nun an ueberschlugen sich die Geruechte, kaputt, faehrt eh am anderen tag, faehrt aber unbezahlbar...
Nach einer Weile resignierten wir und beschlossen den Rest des Tages am Strand zu verbringen und am spaeten Nachmittag zu der wahrscheinlichsten Zeit am wahrscheinlichsten Ort auf die Faehre zu warten. Und so kam es auch: Wir warteten. Zusammen mit einer vielleicht zwanzig Koepfigen Reisegruppe, deren Anfuehrerin sich sicher war das Schiff wuerde kommen...
Kam es auch und die Geruechte ueber die Ticketpreise bewahrheiteten sich auch. Fuer uns keine Option unterbreiteten wir der Crew unser Angebot, nahmen die Entschlossene Ablehnung entgegen und zogen uns zum Strand zurueck. Von dort beobachteten wir in aller Ruhe, wie die Reisegruppe das Schiff in Besitz nahm, einige Nachzuegler hinzukamen und die Mannschaft begann das Schiff loszumachen. Schon mit einem innerlichen Bein auf dem Rueckweg ins Guesthouse winkte uns der Kapitaen doch noch auf das Schiff und ohne die gleiche Sprache zu sprechen verstanden wir doch, dass unser kleiner Sonderpreis gleichzeitig unser kleines Geheimniss bleiben sollte...

1 Kommentar:

  1. Hi Jungs,

    wieder im Alltag in Deutschland angekommen freuen wir uns umsomehr noch jemanden auf der Strecke zu kennen, bei dem man noch ein bißchen schmökern kann....Wir wünschen euch noch viel Spaß. Wir haben heute Diaabend mit Eltern gehabt und da auch natürlich über euch gesprochen...

    Liebe Grüße vom Olchon-Geburtstagskind Christian

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