Sonntag, 25. Oktober 2009

Maxx's - China Teil I

16.09.2009 - 25.09.2009

"Ich bin dabei, du bist dabei, wir sind dabei uns zu verlieren" Clueso

Fuer mich war schon das Ankommen in dieser scheinbar unendlichen Stadt so beeindruckend, dass ich aus dem Staunen nicht mehr herauskam. Auf einer Flaeche halb so gross wie Belgien, tummeln sich so viele Menschen wie in ganz Ostdeutschland leben. London, Berlin, Moskau, Paris, Singapor oder Kuala Lumpur viele Hauptstaedte habe ich schon gesehen. Aber Peking uebertrifft alles bisher dagewesene. 6 Ringe (Autobahnen) grenzen die Stadt ein. Als wir diese einzeln passieren dauert es mit Tempo 80 von Ring 6 zu Ring 2 eine geschlagene halbe Stunde.

Ausgestattet mit einer Karte in der 4 spurige Strassen als Wege eingezeichnet sind, machte ich mich allein mit dem Fahrrad zur Nationalbibliothek. Als Bibliothekar ist es fuer mich ein Muss und eine fortgefuehrte Tradition die Hallen des Wissens in den Hauptstaedten zu besuchen. Nach einer 1h bin ich auch fuendig geworden, doch weiterhin zu muede, um das Innere zu bestaunen. Den Rueckweg wollte ich auf einer anderen Route radeln. Bloedsinnige Idee! Noch 2 weitere Stunden sollten vergehen, bis ich die Jungs wiedertraf. Eigentlich ist es einfach sich in Grosssatedten zu orientieren. Immer an irgendwelchen Fixpunkten wie Hochhaeusern festhalten und drauf zusteuern. Mit einkalkulierten Umwegen klappte das bisher auch immer. Doch in Peking war das nicht mehr der Fall. Die ganze Zeit in der ich umherirrte, waren immer wieder neue imposante Bauten aufgetaucht. Keines konnte ich als Anhaltspunkt fuer meine Standortbestimmung benutzen. Spaet Abends, es war schon dunkel, hatte mich ein Polizist auf den richtigen Weg gebracht. Unglaublich aber diese Stadt sollte jeder mal gesehen haben.

Die 'Pekinger-Zeit' verging so schnell, dass ich von den Attraktionen nicht viel gesehen habe. Die verbotene Stadt, die in meinen Gedanken und mit ihrer Geschichte schon ein Bild aufkommen lies, blieb hinter den Erwartungen zureuck. Vielleicht lag es auch einfach an den uebertriebenen Vorstellungen ('dank' Hollywood ) die ich als Europaeer von diesem Gelaende hatte. Oder es war der Audiofuehrer, der mehr ueber die Lebensweise in der Stadt berichtete und nicht ueber das Geschehene mit deren Folgen fuer dieses riesigen Land. Vorher besichtigte ich mit Stephan (our mongol rally), den wir wiedergetroffen hatten, noch den Tempel des Himmels. Im Vergleich zur verbotenen Stadt bot dieser mit dem dazugehoerigen Audioguide mehr Beeindruckendes. Die Tempelanlagen sind wissenschaftliche Meisterwerke. Besonders beeindruckt hatte mich der Himmelsaltar. Ein ausgefeiltes System in dem die Schallwellen fuer Reden oder Gottesanbetungen so miteinander verknuepft werden, dass der Sprecher von jeder Stelle aus gehoert werden kann. Dabei steht die Zahl 9 als heilige Zahl der Chinesen immer wieder im Mittelpunkt. Der erste Kreis besteht aus 9 Steinen, der zweite zaehlt 18, der dritte 27 und so weiter. Dies fuehrt sich auf 3 Platformen (9 Stufen in der Hoehe) fort und am Ende sind es 27 Kreise. Als dritte Touristenaktion stand die Mauer auf dem Programm. Ich will behaupten, dass es wenige Menschen gibt, die diese nicht in ihren Bann zieht. Das steinerde Gebilde durchschneidet die gruene Landschaft wie ein weisses Tau, das man einfach ins frischgemaehte Gras wirft. Wer fuer diesen Bau verantwortlich ist, muss von der Angst vor den Mongolen nur so besessen gewesen sein.

Martin, unser Gastgeber, hatte sich als perfekter Peking- und Chinaeinstiegsguide erwiesen. Die Spuren der Backpacker zu verlassen und das Leben auf eine andere Art und Weise kennenzulernen, waere ohne ihm nicht moeglich gewesen. Hier auf diesem Wege noch einmal mehr ein grosses Dankeschoen von mir, fuer Deine Muehe mit uns und die Gastfreundlichkeit, die du uns entgegen gebracht hast.

Am 16. Oktober ziemlich genau 2 Monate nach unserem gemeinsamen Start in Berlin , habe ich wegen unterschiedlicher Interessen in Sachen China die Reisegruppe als Erster verlassen. Nach der 13 stuendigen Zugfahrt ueber Nacht im Softseat (vergleichbar mit unseren ICE-Sitzen) erreichte ich Xi'an. Die Hauptstadt der alten Kaiser. Wie bestimmt fast jeder hatte ich von dieser Stadt vorher nicht viel gehoert. Doch immerhin leben zur Information da noch mehr Menschen als in Belin. Beruehmt geworden ist Xi'an hauptsaechlich durch die Terra Cotta Armee, welche ich unbedinmgt sehen wollte. Dort angekommen erkundigte ich mich gleich, wie ich am preiswertesten in Richtung Sueden komme. Das Glueck heftete weiterhin an mir und ich bekam als letzter ein billiges Ticket fuer einen Flug nach Guilin. Es erparte mir nicht nur die 27h Zugfahrt, sondern auch (was viel wichtiger war) viel Zeit die ich in Peking verloren hatte.

Die Stadt Xi'an ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Das alte Zentrum ist umgeben von einer komplett erhaltenen Stadtmauer. Leider blieb es mir verwehrt diese mit dem Fahrrad abzufahren. Die Chinesen wollten mich aus Sicherheitsgruenden nicht bei Regen fahren lassen. Die muessen wohl denken, dass nur sie Fahrrad fahren koennen. So blieben mir "nur" der Trommel- und Glockenturm und, wie schon erwaehnt, die steinerne Armee von Soldaten. Vor ca. 2000 Jahren, als wir noch in den Waeldern gehaust haben, hatte sich ein Kaiser aus Angst vor dem Tode diese Beschuetzer mit ins Grab stellen lassen. Beeindruckend ist, das keine Figur der anderen gleicht. Natuerlich weisen die Chinesen mit gutem Recht so oft sie koennen darauf hin, wie entwickelt ihre Kultur in dieser Zeit gewesen ist. Ein Schild beschrieb, dass das Volk schon vor 2000 Jahren die Veredelung des Stahls durch Chrome entwickelt hatten und erst in der Mitte des letzten Jahrhunderts die Amerikaner und wir Deutschen darauf gekommen sind. Der Text endet mit dem Satz "How amazing is that". In Diskusionslaune fragte ich unseren Tourguide was sie aus diesen Vorteil gemacht haben und warum wir es wieder neu erfinden mussten? Aus einem Buch erfuhr ich, dass es einige Kaiser gab, die ganze Bibliotheken mit deren Aufzeichnung vernichtet hatten. Und sich somit immer wieder in das Reich des Nichtswissen zurueckkatapultierten. Glueck fuer uns oder wir wuerden heute alle chinesisch pauken.

Die ersten Flugstunden auf dieser Reise waren abgesehehn von einem nervenden, schmatzenden, dicken Chinesen neben mir noch recht angenehm. Fuer 38 Euro einen 2 stuendigen Flug inklusive Essen und Trinken, daruber kann man nicht meckern. In Guilin angekommen nahm ich nach der Touristeninformation den Bus in Richtung Stadt. 2 Tage inklusive einem Parkaufenthalt mit 2 Deutschen, wovon einer perfekt Chinesisch sprach, reichten mir dann auch aus. Der Hoehepunkt war der letzte Abend, als wir 3 Deutschen und ein Englaender halb betrunken vor ca. 100 Chinesen Karaoke gesungen haben. Bei der Songauswahl taten wir uns schwer. Andre und ich waren mit den Liedern, nicht so vertraut wie die anderen beiden Mitstreiter. Die Einigung fiel auf George Michael "Last Christmas! I gave you my heart". Ich moechte hinzufuegen, dass wir einige Biers intus hatten und es zudem ca. 35 Grad heiss war. Zum Glueck werde ich Guilin so schnell nicht wieder besuchen.

Schon vorher war klar, dass Guilin nur als Startpunkt fuer die Bootsfahrt nach Yangshuo genutzt werden wuerde. Daniel den ich durch Zufall wieder getroffen hatte, schloss sich mit seiner Angetrauten auch gleich an. Die Fahrt geht durch die schoensten und am meisten fotografiertesten Landschaften von ganz China . Fast jeder Chinese ist voller Neid, wenn man ihm vom "Li Fluss" erzaehlt. Leider war Annika beim Anblick des Bambusbootes nicht von der Sicherheit ueberzeugt und so musste ich mir fast die ganze Fahrt ihre Diskussion mit Daniel ueber mich ergehen lassen. Ich selbst war des Gespraeches leid und genoss mit meinem I-Pod die Schoenheit der Natur fuer mich. Am Ende der Fahrt war ich um 2 Erfahrungen reicher. Einmal wie geduldig wir Maenner doch mit den Frauen sein koennen und zum zweiten, wie schoen es doch ist allein zu reisen. Diese Unabhaengigkeit sollte mich in den naechsten Tagen noch mehr beeindrucken.

Der Plan war Yangshuo nach einer oder 2 Naechten, wegen meines eigentlichen Ziel's (Bamei) wieder zu verlassen. Am Ende wurden es 5 Tage eh ich mich von diesen wunderschoenen Ort trennen konnte. Ich traff gleich bei der Ankunft im Zimmer auf 2 Norweger (Nick und Alex angehende Aerzte), die ich wohl so schnell nicht mehr vergessen werde. Spaeter kamen noch 2 Englaender hinzu, die in der hauseigenen Bar arbeiteten. Mit diesen 4 verbrachte ich 5 immer wiederkehrende aber wunderschoen Tage. Frueh 'aehm' mittags aufgestanden ging es erstmal zu Anni, in das beste Lokal der Stadt. Gleich danach mit den Fahrraedern zum geheimen Strand , wo ich den Kater vom Vorabend mit Klettern, Schwimmen und in der Sonne liegend immer auf ein Neues besiegen konnte. Zum Glueck waren Nick und Alex mit ihrer Reise kurz angebunden und ich konnte mich mit ihnen von Yangshou gemeinsam trennen.

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